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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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sich sagen, während der Korallenfürst sie immer noch fest an sich drückte und der salzige Geruch seiner Haut ihr in die Nase stieg. Eine leise Erinnerung brandete in ihr hoch. Die Erinnerung an einen Moment fern des Krieges, fern jeglicher Schrecken. Eine Erinnerung an Geborgenheit. Doch es war nicht mehr als das – eine Erinnerung. Ihr Körper mochte auf seine Nähe reagieren, auf das Gefühl seiner Haut an ihrer Wange, seiner Hände, die sie mit sicherem Griff hielten, doch ihr Körper bestimmte nicht über ihre Taten. Ihr Verstand stand über allem. Ihr Land stand über allem. »Ihr könnt nicht mehr gewinnen, gebt auf. Ich bitte Euch. Seid nicht so stur. Ihr geht unter.«
    »Haltet Euch fest.« Der Korallenfürst schob sie unvermittelt ein Stück von sich und drehte sich wieder um. Liadan konnte sich nur an einem Tau festhalten und zusehen, wie der Korallenfürst die Arme nach vorn stieß und sie sogleich wieder abrupt zurückzog. Das Meer in der Linie der Feinde hob sich zu einer furchteinflößenden Welle und riss eines der Schiffe einfach mit sich, immer näher auf den Korallenfürstenzu, bis es mit einem ohrenbetäubenden Tosen gleich einem Spielzeug in den Abgrund gespült wurde.
    »Nein!« Liadan schloss die Finger ihrer freien Hand um die Weste des Fürsten und zerrte an ihm. »Nein! Nein! Nein! Hört auf!« Sie ballte die Hand zur Faust und schlug gegen seinen Rücken, als der Korallenfürst plötzlich zu ihr herumfuhr. Eine Hand in den Tauen, umfasste er mit der anderen ihre Wange. Er zog sie zu sich heran, grub seine Finger unter ihr Haar und bohrte sie in ihren Kopf. Sein Gesicht brachte er knapp vor das ihrige, sodass sie kaum mehr als das magische Silber seiner Augen sehen konnte. Nichts Zärtliches lag in dieser Geste, nichts Liebevolles. Fast schon gewalttätig hielt er ihre Wange umschlossen, der Daumen lag hart gegen ihr Kinn gepresst und verhinderte, dass sie sich abwenden konnte. »Ihr habt recht … Majestät .« Er spuckte ihr jedes Wort entgegen. »Dies ist Wahnsinn. So verkündet Eure Kapitulation, lasst ab von Eurer Zerstörungsmission und gebt die Menschen frei.«
    Liadan starrte ihn an, sie war zu überrascht von seinem Angriff, als dass sie etwas hätte erwidern können. Es blieb ihr nur, in seine Silberaugen zu sehen und ihre rasenden Gedanken zu ordnen.
    »Liadan …« Ein verzweifeltes Flüstern, drängend, ungeduldig, voller Schmerz. Sein Griff ließ etwas nach, seine Finger lagen nun sanft auf ihrer Haut und drückten nicht mehr schmerzhaft zu. »Ich will das alles hier nicht. Beende es, ich flehe dich an.«
    »Ich kann nicht.« Ihre Stimme klang schwach, jede Überlegenheit war daraus verschwunden. »Du weißt, ich kann nicht. Elvion wird ein besserer Ort. Ich muss alles dafür tun. Alles .«
    Einen Moment lang sah er ihr noch in die Augen, dann ließ er seine Hand sinken. »Ich habe mich in dir getäuscht.«
    Diese Worte sollten ihr nicht so weh tun, und doch war da etwas in ihrer Seele, das sich wünschte, die Frau zu sein, die er in ihr gesehen hatte. Sie wünschte, die Enttäuschung in seiner Stimme nicht hören zu müssen. Aber sie war nun einmal nicht die, die er gemeint hatte.
    »Das habe ich dir von Beginn an gesagt«, erwiderte sie und kämpfte um eine gefühllose Miene, doch sie wusste, die Zeit ihrer Gefangenschaft hatte ihr etwas von der Fähigkeit genommen, ihre Gefühle zu verbergen oder gar auszuschalten.
    Der Korallenfürst nickte langsam und sah zurück zum Abgrund, der deutlich schmäler geworden war. Auch die Befreiungsschiffe befanden sich jetzt viel weiter weg. Die Magierin hatte es geschafft, die Schiffe mit ihren Windböen in Sicherheit zu bringen. Liadan war es gelungen, den Korallenfürsten abzulenken.
    »Es ist noch nicht vorbei«, hörte sie den Piratenfürsten sagen, als er sich wieder den Feinden zuwandte. »Denn ich kann auch nicht anders.« Mit diesen Worten streckte er erneut die Hände aus, und Liadan schrie vor Verzweiflung auf. Eine Regung, die sie sich ansonsten nie erlaubt hätte, doch inmitten dieses Kampfes, dieses Sturms und des bockenden Schiffes konnte sie sich nicht mehr zusammennehmen. Es war genug. Sie war am Ende. Sie würde nicht zusehen, wie der Korallenfürst weitere ihrer Unterstützer vernichtete.
    Fest entschlossen, den Piratenanführer von diesem Schiff zu stoßen, verstärkte sie ihren Griff um das Tau, als seine Arme plötzlich an seine Seiten sanken und sein Kopf herumfuhr. Liadan folgte seinem Blick zur anderen

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