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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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größerer Dummkopf, weil er
Satisfaktion verlangte.
Kevanish ist der beste Armbrustschütze in Equilan.«
    »Es gibt so etwas wie Ehre, Aleatha!«
Calandra
stand hinter ihrer Schwester, ihre Hände umklammerten die
Stuhllehne. Es sah
aus, als fehlte nicht viel, dann hätte sie mit demselben
Nachdruck den zarten
Hals ihrer Schwester umklammert. »Oder hat diese Familie das
vergessen?«
    »Vergessen?« meinte Thea mit ihrer
verschlafenen
Stimme. »Nein, liebe Callie, nicht vergessen. Nur schon vor
langer Zeit gekauft
und bezahlt.«
    Ohne den geringsten Anflug von Schamhaftigkeit
erhob sich Aleatha von ihrem Stuhl und löste die
Seidenbänder, die ihr
Nachthemd notdürftig geschlossen hielten. Als sie ihre
Schwester im Spiegel
betrachtete, entdeckte Calandra blutunterlaufene Stellen auf der
weißen Haut
von Schultern und Brüsten – die Spuren der Lippen
eines feurigen Liebhabers.
Angeekelt wandte sie sich ab, durchquerte das Zimmer und schaute zum
Fenster
hinaus.
    Aleatha schenkte dem Spiegel ein schläfriges
Lächeln und ließ das Hemd zu Boden gleiten. Der
Spiegel erging sich in
überschwenglichen Lobpreisungen.
    »Du wolltest Paithan sprechen?« erinnerte
sie
ihre Schwester. »Er stürmte in sein Zimmer wie eine
Fledermaus aus der Tiefe,
warf sich in seinen Freizeitanzug und verschwand. Ich vermute, er
wollte zu
Lord Durndrun. Ich war auch eingeladen, aber ich weiß nicht
recht, ob ich
hingehen soll. Paithans Freunde sind solche Langweiler.«
    »Die Familie bricht auseinander!« Calandra
preßte die Hände zusammen. »Vater schickt
nach einem Menschenpriester! Paithan
ist ein gewöhnlicher Vagabund, der keine anderen Interessen
hat, als sich
herumzutreiben! Und du! Du wirst irgendwann schwanger werden, ohne
verheiratet
zu sein, und dich wahrscheinlich aufhängen wie die arme
Lucillia.«
    »Bestimmt nicht, Callie, Liebes.« Aleatha
stieß
das Nachthemd mit dem Fuß beiseite. »Zumindest der
Freitod wäre mir viel zu
anstrengend.« Während sie ihren schlanken
Körper im Spiegel bewunderte, der mit
Komplimenten nicht sparte, runzelte sie plötzlich die Stirn,
griff nach einer
Glocke aus der Schale vom Ei des Jubelvogels und läutete.
»Wo bleibt nur diese
Kammerzofe? Du solltest dir weniger Sorgen um deine Familie machen,
Callie, und
statt dessen mehr auf die Dienstboten achten. Ich habe nie eine faulere
Bande gesehen.«
    »Es ist mein Fehler!« Calandra seufzte und
drückte die gefalteten Hände an die Lippen.
»Ich hätte Paithan zwingen sollen,
zur Schule zu gehen. Ich hätte dich besser im Auge behalten
müssen. Ich bin
schuld, daß Vater sich jetzt zum Narren macht. Aber wer
hätte dann die
Geschäfte weitergeführt? Wir standen damals kurz vor
dem Ruin! Wir hätten alles
verloren! Alles. Wenn es nach Vater gegangen wäre
…«
    Die Zofe betrat eilig das Zimmer.
    »Wo bist du gewesen?« frage Aleatha
schläfrig.
»Es tut mir leid, Herrin! Ich habe Euch nicht läuten
gehört.«
    »Ich habe nicht geläutet. Aber du solltest
wissen, wann ich dich brauche. Leg mir das blaue Kleid heraus. Ich
bleibe diese
Dunkelzeit zu Hause. Nein, lieber doch nicht. Nicht das blaue. Das
grüne mit
den Moosrosen. Ich glaube, ich werde doch zu Lord Durndruns Picknick
gehen. Es könnte ja doch etwas Unterhaltsames passieren. Und wenn nicht,
bleibt mir immer
noch die Möglichkeit, den Baron zu peinigen, der aus Liebe zu
mir förmlich
dahinsiecht. Nebenbei, Callie, was hat es mit diesem Menschenpriester
auf sich?
Ist er hübsch?«
    Calandra schluchzte erstickt. Aleatha warf ihr
einen Blick zu. Nachdem die Zofe ihr ein hauchdünnes Neglige
umgelegt hatte,
trat Thea zu ihrer Schwester ans Fenster. Sie war ebenso groß
wie Calandra,
aber statt knochig und ungelenk wie ihre Schwester wirkte sie weiblich
und
verführerisch. Üppige aschblonde Locken umrahmten
Aleathas Gesicht, fielen auf
ihre Schultern und über den Rücken. Das
Elfenmädchen verzichtete darauf, ihr
Haar zu frisieren, wie es Mode war. Wie ihre ganze Erscheinung
vermittelte auch
ihr Haar stets den Eindruck, als wäre sie soeben aus dem Bett
aufgestanden. Sie
legte ihrer Schwester weich die Hände auf die Schultern.
    »Die Stundenblume hatte ihre Blätter
über der
Vergangenheit geschlossen, Callie. Sehne dich weiter vergebens danach,
daß sie
sich wieder öffnen, und du bist schon bald ebenso
verrückt wie Vater. Wenn
Mutter am Leben geblieben wäre, hätten sich die Dinge

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