Elfenstern
einer Tasche verstaut hatte, und fing an, langsam und
sorgfältig
seine Hände zu umwickeln. »Viel nützen wird
es nicht«, erklärte er dem Hund, der
seine Besorgnis zu teilen schien. »Auf Arianus hat dieser
Sartan, der sich
Alfred nannte, recht schnell herausgefunden, wer wir sind. Aber wir
waren
unvorsichtig, hab’ ich recht, alter Junge?«
Der Hund schaute zu ihm auf, als wäre er anderer
Meinung, wollte aber keine lange Diskussion anfangen.
»Diesmal werden wir vorsichtiger sein.«
Haplo hängte sich den Wasserschlauch um, trat
aus dem Wald und setzte den Fuß auf den steinigen Pfad, der
zwischen
Felsblöcken und einigen wenigen zerzausten Kiefern die
Bergflanke hinaufführte.
»Nur zwei harmlose Reisende, stimmt’s?
Zwei
harmlose Reisende – die das Licht gesehen haben.«
»Es ist wirklich sehr freundlich von dir, mich
zu begleiten«, meinte Lenthan Quindiniar.
»Aber, aber. Nicht der Rede wert«,
antwortete
Zifnab.
»Ich glaube nicht, daß ich es alleine
geschafft
haben würde. Du hast ein wirklich bemerkenswertes Geschick,
den leichtesten Weg
zu finden. Man könnte fast glauben, daß die
Bäume zur Seite weichen, wenn sie
dich kommen sehen.«
»Was heißt hier weichen! Wenn
sie
könnten, würden sie auswandern!«
verkündete eine rumpelnde Stimme aus der
Tiefe.
»Das brauche ich mir von dir nicht bieten zu
lassen!« knurrte Zifnab und stampfte heftig auf.
»Ich kriege langsam einen
Mordshunger.«
»Das ist nicht mein Tisch! Melde dich in einer
Stunde wieder.«
»Immer dasselbe.« Ein riesiger Schatten
glitt
unter ihren Füßen davon.
»War das der Drache?« fragte Lenthan mit
besorgtem Gesichtsausdruck. »Er wird ihr doch nichts antun,
oder? Wenn sie sich
zufällig begegnen?«
»Nein, nein«, beruhigte ihn Zifnab und
schaute
von einer Seite zur anderen. »Ich habe ihn im Griff. Kein
Grund zur Sorge. Du
hast nicht zufällig darauf geachtet, in welche Richtung er
verschwunden ist?
Nicht, daß es wichtig wäre.« Der alte
Zauberer nickte heftig. »Unter Kontrolle.
Ja. Alles im Griff.« Er blickte nervös über
die Schulter.
Die beiden Männer saßen im Moos, den
Rücken an
den Stamm eines uralten, moosbewachsenen Baums gelehnt, der in einer
kühlen,
schattigen Lichtung stand.
»Und vielen Dank, daß du mich zu diesem
Stern
gebracht hast. Ich weiß das zu schätzen«,
fuhr Lenthan fort. Er hatte die Hände
auf den Knien liegen und musterte in stiller Zufriedenheit seine
Umgebung – die
knorrigen Bäume, die Blumen und Schlingpflanzen und die
huschenden Schatten.
»Ob es noch weit ist? Ich bin etwas müde.«
Zifnab betrachtete Lenthan mit einem gütigen
Lächeln. Seine Stimme klang weich. »Nein, es ist
nicht mehr weit, alter
Freund.« Der Magier klopfte Lenthan ermutigend auf die
altersfleckige Hand.
»Keine Sorge. Um die Wahrheit zu sagen, ich glaube nicht,
daß wir überhaupt
noch weitergehen müssen. Ich glaube, sie wird zu uns
kommen.« »Wie herrlich!«
Ein Hauch von Farbe stieg in Lenthans bleiche Wangen. Er stand auf und
blickte
erwartungsvoll in die Ferne, aber gleich verließen ihn die
Kräfte, und er sank
wieder zu Boden. Die leichte Röte verschwand aus seinem
Gesicht, er sah
plötzlich grau und wächsern aus und atmete schwer.
Zifnab legte dem Elf den Arm
um die Schultern und hielt ihn fest.
Lenthan holte zitternd Luft und versuchte ein
Lächeln. »Ich hätte nicht so rasch
aufstehen sollen. Mir ist plötzlich ganz
schwindlig geworden.« Nach einer Weile fügte er
hinzu. »Ich glaube, ich muß
sterben.«
Zifnab schüttelte den Kopf. »Aber nicht
doch,
alter Freund. Nur keine voreiligen Schlüsse. Manchmal
fühlt man sich eben ein
bißchen schlapp, weiter nichts. Das geht vorüber
…«
»Nein, bitte. Lüg mich nicht an.«
Lenthan
lächelte matt. »Ich bin bereit. Weißt du,
ich bin einsam gewesen. Sehr einsam.«
Der Zauberer betupfte sich mit dem Bartzipfel
die Augen. »Du wirst nie wieder einsam sein, mein Freund.
Niemals wieder.«
Lenthan nickte, dann seufzte er.
»Es ist nur, daß ich mich so schwach
fühle. Ich
werde alle meine Kraft brauchen, um mit ihr zu gehen, wenn sie kommt.
Würde es
– würde es dich sehr stören, wenn ich mich
an deine Schulter lehne? Nur ganz
kurz? Bis alles aufhört, sich zu drehen.«
»Das kenne ich«, sagte Zifnab.
»Nichts in der
Welt will mehr bleiben, wo es hingehört. In unserer Jugend war
das anders! Ich
bin geneigt, an so manchem der
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