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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Blut.
    „Drei von einem Blut“, rief Lily, ließ ihre Kerze fallen, hob ihr Gesicht zu den Sternen empor und griff wieder nach den Händen ihrer Geschwister. „Die Liebe macht uns stark. Die roten Rosen fürchten sich nicht länger vor den weißen Rosen. Sie brennen mit Zuversicht und Kraft. Bei Feuer und Schnee, Winterwind und Eisenerz, wir drei von einem Blut geben nicht auf.“
    Grayson keuchte auf. „Ich kann es fühlen“, hauchte er.
    Rose lachte ein wildes Lachen.
    Und für einen schwindelig machenden Moment glaubte Lily, sie beide gerettet zu haben.
    Sobald die Lancasters verfroren, aber euphorisch aus dem Dachgeschoss wieder hinabgestiegen waren in die funkelnde Welt des Fey-Adels, liefen sie dem Duke und seinen Schergen direkt in die Arme.
    „So“, sagte der Duke und ließ seine Augen über Grayson wandern, als suche er nach Anzeichen dafür, dass er den Jungen nicht so wiederbekam, wie er ihn hatte gehen lassen. Er schien keine zu finden, denn er lächelte zufrieden sein kaltes Lächeln. „Ihr habt leider verpasst, wie sich eure Eltern verabschiedet haben.“
    Grayson zuckte zwischen Lily und Rose zusammen. Lily spürte es, als wäre es ihr eigener Körper.
    „Du hast sie rausgeworfen?“, rief Grace empört und trat vor die drei Geschwister. „Evelyn, wie konntest du?“
    Die beiden dunkelhaarigen Fey-Männer bewegten sich unruhig, doch Evelyn York machte eine Handbewegung, als wolle er sagen: Oh, das war gar nichts.
    „Der gute Gray hat sich allerdings gesträubt“, sagte er und klang zufrieden. „Und diese Katherine hat für einen Menschen eine ungewöhnliche Haltung bewiesen.“
    Gwyneth stellte sich neben ihre Schwester. Ihr Gesichtsausdruck war nicht weniger frostig als Evelyns. „Schande über dich“, sagte sie leise.
    Der Duke lächelte noch breiter. Im Kontrast zu seinen kalten Augen war das unheimlich. Lily unterdrückte mit Mühe ein Schaudern. Doch sie konnte nichts dagegen tun, dass ihr die Luft wegblieb, als der Duke seinen durchdringenden Blick auf sie richtete.
    „Der Hang zum Melodram scheint erblich zu sein oder, meine Liebe?“, erkundigte er sich.
    Lily antwortete nicht. Er hatte diese Schlacht gewonnen und sie wussten es beide. Lily schlang einen Arm um Graysons schmalen Nacken. „Alles wird gut“, flüstert Lily ihrem Bruder zu.
    „Harrison, bring ihn weg“, befahl der Duke.
    „Nein!“, sagte Grayson und klammerte sich an Lily.
    „Alles wird gut“, versicherte ihm Lily noch einmal, bevor ihn starke Hände aus ihrer Umarmung zogen, seine Finger von ihren Schultern lösten, ihn hochhoben und davontrugen.
    Grayson streckte sich nach ihr. „Tiger“, rief er klagend.
    Dann war er verschwunden. Und die Lancasters blieben allein zurück.
    Lily stellte fest, dass sie nicht wusste, was sie gegen dieses schreckliche Gefühl der Ohnmacht tun sollte, das sie lähmte. War sie nicht noch gerade eben davon überzeugt gewesen, ihren ersten Schutzzauber mit Erfolg ausgesprochen zu haben? Nun, sie hatte sich offensichtlich geirrt.

 
    31
    Now the hungry lion roars,
And the wolf behowls the moon. ~ Löwen brüllen jetzt in Brunst,
Wölfe heulen in den Mond.
    Lily schlief tief und traumlos in dieser Nacht. Sie hieß die alles umschlingende Schwärze willkommen, ließ sich hineinfallen, wollte nichts fühlen, nichts denken, nur vergessen. Vergessen, dass Kate und Gray wieder fort waren und sie zurückgelassen hatten. Vergessen, dass sie Jolyon verloren hatte. Vergessen, dass ihr Schutzzauber den Duke nicht hatte zurückhalten können.
    Erst gegen Morgen begann ihr Schlaf unruhiger zu werden. Bilder drängten sich in ihr Bewusstsein, Stimmen, Geräusche. Wieherte da ein Pferd?
    „Lily, wach auf.“
    Lily versuchte, mit schlafträgen Armen die Hände abzuwehren, die sie so unbarmherzig bei den Schultern packten und rüttelten.
    „Lily! Dein Collegeboy ist dabei, alles zu ruinieren.“
    Collegeboy? Jolyon!
    Das half. Noch halb blind kämpfte sich Lily aus dem Schlaf und ihren Decken empor. Sie setzte sich auf.
    „Was?“, stammelte sie blinzelnd. „Was … ist … los?“ Die Worte stolperten über ihre tauben Lippen, aber Rose verstand sie auch so.
    „Komm her und sieh selbst“, sagte sie böse, packte die Schwester und zog sie hinüber zum Fenster.
    Lily hatte gerade noch Zeit, sich über diesen Ton zu wundern, da entdeckte sie schon, was Rose so aufregte. Draußen zertrampelten gesattelte und gezäumte Pferde unter einem strahlend blauen Himmel den verschneiten Rasen.

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