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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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Andere Frauen sahen nicht mehr als ein hübsches Gesichtund fielen beim Anblick der schwarzen Augen vor Entzücken in Ohnmacht, doch Marinel war nicht wie sie. Sie war nie eine dieser vernarrten Nevliin- oder Valuar-Verehrerinnen gewesen. Nein, sie hatte den beiden nachgeeifert, hatte sie als Vorbild betrachtet. Nevliin war ihr Held gewesen, jemand, zu dem sie hatte aufblicken können, da sie keinen Vater gehabt hatte, an dem sie sich hatte ausrichten können. Und als Valuar nach Lurness gekommen war, hatte sie so viel von Nevliin in ihm wiedererkannt. Sie hatte ihn so lange bewundert, bis er sein wahres Ich offenbart hatte.
    Jetzt war ihre Freundschaft beendet, die eher in harmonischen, stillen Augenblicken entstanden war als durch tiefsinnige Gespräche. Einst hatte Marinel gedacht, Valuar und sie hätten etwas ganz Besonderes miteinander geteilt, dieselben Werte, die gleiche Vision, aber sie hatte sich getäuscht. Und jetzt musste sie mitansehen, wie Valuar unbeschwert über den Hof tanzte. Er würde sein Leben lang tanzen können und erdreistete sich auch noch, dies vor ihren Augen zu tun, nachdem er sie verkrüppelt hatte.
    Erneut verspürte sie den inneren Drang, laut aufzuschreien. Wie bei einem leise brodelnden Vulkan stieg nun die Lava hoch und drohte, sie explodieren zu lassen. Ihre Muskeln spannten sich an, und ihr rechter Daumen begann zu pochen – ein Phantomschmerz, schließlich war er abgenommen worden. Wie schon viele Male zuvor wollte sie Valuar sagen, dass sie alles wusste, wollte ihn vor allen bloßstellen, doch die Vernunft obsiegte – dieses Mal noch.
    Schwerfällig erhob sie sich und verschwand in den Schatten der Bogengänge. Sie hoffte, dass Valuar ihr Fortgehen nicht bemerken würde, denn er hatte stets ein Auge auf sie, das spürte sie deutlich. Vermutlich fürchtete er die Verantwortung, die er mit seinen Worten an den Befehlshaber übernommen hatte.Er hatte wohl Angst, Marinel könnte ihm Schwierigkeiten bereiten, aber das war ihr gleich. Sie war hier, um die Königin zu befreien und sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen. Valuar war lediglich ein Werkzeug, und sie würde es benutzen. Sollte er seine Ritter anführen, sie genoss Esteraz’ Vertrauen, und allein das zählte. Sie konnte es seinen Augen ablesen, dass er ehrlich war und ihm die Befreiung der Königin wichtiger war als alles andere. Er war ein wahrer Ritter, auch wenn er niemals den Eid geleistet hatte. Vielleicht vertraute sie ihm deshalb. Er stammte aus niederen Verhältnissen und hatte sich seinen Weg nach oben mit Treue, Willensstärke, Disziplin und Durchhaltevermögen erkämpft. Er war ihr ähnlich, und Valuar würde nie verstehen, wie schwer dieser Weg war, wenn einem nichts in die Wiege gelegt wurde.
    Durch einen Torbogen gelangte sie in die Gärten des Palastes. Das Gelächter und die Musik waren hier nur noch leise zu vernehmen, und die Luft war sehr viel angenehmer als inmitten der vielen Leute. Die Sterne spendeten ein fahles Licht und zeigten die Konturen exotischer Obstbäume. Ihr süßer Duft lag in der Luft, und von irgendwoher hörte Marinel das Plätschern von Wasser. Sie wollte es finden und sich ein wenig abkühlen, denn in Riniel war es selbst nachts fast unerträglich heiß, und ihr Zorn beim Anblick Valuars hatte auch nicht dazu beigetragen, die Hitze zu vertreiben.
    Schmale Wege führten durch die Wiesen, und schließlich fand Marinel den Ursprung des Plätscherns: ein Felsgebilde, das sich an eine weiße Steinwand schmiegte und von dem ein Wasserfall in ein kreisrundes Becken fiel. Erschöpft ließ sie sich auf dem Rand nieder und streckte ihr schmerzendes Bein aus. Sie ließ ihre Hand ins Wasser gleiten und seufzte, da es zu warm war, um wirklich angenehm zu sein. Riniel war ein dampfender Kessel, und nichts hier drin würde jemals kaltwerden. Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, wie es war zu frösteln. Somit hatte die Hitze auch etwas Gutes: Die Erinnerung an den Gletscher verblasste, auch wenn der Schmerz blieb.
    »Ihr seid nicht beim Fest?«
    Marinel wandte den Kopf um und blickte auf silberfarbene Sterne, die sich an einem Gürtel aneinanderreihten. Matt schimmernd ruhten sie an den Hüften des Halbelfen, so, als wären sie nur ein Schmuckstück. Doch Marinel hatte nicht vergessen, wie tödlich sie sein konnten.
    »Ihr ebenfalls nicht«, antwortete sie und blickte dem Piraten ins Gesicht. Schatten verdunkelten es und ließen die markanten Züge noch schärfer wirken. Trotz der

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