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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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sammelten sich auf der riesigen
Moosebene, die das Dach
ihrer Stadt bildete. Dort standen sie, blinzelten und rieben sich die
Augen und
verfluchten den grellen Sonnenschein. In der Aufregung über
die Ankunft ihrer
›Brüder‹, deren riesenhafte Gestalten an
Drakar, den Zwergengott, gemahnte,
bemerkten die Zwerge nicht, daß eine stattliche Anzahl von
ihnen am Stadttor
zurückblieb. Hier hatte Drugar seine Kämpfer
postiert, in der Hoffnung, den
Rückzug zu decken, sollte es dazu kommen.
    Der Eine Zwerg sah den Dschungel auf die Ebene
vorrücken.
    Halb geblendet von der ungewohnten Helligkeit,
beobachteten sie, wie die Schatten zwischen den Bäumen oder
vielleicht die
Bäume selbst mit lautlosen Schritten über das Moos
glitten. Drugar kniff die
Augen zusammen und bemühte sich, die Zahl der Riesen
festzustellen, aber
ebensogut hätte er versuchen können, die
Blätter im Wald zu zählen. Staunend
fragte er sich angstvoll, wie man gegen etwas kämpfen sollte,
das man nicht
sah.
    Mit den magischen Waffen der Elfen hätten die
Zwerge möglicherweise eine Chance gehabt.
    Was sollen wir tun?
     DieStimme in seinem Kopf klang
nicht
drohend. Sie klang sehnsüchtig, traurig, ratlos.
    Wo ist die Zitadelle? Was sollen wir tun?
    Die Stimme forderte eine Antwort. Sie verlangte
nach einer Antwort. Drugar machte eine seltsame Erfahrung –
für einen kurzen
Augenblick teilte er trotz seiner Furcht die Traurigkeit dieser Wesen.
Er
bedauerte aufrichtig, ihnen nicht helfen zu können.
»Wir haben niemals von
irgendwelchen Zitadellen gehört, aber wir werden euch gerne
bei der Suche
helfen, wenn ihr …«
    Das waren die letzten Worte seines Vaters.
    Aus heiterem Himmel, ohne ein erkennbares
Zeichen von Wut oder Haß bückten sich zwei Riesen,
packten den alten Mann mit
ihren großen Händen und rissen ihn entzwei. Die
blutigen Leichenteile warfen
sie so gleichgültig zu Boden, als wäre es Abfall.
    Drugar schaute zu, fassungslos, hilflos. Sein
Verstand konnte immer noch nicht begreifen, was er gesehen hatte, aber
sein
Instinkt veranlaßte ihn zu handeln. Er griff nach dem
Kurthhorn, setzte es an
die Lippen und blies ein lautes Signal, das sein Volk aufforderte, in
die Stadt
zurückzukehren und sich in Sicherheit zu bringen.
    Er und seine Krieger, von denen einige hoch in
den Bäumen postiert waren, schossen ihre Pfeile auf die Riesen
ab. Die scharfen
Spitzen, die auch den stärksten Menschen zu fällen
vermochten, prallten von der
dicken Haut der Unholde ab. Sie reagierten auf den Pfeilhagel, als
wären es
Stechmücken, und wischten sie achtlos beiseite, sofern sie
sich überhaupt die
Zeit nahmen, in ihrem blutigen Geschäft innezuhalten.
    Der Rückzug der Zwerge artete nicht in panische
Flucht aus. Der Körper war eins – was einem Zwerg
geschah, geschah dem ganzen
Volk. Sie blieben stehen, um den Gestürzten aufzuhelfen. Die
Älteren bildeten
die Nachhut und trieben die Jüngeren zur Eile an. Die Starken
trugen die
Schwachen. Folglich waren die Zwerge leichte Beute.
    Die Riesen folgten ihnen, holten sie mühelos ein
und metzelten sie erbarmungslos nieder. Der Moosboden verwandelte sich
in
blutigen Morast. Leichen türmte sich zuhauf, hingen im
Geäst der Bäume, wohin
sie geschleudert worden waren. Die meisten waren bis zur
Unkenntlichkeit verstümmelt.
    Drugar wartete bis zum letzten Moment, bevor er
an seine eigene Sicherheit dachte, und vergewisserte sich,
daß die wenigen, die
auf dem grausigen Schlachtfeld noch am Leben waren, die Stadttore
erreichten.
Selbst dann wollte er seinen Platz nicht verlassen. Zwei von seinen
Männern
mußten ihn buchstäblich in die schützenden
Tunnel zerren.
    Von oben drang das Krachen und Bersten von Ästen
und Zweigen zu ihnen herab. Ein Teil des ›Daches‹
der unterirdischen Stadt
brach ein. Als der Tunnel hinter ihnen einstürzte, machten
Drugar und die Reste
seiner Streitmacht kehrt, um sich dem Feind zu stellen. Es hatte keinen
Sinn
mehr zu fliehen. Wohin?
    Als Drugar aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte,
fand er sich in einem eingestürzten Tunnel wieder, begraben
unter den Leichen
einiger seiner Gefolgsleute. Nachdem er unter den leblosen
Körpern
hervorgekrochen war, hielt er inne, um zu lauschen, ob er irgend etwas
hören
konnte, das auf die Anwesenheit der Scheusale schließen
ließ. Ihn umgab nur
Stille, grauenhaft, unheilverkündend. Den Rest seines Lebens
würde er diese
Stille hören

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