Elfenschiffe (Mithgar 03)
Jinnarin einfach auf dem Tisch sitzen. Nach einer kurzen Weile trank sie ihren Tee aus und kletterte nach unten, um sich vor das Feuer zu setzen und nachdenklich in die langsam erlöschende Glut zu starren.
Die Nacht legte sich über das Land, und in der kristallklaren Luft erschienen die Sterne einer nach dem anderen am violetten Himmel. Alamar stapfte den gewundenen Weg entlang, von dem aus die Lichter von Kairn in der Ferne zu sehen waren. Neben ihm ritt Jinnarin auf Rux, der lautlos durch die Düsternis tappte.
Früher am Tag hatten sie ein paar Dinge zusammengepackt, wobei Jinnarin ihre Satteltaschen und den Rucksack mit frischen Vorräten gefüllt hatte. In dieser Zeit hatten sie und der Magier nicht viele Worte gewechselt. Alamar hatte die meiste Zeit an seinem Schreibtisch gesessen und Notizen in sein Tagebuch geschrieben. Er hatte Jinnarin jedoch gebeten, eine Skizze vom schwarzen Schiff anzufertigen, und sie hatte dieser Bitte entsprochen. Wenngleich die Zeichnung winzig ausgefallen war, schien der Magier doch damit zufrieden zu sein. Rux war wie üblich auf die Jagd gegangen und hatte seinen Hunger in Wald und Flur gestillt. Der Tag hatte sich in die Länge gezogen, während Jinnarin ruhte, und als in der Ferne die zahlreichen Glocken von Kairn schließlich den Sonnenuntergang verkündeten – wie sie auch für den Sonnenaufgang geläutet hatten –, war Alamar aufgestanden, hatte seinen Rucksack geschultert und ungeduldig wissen wollen, worauf sie noch warteten, woraufhin sie zur Stadt aufgebrochen waren.
Und nun waren sie in der zunehmenden Düsternis unterwegs, jeder in seine eigenen Gedanken versunken.
»Alamar«, fragte Jinnarin, die schließlich das Schweigen brach, »glaubt Ihr wirklich, dass wir etwas über das schwarze Schiff oder das hellgrüne Meer oder das Kristallschloss herausfinden können?«
»Was für eine alberne Frage, Pysk«, knurrte der Magier. »Natürlich können wir das. Habe ich nicht gesagt, dass es die beste Bibliothek auf ganz Mithgar ist?«
»Ich dachte, Ihr hättet gesagt, sie sei eine der besten.«
»Hört auf, Haare zu spalten! Haarspaltereien sind ein Zeichen von Unreife.«
Jinnarin fiel die Kinnlade herunter. Haarspaltereien sind ein Zeichen von… Sie fing an zu lachen.
»Was erheitert euch denn so?« Die Worte des Alten klangen scharf.
»Nichts, Alamar. Gar nichts«, erwiderte sie, während sie vergeblich ihr Gelächter zu unterdrücken versuchte.
Sie gingen schweigend weiter und entfernten sich von Alamars Hügel, und Jinnarin konnte die hellen Lichter von Kairn zwei oder drei Meilen weit entfernt sehen. Während Magier, Fuchs und Pysk dem sanft bergab führenden Weg folgten, fragte Jinnarin: »Und wie gelangen wir zur Universität, wenn sie auf einer Insel mitten im Fluss errichtet worden ist?«
»Mit der Fähre«, antwortete Alamar.
»Oh.«
Schließlich erreichten sie das Ende des Hangs, wo der gewundene Pfad auf eine Ost-West-Handelsstraße traf, der sie nach Westen in Richtung Kairn folgten. Hinter ihnen verschwand die Straße im Osten in der Finsternis, wo sie der Länge einer schmalen Landzunge folgte und dann zum entfernten Kriegswall führte – einem steinernen Verteidigungsbollwerk, das sich über die gesamte Breite der Halbinsel zog –, und dahinter lag das Innere der Insel.
Im Norden hörte Jinnarin das Rauschen des nahen Flusses, dessen Wasser im entfernten Zentralmassiv entsprang, die halbe Insel durchquerte und schließlich dem Vorgebirge folgte und durch die Stadt floss, wo es über einen Abhang schoss und aus großer Höhe ins Meer donnerte.
Sie gelangten an ein kleines Rinnsal neben der Straße, dessen klares Wasser einer steinernen Umfassung entsprang. »Wir rasten hier, Pysk«, sagte Alamar, während er sich auf einen Baumstumpf setzte. »Meine Beine sagen mir, dass ich mich ausruhen muss.«
Jinnarin stieg von Rux ab und näherte sich der Quelle. Während der Fuchs trank, betrachtete Jinnarin den Bogen aus gemauerten Steinen, durch den der Bach plätscherte. »Was ist das hier, Alamar?«
»Das wird hier Elwydds Quelle genannt. Es ist ein Schrein am Straßenrand.«
»Meine Güte«, rief Jinnarin. »Er sieht aus, als würde sich niemand darum kümmern. Adons Tochter hat etwas Besseres verdient.« Die winzige Pysk machte sich daran, einzelne Blätter aufzusammeln, die auf dem Felsen lagen. Als sie zwei Hände voll zusammen hatte, fegte sie damit den Quellstein sauber, dann trat sie ein paar Schritte zurück und begutachtete ihr
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