Elfennacht 01. Die siebte Tochter
Pfauenrad.
»Wo ist Prinzessin Cordelia?«, fragte Rathina die Dienstmagd.
»Bei den Hunden, Mylady«, antwortete diese mit einem Knicks.
»Belladonna, eine ihrer Lieblingshündinnen, hat vor ein paar Wochen geworfen«, erklärte Rathina Anita. »Ganz sicher werden wir Cordelia zwischen ihren Welpen finden.«
Sie steuerten auf die Hundezwinger zu, doch als eine Ente mit ihren flauschigen gelben Entenküken im Schlepptau über den Weg lief, blieb Anita stehen. Lächelnd sah sie zu, wie die Entenmutter ihre Kinder zu dem nahe gelegenen Teich trieb.
Rathina schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Komm jetzt. Belladonnas Welpen warten!«
Bereits beim Näherkommen konnte Anita das Kläffen der jungen Hunde hören. Rathina öffnete das Weidentor und sie traten ein.
Cordelia saß am Boden und überall auf ihr krabbelten Welpen herum. Sie waren alle hellbraun mit gelben Augen. Anita schätzte, dass es so um die acht oder neun sein mussten. Ganz in der Nähe lag eine ausgewachsene Hündin. Sie schwitzte in der Hitze und beobachtete die Jungen aufmerksam.
»Cordelia, ist das ein angemessenes Benehmen?«, schalt Rathina sie. »Das sind Arbeitstiere und keine albernen Schoßhündchen. Was würde Vater dazu sagen, dass du sie so verwöhnst?«
Cordelia lachte und versuchte die quirligen Welpen von ihrem Schoß zu schieben. »Ach, für ihre Ausbildung bleibt noch genügend Zeit, jetzt dürfen sie spielen«, sagte sie. »Tania! Bitte hilf mi r – ich komme nicht mehr hoch!« Sie lachte laut auf, als die Welpen sie nicht gehen lassen wollten und immer wieder an ihr hochsprangen, sodass sie das Gleichgewicht verlor.
Anita lief zu ihnen hinüber und sank auf die Knie. Binnen weniger Sekunden saß ihr schon ein kleiner zappliger Welpe auf dem Schoß und leckte ihr mit seiner feuchten Zunge übers Gesicht. »Die sind ja total süß!«, stieß sie hervor, als von der Seite ein weiterer Welpe auf sie sprang.
»Was seid ihr doch für Kinder!«, rief Rathina lachend. »Also, ich muss mich derweil ernsteren Angelegenheiten widmen! Ich werde Maddalena im Stall satteln lassen und dann werden wir draußen im Koboldmoor ein paar Sprünge wagen.« Sie suchte Anitas Blick. »Ich überlasse dich deinen neuen Freunden«, sagte sie. »Und denkt daran, Euch vor dem Mittagessen die Hände zu waschen und Euch umzuziehen. Ich werde mich nicht an einen Tisch mit Schwestern setzen, die nach Hund stinken.« Dann ging sie mit einem letzten Kopfschütteln in Richtung der Stallungen davon.
Cordelia setzte sich auf und lächelte Anita an. »Die anderen Hunde müssen spazieren geführt werden«, sagte sie. »Würdest du gerne mitkommen?«
»Natürlich«, sagte Anita, setzte vorsichtig die Welpen ins Gras und rappelte sich auf.
Ein paar besonders wagemutige Welpen folgten ihnen, bis Cordelia sie streng ermahnte und sie folgsam zu ihrer Mutter zurücktapsten.
Die beiden Schwestern gelangten durch ein weiteres Tor in einen umzäunten Bereich voll mit langbeinigen Hunden, die bei Cordelias Anblick sofort anfingen zu bellen, um hinausgelassen zu werden.
Cordelia öffnete das Tor und plötzlich standen Anita und sie knietief zwischen lauter Hundenkörpern. Die Hunde hatten einen breiten Brustkorb, kräftige, muskulöse Flanken und dünne Schwänze. Ihre Köpfe waren klein, mit langen schmalen Schnauzen und großen klugen Augen.
Auf ein Wort von Cordelia lief das ganze Rudel los und rannte kläffend in Richtung der Felder.
Anita und Cordelia jagten hinter ihnen her. Ab und zu rief Cordelia ihnen etwas zu, sodass das Rudel entweder nach links oder rechts schwenkte oder ganz stehen blieb, während die beiden Schwestern aufholten.
Ein Hund scherte aus der Meute aus und rannte auf eine Baumgruppe zu.
»Pyewhacket!«, rief Cordelia. »Komm zurück!«
Der Hund hielt zögernd inne und trottete dann langsam mit gesenktem Kopf auf sie zu. Er setzte sich zu ihren Füßen und starrte sie mit seinen großen bernsteingelben Augen an.
»Du musst lernen, meinen Befehlen zu gehorchen«, sagte Cordelia zu dem Hund. »Möchtest du denn nicht der königlichen Meute angehören, wenn du alt genug bist?«
Der Hund winselte erst leise, dann bellte er.
»Diese Geschichte habe ich schon mal von dir gehört«, sagte Cordelia streng. »Aber für solche Welpengeschichten bist du wahrlich schon zu alt! Fort mit di r – geh und warte bei den anderen.«
Während der Hund zum Rest des Rudels hinüberlief, blickte er hin und wieder schuldbewusst zurück.
»Entschuldige, wenn
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