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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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der alte Mann
ausrichtet. Er
hat mir gesagt, daß er den Drachen beherrscht!«
    »Paithan!« Aleatha krallte die
Nägel in seinen
Arm. »Er ist nur ein übergeschnappter alter Mensch.
Laß seine Hoheit gewähren!«
    »Pst!« Die Stimme des Alten erhob sich zu
einem
zitterigen Diskant. Er schloß die Augen, streckte die
Hände in die ungefähre
Richtung des Drachen, wackelte mit den Fingern und begann zu singen,
wobei er
im Rhythmus der Worte hin und her schwankte.
    Das Maul des Drachen öffnete sich;
furchterregende scharfe Zähne blitzten, die vorschnellende
rote Zunge verriet
steigende Erregung.
    Aleatha schloß die Augen und barg den Kopf an
Lord Durndruns Schulter. Dabei stieß sie gegen den Kehlbogen,
der empört
quiekte. Der Fürst nahm die Waffe in die andere Hand, legte
unbeholfen den Arm
um die junge Frau und drückte sie an sich.
    »Ihr sprecht die Menschensprache, Paithan.
Versteht Ihr, was er sagt?«
    In jungen Jahren zog ich aus
    mit frischem Mut von Hof und Haus,
    um Liebe zu suchen und
Glück; Stock und Hut, die
steh’n mir gut,
    warf keinen Blick zurück.
Viele Träume – kein
Verstand, glaubt nicht, daß ich säumte! Doch die
Welt, wie ich sie fand, war
nicht, wie ich sie träumte.
    Erst lockten Krieg und Waffen mich
und andre dumme
Laffen, doch man ließ uns kuschen, schaffen, statt ruhmreich
fechten in der
Schlacht. Ich stand auf Wache Stunden, fühlte mich geprellt,
geschunden, fand
schließlich, es sei Zeit zu gehn und schlich davon bei Nacht.
    Ich hob’ die Welt befahren
    seit fünfundzwanzig Jahren,
hab’ dies und das
erfahren und küßte manch’ kecke Maid.
    Ich verschmähte keinen
Becher, traf viele frohe
Zecher,
    doch keiner von allen, auf mein Wort
konnte trinken
wie Junker Veit!
    Paithan schluckte krampfhaft. »Ich bin nicht
… nicht
sicher. Vermutlich ist es eine magische
Beschwörungsformel.« Er suchte mit den
Blicken den Boden nach einem starken Ast ab oder einem anderen
Gegenstand, der
sich als Waffe eignete. Er hielt es nicht für geraten, dem
Fürsten zu erklären,
daß der alte Mann dem Drachen eins der in Thillia
beliebtesten Trinklieder
vorsang.
    Ein König lud mich ein,
    im Schloß sein Gast zu sein
    und lehrt’ mich obendrein
noch höfische Manier.
    Er ließ mich, ach, nicht
ruhen, ich leerte seine
Truhen,
    und schwer bepackt mit Gut und Geld
    verließ ich das Quartier.
    Eine Dame sah ich gerne (und nicht
nur aus der
Ferne), ich versprach ihr alle Sterne, versuchte ihr Herz zu gewinnen.
Wir
schwelgten in Empfindung, Die Familie sprach von Bindung, mit einem
Preis auf
meinem Kopf machte ich mich von hinnen.
    Ich hab’ die Welt befahren,
seit fünfundzwanzig
Jahren, hab’ dies und das erfahren
    und küßte
manch’ kecke Maid. Ich verschmähte keinen
Becher, traf viele frohe Zecher,
    doch keiner von allen, auf mein Wort,
konnte trinken
wie Junker Veit!
    »Heiliger Orn!« flüsterte Lord
Durndrun. »Es
wirkt!«
    Paithan traute kaum seinen Augen. Der Kopf des Drachen
nickte im Takt der Musik auf und ab.
    Der alte Mann fuhr fort zu singen und zog mit
Junker Veit durch unzählige Strophen. Die Elfen wagten nicht,
sich zu rühren,
weil sie fürchteten, den Zauber zu brechen. Aleatha und Lord
Durndrun hielten
sich noch fester umschlungen. Die Lider des Drachen sanken herab, die
Stimme
des alten Mannes wurde zu einem einlullenden Singsang. Fast schien es,
als wäre
das Ungeheuer eingeschlummert, als sich plötzlich die Augen
öffneten und der
Kopf in die Höhe fuhr.
    Die Elfen umklammerten ihre Waffen. Lord
Durndrun schob Aleatha hinter sich, und Paithan hob kampfbereit den
dicken
Knüppel, den er auf dem Boden gefunden hatte.
    »Aber gnädiger Herr!« rief der
Drache aus und
musterte den alten Mann mit deutlichem Mißfallen.
»Ihr seid ja völlig
durchnäßt! Was habt Ihr nur angestellt?«
    Der Gescholtene senkte schuldbewußt den Blick.
»Nun, ich …«
    »Ihr müßt diese feuchten Kleider
ablegen, oder
Ihr holt Euch den Tod. Dann braucht Ihr ein ordentliches Kaminfeuer und
ein
heißes Bad.«
    »Ich hatte schon genug Wasser …«
    »Bitte, gnädiger Herr, ich weiß,
was das beste
für Euch ist.« Der Drache schaute sich um.
»Wer ist der Herr dieses schönen
Hauses?«
    Lord Durndrun warf Paithan einen fragenden Blick
zu.
    »Los doch! Geht darauf ein!« zischte der
junge
Elf.
    »Das … das bin ja wohl ich.«
Der Fürst schien
einigermaßen ratlos zu sein. Er zerbrach sich den

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