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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Alistairs Züge entspannten sich, sein Griff lockerte sich. „Hm“, machte er und betrachtete sie nachdenklich. „Dieser Freund, den du hattest, hat er dich nicht geküsst?“
    Lily sah ihn hilflos an. Ich kann nicht mit ihm über Jolyon reden, dachte sie verzweifelt. Das schaffe ich nicht. „Alistair“, begann sie zögernd.
    Doch Alistair hörte ihr gar nicht zu. „Schau mich an“, sagte er kopfschüttelnd, „ich bin eifersüchtig auf jemanden, der nicht mal hier ist. Und ich wusste nicht einmal, dass ich überhaupt eifersüchtig sein kann!“ Er lachte leise und verwundert.
    Dieses Lachen war vielleicht das Ehrlichste, was Lily je von ihm gehört hatte. Es schnürte ihr die Kehle zu. Noch einer, dachte sie. Er ist noch einer mehr, der leiden wird wegen dieses Rosenzwistes.
    „Alistair“, sagte Lily wieder. Ihre Stimme hörte sich heiser an. „Versteh doch. Es ist alles bloß wegen Grayson.“
    Alistair ließ sie abrupt los. Nur eine ihrer Hände fing er in seiner und drückte sie fest. „Hast du ihn nicht gesehen?“, fragte er drängend. „Er ist hier. Dein Bruder ist hier. Ich habe mit Vater geredet. Bevor der ganze Trubel heute Abend losging. Ich habe ihm gesagt, dass du Grayson sehen musst. Dass du krank vor Sorge bist.“ Alistair wich plötzlich Lilys Blick aus. Seine sorgfältige Frisur ignorierend, fuhr er sich durchs Haar. „Ich habe ihm gesagt, dass du dich nur mit mir abgegeben hast, weil du etwas über deinen Bruder herausfinden wolltest. Ich finde, das ist ein ganz schönes Opfer. Ich finde, das hättest du nicht bringen müssen.“
    Lily ahnte, dass dies eine Entschuldigung war. Da, dachte sie. Er hat ein Gewissen.
    „Ach, wir hatten doch Spaß, Mylord“, sagte sie leichthin. „Besonders, als dich die Pixies attackiert haben.“
    Alistair lachte. „Ich hätte nicht gedacht, dass Vater auf mich hört“, gestand er. Die silberblonde Strähne, die ihm ins Gesicht fiel, ließ ihn sehr jung wirken.
    Hat er auch nicht, dachte Lily fast mitleidig. Der Duke hat abgewartet, wie ich mich entscheide. Deswegen ist Grayson heute Abend hier. Aber das kann ich Alistair ja schlecht sagen! Ich kann ihm doch nicht eröffnen, dass sein eigener Vater ihn in seinem Machtspielchen als Figur benutzt. Das bricht ihm das Herz. Und gebrochene Herzen, fand Lily, hatten sie wirklich schon genug.
    Allerdings konnte sie auch nicht gar nichts sagen. „Alistair, weißt du, was dein Vater vorhat?“, forschte sie.
    Alistair hörte den Stahl in ihrer Stimme. Sein Kopf ruckte herum. Seine Augen verengten sich. Jäger und Jägerin standen sich gegenüber.
    Wir sind uns wirklich ähnlich, dachte Lily und lächelte reumütig.
    „Ja“, sagte Alistair langsam. „Natürlich. Dein Bruder ist ein York. Und seine Mutter will, dass er bei Yorks aufwächst.“
    „Aber warum?“
    Alistair runzelte die Stirn. „Er ist ein York“, wiederholte er. „Reicht das nicht?“
    Ach, der Elfenstolz. Lily wurde ärgerlich. „Nein“, gab sie scharf zurück. „Ich finde nicht, dass das ein ausreichender Grund ist, um eine Familie auseinanderzureißen. Meine Familie, um genau zu sein.“
    Er kräuselte seine Mundwinkel. Und irgendwie machte Lily die Tatsache, dass Alistair sein charmantes Lächeln als Waffe gegen sie benutzte, noch viel wütender.
    „Lächle mich nicht so an“, fauchte sie.
    „Warum nicht, meine Hübsche?“, gab er aalglatt zurück. „Sind wir wieder am Anfang angekommen? Alles, was anderen Damen gefällt, ist dir nicht gut genug?“
    Jetzt waren seine Augen nicht nur unergründlich, sondern auch eiskalt. Er erinnerte Lily plötzlich an seinen Vater.
    „Nein“, flüsterte Lily. „Wir sind nicht wieder am Anfang. Das hier ist neu. Hör auf damit. Wir dürfen nicht streiten.“
    Er packte ihr Handgelenk. „Wir dürfen nicht?“
    Sie zitterte. Sein Griff wurde fester, so fest, dass er fast schmerzhaft war.
    „Lily“, sagte Alistair heiser. „Hast du etwa Angst vor mir?“
    „Nein“, sagte sie. „Nicht vor dir.“
    Er ließ sie los.
    „Ich gehe jetzt“, erklärte Lily. „Und verbringe den einen Abend mit meiner Familie, den dein Vater uns zugesteht.“
    Sie raffte ihren Rock über ihrem rechten Knie und entfernte sich mit weit ausgreifenden Schritten so schnell es ging, ohne zu rennen. Und den ganzen Weg bis zur Tür glaubte sie, Alistairs Blick in ihrem nackten Rücken brennen zu spüren.

 
    30
    The sisters ’ vows, the hours that we have spent …
o, is all forgot? ~ Der schwesterliche Schwur und

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