Elfenstern
überzog der Schatten
eines Lächelns seine Züge.
»Ich habe es geschafft!«
flüsterte er heiser,
mit steifen, blutverkrusteten Lippen. »Ich habe sie
geschlagen!«
»Das waren auch meine Worte, als ich vor diesem
Tor stand. Wie nennt man dich?«
Der junge Mann schluckte und mußte husten, bevor
er antworten konnte. »Haplo.«
»Ein passender Name.« Der Fürst
legte dem jungen
Mann den Arm um die Schultern. »Laß mich dir
helfen.«
Zum Erstaunen des Fürsten schob Haplo ihn
zurück. »Nein. Ich will … aus eigener
Kraft … hindurchgehen.«
Der Fürst sagte nichts, doch sein Lächeln
wurde
breiter. Er stand auf und trat zur Seite. Mit vor Schmerz
zusammengebissenen
Zähnen mühte Haplo sich auf die
Füße. Als es ihm gelungen war, blieb er einen
Augenblick stehen und kämpfte gegen das
Schwindelgefühl. Aus Angst, er könnte
wieder hinfallen, tat der Fürst einen Schritt auf ihn zu, doch
Haplo wehrte ihn
mit der ausgestreckten Hand ab.
»Hund«, befahl er mit brüchiger
Stimme. »Zu
mir!«
Das Tier erhob sich mühsam und hinkte zu seinem
Herrn. Haplo legte dem Tier die Hand auf den Kopf und suchte sein
Gleichgewicht
zu finden. Der Hund hielt geduldig still.
»Gehen wir«, sagte der junge Mann.
Zusammen, Schritt für Schritt, näherten sie
sich
schwankend dem Tor. Der Herrscher des Nexus folgte ihnen, von Staunen
erfüllt.
Die Patryn auf der anderen Seite, die den jungen Mann herauskommen
sahen,
ehrten ihn mit respektvollem Schweigen statt mit Beifall und
Jubelrufen.
Niemand bot ihm Hilfe an, obwohl jeder Schritt dem Fremden unverkennbar
Schmerzen bereitete. Sie alle wußten, was es hieß,
allein dieses letzte Tor zu
durchschreiten.
Haplo stand im Nexus und schaute blinzelnd in
das helle Sonnenlicht. Dann sank er mit einem Seufzer in sich zusammen.
Der
Hund winselte und leckte seinem Herrn übers Gesicht.
Der Fürst kniete neben dem jungen Mann nieder.
Haplo war noch bei Bewußtsein, und der Fürst ergriff
seine kalte, bleiche Hand.
»Denk immer daran!« flüsterte der
Herrscher des
Nexus und drückte die Hand fest an seine Brust.
Haplo hob den Blick zu dem Fürsten und
lächelte
…
»Na gut, alter Junge«, sagte der Patryn
mit
einem letzten prüfenden Blick durch die Kabine. »Ich
glaube, es ist soweit. Was
hältst du davon? Bist du bereit?«
Das Tier spitzte die Ohren und stieß ein kurzes,
lautes Bellen aus.
»Gut, gut. Wir haben den Segen des Fürsten
und
seine letzten Instruktionen. Dann wollen wir sehen, wie dieser Vogel
fliegt.«
Er hielt die ausgestreckten Hände über den
Sigelstein und begann die ersten Runen zu rezitieren. Von Zauberkraft
getragen,
hob sich der Stein vom Boden bis zu Haplos nach unten gekehrten
Handflächen.
Blaues Licht quoll zwischen seinen Fingern hindurch und mischte sich
mit dem
roten Schimmer der Runen auf seinen Händen.
Haplos Selbst erfüllte das Schiff; er ließ
seine
Magie in den Rumpf strömen, fühlte sie wie Blut in
den Segeln aus Drachenhaut
pulsieren, um zu lenken und zu kontrollieren. Seine Gedanken stiegen
empor und
mit ihnen das Schiff; langsam und bedächtig löste es
sich vom Boden.
Haplo steuerte das Schiff mit seinen Augen,
seinen Gedanken und seiner Zauberkraft. Er breitete die Schwingen in
den Wind
und verlieh seinem Gefährt eine größere
Geschwindigkeit, als die ursprünglichen
Erbauer je zu träumen gewagt haben würden; rasch
hatte er an Höhe gewonnen und
schwebte über dem Nexus. Der Hund zu seinen
Füßen stieß einen Seufzer aus und
ergab sich in sein Schicksal. Vielleicht erinnerte er sich an die erste
Reise
durch das Todestor; eine Reise, die beinahe ein fatales Ende genommen
hätte.
Haplo erprobte sein Schiff. Auf dem gemächlichen
Flug über den Nexus genoß er den
ungewöhnlichen Anblick der Stadt aus der
Drachenperspektive.
Der Nexus war eine bemerkenswerte Schöpfung, ein
Wunder der Baukunst. Breite, von Bäumen gesäumte
Boulevards erstreckten sich
wie die Speichen eines Rades von einem zentralen Punkt bis zu dem
verschwommen
erkennbaren Horizont der weit entfernten Grenze. Grandiose Bauwerke aus
Kristall und Marmor, Stahl und Granit standen entlang der
Straßen. Parks und
Gärten, Seen und Teiche lockten als Orte besinnlicher
Schönheit, wo man spazierengehen,
nachdenken und grübeln konnte. In der Ferne, nahe der Grenze,
wellten sich
grüne Hügel und Felder, die nur bestellt zu werden
brauchten.
Doch keine Landleute
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