Elfenstern
jetzt,
da ich dich gefunden habe …«
Mir versagte die Stimme. Ich drehte das Gesicht
zur Wand und streckte den Arm aus. »Geh nur!«
forderte ich ihn auf. »Deine
Mutter hat ganz recht! Ich bin solcher Liebe nicht wert!«
Nun, Bruderherz, ich bin sicher, den Rest kannst
Du Dir denken. Bevor man ›Heiliger Stand der Ehe‹
sagen konnte, lag Lord
Durndrun mir zu Füßen und erbat MEINE Verzeihung.
Ich gestattete ihm noch einen
Kuß und einen langen Blick, bevor ich die
›Schätze‹ wieder verhüllte, die
er
erst in unserer Hochzeitsnacht besitzen wird.
Er war so überwältigt von seinen
Gefühlen, daß
er sogar davon sprach, seine Mutter aus dem Haus zu weisen! Es hat mich
große
Überredungskunst gekostet, ihn zu überzeugen,
daß die alte Fürstin mir lieb
sein wird wie die Mutter, die ich niemals hatte. Ich habe
Pläne mit der guten
Frau. Sie weiß es nicht, aber sie wird meine kleinen
Eskapaden tarnen, wenn ich
das Gefühl habe, dem eintönigen Eheleben wieder
einmal entfliehen zu müssen.
Und so bin ich auf dem besten Weg zum Altar.
Lord Durndrun hat seine Frau Mama in die Schranken gewiesen und ihr
gesagt, er
gedenke mich zu heiraten, und wenn sie sich damit nicht abfinden
könne, würden
wir eben irgendwo anders leben. Das würde ich
selbstverständlich keinesfalls
zulassen. Das Haus ist der Hauptgrund, weshalb ich ihn heirate. Aber
ich machte
mir deswegen keine großen Sorgen. Die alte Frau ist vernarrt
in ihren Sohn und
gab nach, genau wie ich es mir gedacht hatte.
In ungefähr vier Monaten wird die Hochzeit sein.
Ich hatte auf einen früheren Zeitpunkt gehofft,
aber es gibt einige Formalitäten zu beachten,
und Calandra besteht darauf, daß alles überaus
korrekt zugeht. In der
Zwischenzeit bleibt mir nichts anderes übrig, als den Eindruck
zu erwecken, daß
ich ein anständiges, wohlerzogenes Mädchen bin.
Bestimmt wirst Du lachen, wenn
ich Dir jetzt sage, daß ich den ganzen letzten Monat mit
keinem Mann zusammen
gewesen bin. In der Hochzeitsnacht wird selbst Durndrun mir wie eine
Offenbarung erscheinen!
(Ich bin gar nicht sicher, daß ich so lange
warten kann. Du hast es vermutlich nicht bemerkt, aber einer unserer
Menschensklaven ist ein wirklich hübscher Vertreter seine?
Spezies. Man kann
sich gut mit ihm unterhalten, und er hat mich sogar einige Worte seiner
barbarischen Sprache gelehrt. Apropos Barbaren – glaubst du,
es stimmt, was man
von den Menschenmännern erzählt?)
Entschuldige die verwischte Schrift. Callie kam
herein, und ich mußte die Blätter zwischen meiner
Unterwäsche verstecken, bevor
die Tinte trocken war. Kannst du dir vorstellen, was passiert
wäre, wenn sie
den letzten Absatz gelesen hätte?!
Glücklicherweise besteht kein Grund zur Sorge.
Wenn ich darüber nachdenke, glaube ich nicht, daß
ich mich zu dieser Affäre mit
einem Menschen überwinden könnte. Sei bitte nicht
beleidigt, Paithan, aber wie
bringst Du es über Dich, sie anzufassen? Für einen
Mann ist es wahrscheinlich
anders.
Fragst Du Dich, was Callie um diese Stunde der
Sturmzeit in meinem Zimmer wollte? Die Raketen raubten ihr den Schlaf.
Da wir von Raketen sprechen, zu Hause ist es
schlimmer denn je. Paps und dieser verrückte alte Zauberer
verbringen die ganze
Schaffenszeit unten im Keller und basteln die Raketen, die sie dann
während der
Dunkelheit im Hinterhof zünden. Was die Zahl der Diener
betrifft, die in
letzter Zeit gegangen sind, müssen wir einen neuen Rekord
aufgestellt haben.
Callie war gezwungen, einigen Familien in der Stadt
Entschädigungen zu zahlen,
weil ihre Häuser in Brand gerieten. Paps und der Zauberer
lassen die Raketen
aufsteigen, damit dieser ›Mann mit den verbundenen
Händen‹ sie sieht und weiß,
wo er landen muß!
O Paithan, ich weiß, Du lachst jetzt, aber es
ist gar nicht komisch. Die arme Collie ist völlig verzweifelt.
Natürlich denkt
sie ständig an das Geld und das Geschäft und daran,
daß plötzlich der
Bürgermeister mit einer Petition vor der Tür steht,
in der die Abschaffung des
Drachen gefordert wird.
Ich mache mir Sorgen um Paps. Der raffinierte
alte Mensch hat es geschafft, Paps ganz und gar von der Existenz dieses
Schiffs
zu überzeugen und daß er zu den Sternen fliegen
wird, um Mama wiederzusehen.
Paps redet von nichts anderem mehr. Er ist so aufgeregt, daß
er nicht essen mag
und täglich dünner wird. Die beiden sind mittlerweile
so vertraut
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