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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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wirklich. Nicht echt.
    Aus dem Inneren des Irrgartens drangen mehrere Kinderstimmen.
    »Sie spielen, so wie wir früher«, sagte Rathina. »Möchtest du gern hinein?«
    Anita schüttelte den Kopf. Der Anblick des Labyrinths hatte ihr den Schulausflug lebendiger als je zuvor ins Gedächtnis gerufen.
    Direkt nach dem Ausflug hatte sie Evan zum ersten Mal gesehen. In dieser Traumwelt jedoch liebte Evan sie nich t – er hatte sie angelogen und sie wie eine Vollidiotin dastehen lassen, und daran wollte sie auf gar keinen Fall denken.
    Die beiden Mädchen durchquerten einen Obsthain und gelangten zu ein paar niedrigen Holzhäusern mit reetgedeckten Dächern. Die Häuser standen am Rand einer weiten Fläche aus Koppeln und kleinen Teichen, die durch Bäume oder niedrige Zäune aus Korbgeflecht voneinander getrennt waren.
    Anita sah Rehe, Ziegen, Schafe und Kühe mit langen Hörnern und zottelig braun-weißem Fell friedlich nebeneinander grasen. In den Teichen tummelten sich Biber und Otter, in den Bäumen Eichhörnchen, Marder und langgliedrige Affen.
    Als Anita und Rathina vorbeigingen, sahen die Tiere sie mit ihren schwarzen Knopfaugen an. Schwäne glitten auf dem Teich dahin, Gänse und Enten watschelten am Ufer auf und ab. Raben, Turmfalken und Milane hockten wachsam auf den Zäunen und graue Tauben flatterten graziös in ihren Taubenschlag hinein und heraus.
    Eine kleine braune Ziege kam zu Anita und beschnupperte ihre Hand. Das Tier blickte sie mit sanften Augen an und Anita blieb kurz stehen, um ihr die langen, weichen Ohren zu streicheln.
    »Tania, trödle doch nicht so«, sagte Rathina, die weitergegangen war. »Meine Güte, du hast dich kein bisschen verändert.«
    »Ich mag Tiere nun mal«, verteidigte sich Anita und bemühte sich, Rathina wieder einzuholen.
    Plötzlich raschelte es und Anita sah ein großes braunes, eidechsenähnliches Wesen durchs hohe Gras schießen. Anita schätzte, dass es zusammen mit dem langen, hin und her schwingenden Schwanz bestimmt über einen Meter lang war.
    »Das ist ein Salamander«, erklärte Rathina ihr. »Nimm dich in Acht: Er speit Feuer. Wenn man ihm zu nahe kommt, verbrennt man sich.«
    »Wirklich?« Anita starrte dem Tier überrascht nach, das hin und her zuckend verschwand.
    Wenige Augenblicke später bemerkte sie einen reetgedeckten Stall mit verriegelter Tür. Durch ein kleines Fenster, das sich etwas mehr als einen Meter über dem Boden befand, schaute ein glitzerndes rotes Auge hinaus und beobachtete die beiden Mädchen.
    »Was ist da drin?«, fragte Anita.
    »Ein Basilisk«, sagte Rathina. »Er ist krank. Cordelia glaubt, dass sie ihn gesund pflegen kann, dann will sie ihn hinauf in die Berge bringen und wieder aussetzen.«
    »Was ist ein Basilisk?«, fragte Anita und trat sofort interessiert näher ans Fenster.
    Doch Rathina antwortete nicht. Als Anita sich umblickte, sah sie, dass ihre Schwester ein Stück weitergegangen war, sich über einen niedrigen Zaun beugte und einigen Ottern am schlammigen Ufer eines Teichs beim Spielen zusah.
    »Hallo«, flüsterte Anita und bückte sich leicht, um durch das Fenster in der Stalltür zu sehen. »Wer bist du denn?« Sie klopfte sanft an das Glas. Das rote Auge hatte sich in die Dunkelheit zurückgezogen, aber Anita hatte noch immer das Gefühl, mit großem Misstrauen beäugt zu werden. »Hab keine Angst«, sagte sie. »Ich tu dir nichts.«
    Da rumpelte es auf einmal im Stall und das Wesen machte einen Satz auf das Fenster zu. Ein scharfer gebogener Schnabel stieß gegen das Glas und ein blutrotes Auge starrte sie an.
    Erschrocken wich Anita zurück, stolpert e – konnte aber gleichzeitig den Blick nicht von dem Auge des Basilisken abwenden. Ihr wurde schwindlig und ihre Glieder fühlten sich mit einem Mal ganz schwer an. Sie versuchte sich aufzurappeln, aber sie hatte keine Kraft mehr in den Beinen. Anita starrte in das Auge, während das Blut in ihren Schläfen pochte.
    Ihre Brust schmerzte, als würde eine Faust ihr Herz zerquetschen.
    Das Rauschen in ihrem Kopf begann wieder nachzulassen. Eine rote Dunkelheit senkte sich über ihre Augen. Ihr wurde eiskalt.
    »Mylady!« Aus weiter Ferne vernahm sie eine Stimme. »Mylady, seht mich an!« Ein Gesicht tauchte vor ihr auf.
    »Gabriel?« Sie hatte das Gefühl, als habe man eine schwere Last von ihr genommen. Langsam kam sie wieder zu sich, überrascht über das helle Tageslicht blinzelte sie. Sie lag ausgestreckt am Boden und Gabriel kniete neben ihr, rüttelte sie an der

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