Elfenschiffe (Mithgar 03)
legte sie zwei Karten seitwärts, die vierte bildete eine aufrechte Karte. Schließlich legte sie noch vier Karten aufrecht und untereinander rechts neben die vier Reihen. Den Rest der Karten legte sie beiseite, dann streifte sie die Augenbinde ab, während Jinnarin die Auslage betrachtete: Einige der Karten lagen mit der Bildseite nach oben, offen. Andere lagen mit der Bildseite nach unten, verborgen. Jinnarin konnte außerdem erkennen, dass einige auf dem Kopf lagen, andere hingegen aufrecht, und es gab auch links gedrehte und rechts gedrehte.
»Sagt mir, was diese Auslage bedeutet, Aylis.«
Aylis musterte die Karten mit gerunzelter Stirn und sagte dann: »Bei dieser Auslage handelt es sich um eine auf dem Kopf stehende Pyramide aus vier Reihen. Die oberste Reihe, bestehend aus vier Karten, zeigt bedeutsame Ereignisse an, die Euch widerfahren werden. Die zweite Reihe, bestehend aus drei Karten, zeigt andere Faktoren, die im Spiel sind, hinderliche oder nützliche, je nachdem ob sie nach links oder rechts gedreht sind, wobei die Mittelkarte beides sein kann. Die dritte Reihe bestehend aus zwei Karten zeigt die Hand des Schicksals, helfend oder behindernd oder beides. Und die einzelne Karte in der letzten Reihe zeigt den kritischen Faktor, die Engstelle. Die vier Karten rechts stellen den Lauf der Zeit dar und stehen von oben nach unten für Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft und den Schlüsselmoment. Wenn eine Karte offen liegt, stellt sie etwas dar, was offen war, ist oder sein wird, während eine verborgene Karte etwas darstellt, das wir noch nicht sehen können.«
»Aha. Und was lest Ihr daraus, Aylis?«
»Zuerst deute ich die Auslage ganz allgemein. Danach betrachten wir sie im Lauf der Zeit: zuerst wie sie durch die Vergangenheit beeinflusst wird, dann im Licht der Gegenwart, dann mit Blick auf die Zukunft, und schließlich werden wir sehen, wo der Schlüsselmoment hineinpasst.«
Aylis betrachtete die Karten. »Genau die Hälfte der Karten ist offen, die andere Hälfte verborgen. Keine Seltenheit, aber doch etwas ungewöhnlich.«
Sie drehte die verborgenen Karten um und legte sie ein wenig tiefer in ihren jeweiligen Reihen, um sie später leicht identifizieren zu können. Dabei wurde die steile Falte auf ihrer Stirn immer ausgeprägter. »Das ergibt keinen Sinn«, murmelte sie. Als alle Karten mit der Bildseite nach oben lagen, schüttelte sie den Kopf. »Bis auf eine sind alle Karten zufällig.«
Von seinem Platz am Bullauge sagte Alamar. »Lass mich raten: Der Magier liegt in der Engstelle, nicht wahr?«
Aylis wandte sich ihrem Vater zu. »Ja, Vater. Und er liegt verkehrt herum.«
Alamar kam zum Tisch, stützte sich mit den Händen darauf und beugte sich vor. »Dann würde ich meinen, dass es eben doch keine zufälligen Karten sind, Tochter.«
Aylis nickte. »Wiederum blockiert.«
Aravan fragte. »Kannst du denn gar nichts in der Auslage erkennen – in Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft oder vielleicht im Schlüsselmoment?«
Aylis drehte die verborgenen Karten im Lauf der Zeit um und betrachtete sie eine Weile. Schließlich sah sie Aravan an und schüttelte den Kopf.
Aravan ging zu dem Stuhl, der Aylis gegenüberstand. »Dann versuch es mit mir, Chieran.«
Wieder legte Aylis die Augenbinde aus schwarzer Seide an, mischte die Karten blind und drehte sie wahllos um, während sie leise vor sich hinmurmelte. Schließlich teilte Aravan sie in drei Päckchen, und Aylis legte sie wieder zusammen und hob zweimal ab. Dann legte sie die Karten aus – wiederum waren fünf offen und fünf verborgen. Und sie legte den Lauf der Zeit – zwei Karten mit der Bildseite nach oben, zwei mit der Bildseite nach unten.
Aylis nahm die Augenbinde ab. Während sie die verborgenen Karten in der Auslage umdrehte, schauten Jinnarin, Alamar und Aravan aufmerksam zu. Jinnarin riss die Augen weit auf, als die Engstelle enthüllt wurde – der Magier, verkehrt herum. Nach einer Weile des Studiums sah Aylis Aravan an und schüttelte den Kopf.
Dann drehte sie die beiden verborgenen Karten im Lauf der Zeit um. Als sie die letzte umdrehte, keuchte sie laut und sah Aravan an – durch ihn hindurch –, ihr Blick verstört und unfokussiert, und dann rief sie heiser: »Introrsum trahe supernum egnem – pyrà – in obscurant gemmant!«
Und dann verdrehte sie die Augen und fiel bewusstlos nach vorn, während Jinnarin lauthals ihren Namen rief.
17. Kapitel
HIMMLISCHES FEUER
Winter, 1E9574-75
[Die Gegenwart]
»Aylis!«,
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