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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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wollte allein sein und in Ruhe nachdenken.
    Nachdem Zara gegangen war, blieb Tania noch eine Weile bei Rathina und die beiden beobachteten schweigend, wie die Reiter in der Ferne immer kleiner wurden.
    »Ich werde Maddalena satteln«, sagte Rathina schließlich. Dann musterte sie Tania stirnrunzelnd. »Dir ist nicht wohl«, sagte sie und berührte Tania am Arm. »Was fehlt dir?«
    »Ich nehme an, ich kann mich einfach nicht damit abfinden, zwei Personen gleichzeitig zu sein«, gab Tania zu. »Ich habe Angst, dass ich den Verstand verliere!«
    »Ein flotter Ritt über Stock und Stein würde deine Zweifel sicher vertreiben. Es gibt doch nichts Schöneres, als sich beim galoppieren den Wind um die Nase wehen zu lassen«, verkündete Rathina. »Wenn du magst, werde ich dir eine ruhige Stute aussuchen.«
    »Nein, danke«, sagte Tania.
    Sie mochte Pferde zwar, aber sie hatte noch nie eines geritten, jedenfalls nicht, so weit sie sich erinnern konnt e – und ein Ausritt mit der furchtlosen Rathina klang da nicht gerade verlockend.
    »Ich habe noch niemandem davon erzählt«, fuhr sie zögernd fort, »aber in der Nacht, bevor ich hierherkam, sind mir ein Paar Flügel gewachsen und ich bin geflogen.«
    Sie konnte Rathinas Blick nicht deuten. »Im Traum oder in der Realität?«
    »Ich bin mir nicht siche r – nicht mehr«, sagte Tania. »Es schien kein Traum zu sein. Ich meine, es war unglaublich und hat sich sehr echt angefühlt. Aber dann sind die Flügel zusammengeschrumpft und abgefalle n – und ich war wieder ich.« Sie warf einen Seitenblick auf Rathina. »Ich weiß, dass im Elfenreich nur Kinder fliegen, aber ich fand es atemberaubend. Und ich vermisse es!«
    Rathina legte Tania den Arm um die Schultern und zog sie näher zu sich heran. »Wenn ich mit Maddalena über die Felder galoppiere und mir der Wind das Haar zerzaus t – ach, da gibt es Zeiten, da glaube ich fast, dass ich wieder fliege«, sagte sie mit verträumter Stimme. »Mit diesen Sehnsüchten bist du nicht allein, Tani a – auch ich wünsche mir manchmal, dass ich noch Flügel hätte.«
    »Da bin ich aber froh, dass ich nicht die Einzige bin, die so empfindet«, sagte Tania erleichtert.
    »In manchen Geschichten«, fuhr Rathina fort, »in sehr alten Geschichten wird von einer Zeit erzählt, da wir unser ganzes Leben lang Flügel hatten.«
    »Wirklich?« Tania starrte sie an. »Und was ist dann geschehen?«
    »Ach«, sagte Rathina. »Ich weiß es nicht und vielleicht ist es auch nur ein Ammenmärchen.« Sie schüttelte den Kopf wie ein Hund nach dem Schwimmen. »Aber wir sind erwachsen und haben keine Flügel. Pfui, wie hast du mich nur auf solch alberne Gedanken gebracht, Tania?« Sie drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Maddalena wartet«, sagte sie. »Lass uns Stillschweigen über diese Unterhaltung bewahren, sie soll unser Geheimnis sein!«
    Tania nickte und lächelte. Es war ein gutes Gefühl, sich Rathina anvertraut zu habe n – und es half zu wissen, dass sie in ihr eine wahre Freundin gefunden hatte. Mit ihren Schwestern um sich– und unterstützt von Gabriels unerschütterlicher Freundschaf t – konnte sie hier vielleicht irgendwann glücklich werde n … irgendwann.
    Der private Garten lag verlassen da an diesem sonnigen Nachmittag. Tania schlenderte den Kiesweg zwischen den weitläufigen Rasenflächen entlang und freute sich über die Farbenpracht der gepflegten Blumenbeete. Entlang der Kieswege standen beschnittene Büsche, an denen jedes einziges Blättchen an seinem Platz war. Außerdem gab es gestutzte Buchsbaumgruppen in Gestalt von Pferden, Vögeln und Schachfiguren und an den Wegkreuzungen standen Statuen und Springbrunnen.
    Die Einzigen, denen Tania auf ihrem Weg begegnete, waren ein paar Gärtner, die ganz in ihre Arbeit versunken waren. Sie näherte sich einer Frau, die in einem Meer dunkelroter Blumen kniete und von dutzenden weißen Schmetterlingen umringt war.
    »Was sind das für Blumen?«, fragte Tania sie.
    »Chrysanthemen, Mylady«, antwortete die Frau.
    »Die Schmetterlinge scheinen sie sehr zu mögen.«
    »Fürwahr, Mylady. Sie duften herrlich, nicht wahr?«
    Tania lächelte. »Wundervoll.«
    Die Frau blickte sie vorsichtig an. »Mylady? Darf ich offen sprechen?«
    »Aber natürlich«, erwiderte Tania.
    »Ich gebe nichts auf Gerüchte und Klatsch«, setzte die Frau an. »Doch ist mir zu Ohren gekommen, dass Ihr entschlossen seid, dieses Land zu verlassen und in die andere Welt zurückzukehren.« Sie

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