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Elfenschiffe (Mithgar 03)

Titel: Elfenschiffe (Mithgar 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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mir, was du siehst.«
    Aravan hielt den Spiegel so, dass Sternenlicht darauf fiel, und schaute hinein. »Ich sehe nur mein eigenes Gesicht«, sagte er schließlich.
    Aylis schaute in seine dunkelblauen Augen und sagte: »Ganz genau.«
     
    Zwei weitere Tage und Nächte verstrichen, und immer noch war kein Nordlicht zu sehen. Doch in der dritten klaren Nacht konnten sie das unheimliche Phänomen beobachten, als Lichter in allen Farben des Regenbogens hoch am Himmel flackerten. Jinnarin, Alamar, Aravan, Aylis, Jatu, Frizian, Bokar und beinah die ganze Besatzung – Menschen und Zwerge gleichermaßen – standen Wache an Deck… doch niemand sah Lichtwolken.
     
    »Gewitter nimmt Adler«, verkündete Alamar triumphierend, indem er den Spielstein wegnahm.
    Jinnarin sah auf. »Oh«, sagte sie, und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Spielbrett. »Das habe ich nicht kommen sehen.«
    Alamar musterte sie finster. »Ich weiß gar nicht, warum wir überhaupt spielen, Pysk. Ihr wart den ganzen Abend nicht bei der Sache.«
    Jinnarin streckte die Hand aus und legte ihren Thron auf die Seite, das Zeichen, dass sie aufgab. »Ihr habt Recht, Alamar. Ich bin mit meinen Gedanken nicht beim Spiel.«
    »Wo denn?«
    »Ach, ich habe über Gyphon und die Schwarzmagier und das Wesen des Bösen nachgedacht.«
    »Wieder beim Thema, wie? Und, seid Ihr zu irgendwelchen Schlussfolgerungen gelangt?«
    Jinnarin lehnte sich gegen das Buch, das sie als Rückenstütze benutzte. »Zu keinen anderen als zuvor. Nur ein paar Überlegungen, mehr nicht.«
    »Wie zum Beispiel…?«
    Jinnarin holte tief Luft. »Wie zum Beispiel, nun ja, ich bin von der Voraussetzung ausgegangen, dass jemand versucht, einen anderen zu beherrschen, zu kontrollieren. Das hat dazu geführt, dass ich mir über böse Taten Gedanken gemacht habe.« Jinnarin sah den Magier an. »Wisst Ihr, ich denke nicht gerne darüber nach, Alamar. Das verdüstert mein Gemüt.«
    »Warum tut Ihr es dann?«
    »Weil ich es mir nicht aus dem Kopf schlagen kann!«, schnauzte Jinnarin und sprang auf. »Ihr habt damit angefangen, Alamar, und ich kann anscheinend nicht damit aufhören.«
    »O nein, Pysk. Es war Eure Neugier, die…«
    »Ach, hört schon auf damit«, forderte Jinnarin ihn auf. »Eigentlich spielt es gar keine Rolle, wer damit angefangen hat. Es ist nur so, dass ich mich einfach nicht davon losmachen kann. Und das bewirkt, dass ich mich schlecht fühle.«
    Alamar strich sich den weißen Bart. »Das bedeutet normalerweise, Pysk, dass Ihr immer noch mit einem Problem befasst seid. In diesem Fall versucht Ihr immer noch, das Wesen des Bösen zu verstehen. Manchmal hilft ein Gespräch mit anderen, Klarheit in seine Gedanken zu bringen und den Geist davon zu befreien. Also schlage ich vor, dass Ihr Euch setzt und mir erzählt, was Ihr Euch überlegt habt.«
    Mit einem Seufzer nahm Jinnarin wieder Platz. Alamar nahm die Teekanne vom Ofen und füllte ihre Tassen auf. Als der Magier damit fertig war, begann Jinnarin.
    »Ich habe mir überlegt, dass man von einem anderen nicht ohne ausdrückliche Unterwerfung beherrscht werden kann. Das ist auf mehrere Arten möglich: Eine Person will beherrscht werden, sie hat keinen eigenen Willen, oder sie hat Angst vor den Konsequenzen ihrer eigenen Entscheidungen.
    Das hat mich zu der Überlegung geführt, dass Übeltäter Zwang, Einschüchterung und Gewalt einsetzen, um andere zu beherrschen.
    So weit war ich mit meinen Überlegungen gekommen, Alamar.«
    Der alte Magier nickte. »Vielleicht reicht das ja, Jinnarin, obwohl ich der Liste noch Manipulation hinzufügen würde – sei sie offen, verdeckt, subtil oder grob. Angesichts unserer bisherigen Gespräche habt Ihr jetzt ja vielleicht das nötige Fundament, um Taten als das beurteilen zu können, was sie tatsächlich sind: gut oder böse, anständig oder niederträchtig. Könnt Ihr mir einige böse Taten nennen?«
    Wiederum holte Jinnarin tief Luft und ließ sie langsam entweichen. »Mord aus Gewinnsucht. Mord an Unschuldigen. Versklavung. Gewalt, um anderen den eigenen Willen aufzuzwingen. Drohungen. Vergewaltigung. Plünderung. Mutwillige Zerstörung… Ach, Alamar, ich will gar nicht eingehender darüber nachdenken.«
    Alamar sah sie an. »Ihr werdet Euch davon lösen, wenn Ihr bereit dazu seid, Jinnarin«, sagte er sanft. »Bis dahin möchte ich, dass Ihr über Folgendes nachdenkt: Ihr habt mehrere der größten Übel genannt. Aber könnt Ihr auch kleinere nennen? Jene, die oberflächlich

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