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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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getrunken. Aber ich würde gern mehr über die
Tytanen hören.«
    »Tytanen.« Der Zwerg schien das fremde
Wort auf
der Zunge schmecken zu wollen. »So nennt ihr sie in eurer
Sprache?«
    »Soweit ich weiß. Unsere Sagen berichten
von
riesenhaften Menschen, gewaltigen Kriegern, die vor langer Zeit von den
Sternengöttern erschaffen wurden, um ihnen zu dienen. Doch
schon seit der Zeit
vor den Verschwundenen Königen hat man in Thillia keine
solchen Wesen gesehen.«
    »Ich weiß nicht, ob diese …
Tytanen … dieselben
sind, von denen man in eurem Volk erzählt.«
Schwarzbart schüttelte den Kopf.
»In unseren Sagen kommen solche Kreaturen nicht vor. Wir
interessieren uns
nicht für die Sterne. Wir, die wir unter dem Moos leben,
bekommen sie kaum je
zu Gesicht. Unsere Sagen berichten von den Formern, jenen, die zusammen
mit dem
Vater aller Zwerge, Drakar, diese Welt erschufen. Man sagt,
daß eines Tages die
Former zurückkehren werden, um uns zu lehren, Städte
zu bauen, deren Größe und
Pracht jedes Vorstellungsvermögen
übersteigen.«
    »Wenn ihr glaubt, diese Riesen seien die
… äh …
Former, warum dann die Waffen?« Schwarzbarts Gesicht
verschloß sich, die Falten
auf der Stirn wurden tiefer. »Das ist, was ein Teil meines
Volkes glaubt. Es
gibt andere von uns, die mit Flüchtlingen aus den
Ländern im Norinth gesprochen
haben. Sie berichten von entsetzlichen Gemetzeln und
Verwüstungen. Ich glaube,
daß unsere Legenden vielleicht unrecht haben. Deshalb die
Waffen.«
    Rega hatte zuerst angenommen, daß der Zwerg log.
Sie und Roland waren der Ansicht gewesen, daß Schwarzbart die
Waffen haben
wollte, um ein paar abseits liegende Menschensiedlungen zu
überfallen. Doch
Gesichtsausdruck und Stimme des Zwergs veranlaßten sie, ihre
Meinung zu ändern.
Schwarzbart zumindest glaubte an diesen fantastischen Feind, und nur
das war
der Grund für den Waffenkauf. Ein tröstlicher
Gedanke. Sie und Roland
schmuggelten zum erstenmal Waffen, und ganz egal, was Roland sagen
mochte, es
erleichterte Rega zu wissen, daß sie nicht für den
Tod von Angehörigen ihres
eigenen Volkes verantwortlich sein würde.
    »He, Schwarzbart, was soll das werden? Ein
bißchen mit meiner Frau schmusen, wie?« Roland
setzte sich wieder an den Tisch.
Ein frisch gefüllter Krug erwartete ihn, und er nahm einen
tiefen Schluck.
    Rega bemerkte den erst verständnislosen und dann
grimmigen Ausdruck auf Schwarzbarts Gesicht und versetzte Roland unter
dem
Tisch einen raschen, schmerzhaften Tritt. »Wir haben
über Sagen gesprochen. Ich
habe gehört, daß Zwerge große
Musikliebhaber sind. Mein Gemahl hat eine
ausgezeichnete Stimme. Würdet Ihr vielleicht gern die
›Ballade von Thillia‹
hören? Sie erzählt die Geschichte von den
fünf Bruderkönigen unseres Landes und
wie die fünf Königreiche entstanden.«
    Schwarzbarts Gesicht hellte sich auf. »Ja, das
würde ich in der Tat gern hören.«
    Rega dankte den Sternen, daß sie sich die Zeit
genommen hatte, möglichst viel Wissenswertes über die
Zwerge zusammenzutragen
und es zu studieren. Es ist keineswegs so, daß Zwerge Musik
gerne mögen – sie
sind versessen darauf. Alle Zwerge spielen
Musikinstrumente, die meisten
haben eine exzellente Singstimme und das absolute Gehör. Sie
brauchen ein Lied
nur einmal zu hören, um die Melodie im Kopf zu haben, und nach
dem zweiten
Hören können sie auch den Text auswendig.
    Roland besaß eine sehr schöne Tenorstimme,
und er
sang die volkstümliche Ballade mit viel Gefühl. Die
übrigen Gäste verstummten,
um ihm zuzuhören, und nicht wenige von dem wüsten
Haufen wischten sich
verstohlen die Augen. Der Zwerg lauschte hingerissen, und Rega
wußte, daß sie
wieder einen zufriedenen Kunden hatten.
    Es währet kein Leben ewig:
Glück und Leid, Lieben,
Hassen, das Licht, die Erde muß es lassen und steigt empor,
der fesseln ledig.
    Es rief der König seine
fünf Söhne und sprach zu
ihnen: »Ich sterbe.
    Empfange nun jeder sein Erbe aus
seines Vaters und
Königs Hand: fünf Reiche, daß nicht einer
nur herrsche, bestimme ich jedem
Krone und Land
    Dem ersten die Felder –
    das Säen, die Ernte, das
Brot;
    dem zweiten das Meer –
    die Ferne, den Sturm, den Hafen;
    dem dritten die Wälder

    die Stille, das Dunkel, den lichten
Schatten; dem
vierten das Grasland –
    die Weite, die Herden, das Dorf;
    dem letzten die erhabene Sonne
– die Wärme, das
Licht,

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