Elfenstern
und mit ihr die Worte, die in seinem Herzen
brannten.
»Alle tot …«
»Ich werde euch zu eurem Volk
führen«, brach
Drugar plötzlich sein langes Schweigen.
Die Menschen und der Elf hörten auf zu streiten,
drehten sich um und schauten ihn an.
»Ich kenne den Weg.« Er zeigte auf die
undurchdringliche Dunkelheit außerhalb des Lichtkreises der
Fackel. »Diese
Tunnel führen bis zur Grenze von Thillia. Solange wir hier
unten bleiben, sind
wir sicher.«
»Den ganzen Weg – hier unten!«
Rega wurde blaß.
»Du kannst gerne wieder nach oben steigen, an
die Oberfläche«, meinte Drugar mit einer
auffordernden Handbewegung.
Rega hob den Blick und schluckte, dann
schüttelte sie langsam den Kopf.
»Warum?« fragte Roland.
»Ja«, fügte Paithan hinzu.
»Warum wollt Ihr das
für uns tun?«
Drugar starrte ihn an. In seinem Innern brannte
verzehrender Haß. Er haßte sie, haßte
ihre knochigen Leiber, ihre
glattrasierten Gesichter; haßte ihren Geruch, ihren Hochmut;
haßte ihre Größe.
»Weil es meine Pflicht ist«, antwortete er.
Was immer einem Zwerg geschieht, geschieht dem
ganzen Volk.
Drugars unter dem langen Bart verborgene Hand
schob sich in den Gürtel, die Finger schlössen sich
um den Griff eines
Jagdmessers aus Faultierknochen. Grausame Freude erfüllte des
Zwergen Herz.
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Kapitel 20
Wipfelhöhe,
Equilan
»Und wie viele Leute, glaubst du, haben in deinem
Schiff Platz?« erkundigte sich Zifnab.
»Warum fragst du?«
»Familienrabatt auf allen Flügen. In meinem
lila
Luftballon. Vom Winde verweht. Hinter dem Regenbogen. Wenn ich ein
Vöglein war’
… Na, dann hätten wir das Problem nicht.«
»Ich verstehe nicht recht. Mein Schiff wird
nirgendwo fliegen …«
»Na, aber selbstverständlich wird es das,
mein
lieber Junge. Du bist der Erretter. Jetzt wollen wir mal
sehen.« Zifnab begann
murmelnd an seinen Fingern zu zählen. »Die
Tribus-Elfen haben eine
Mannschaft von soundsoviel, dazu kommen die
Galeerensklaven, das sind … und mit Passagieren
wären es dann soundsoviel plus,
die Eins im Kopf …«
»Was wißt Ihr über
Tribus-Elfen?« unterbrach ihn
Haplo.
»… macht zusammen …«
Der alte Magier blinzelte
verwirrt. »Tribus-Elfen? Nie gehört.«
»Ihr habt sie eben erwähnt
…«
»Nein, mein Junge. Mit deinen Ohren muß
etwas
nicht stimmen. Und das in deinem Alter, bedauerlich. Vielleicht liegt
es an dem
langen Flug. Du mußt vergessen haben, den Druck in der Kabine
richtig einzustellen.
Passiert mir dauernd. Anschließend bin ich tagelang
stocktaub. Ich weiß genau,
daß ich gesagt habe ›die hiesigen
Elfen‹. Reich mir doch bitte den Brandywein.«
»Ich würde sagen, Ihr habt genug gehabt,
gnädiger Herr«, meldete sich eine dröhnende
Stimme unter dem Fußboden. Der
Hund, der vor Haplos Füßen lag, hob den Kopf,
sträubte das Nackenfell und
knurrte.
Der alte Mann stellte die Karaffe hastig wieder
auf den Tisch. »Keine Angst«, meinte er verlegen.
»Das ist nur mein Drache. Er
hält sich wohl für Butler Martin.«
»Ein Drache«, wiederholte Haplo, schaute
sich im
Zimmer um und blickte aus dem Fenster. Die Runen auf seiner Haut
prickelten und
juckten. Unter dem Tisch schob er die Bandagen zurück, um
für alle Fälle
gerüstet zu sein.
»Ja, ein Drache«, schnappte eine der am
Tisch
sitzenden Elfenfrauen aufgebracht. »Wenn er sich nicht
aufführt wie eine
unterbezahlte Gouvernante, vergnügt er sich damit, die
Bewohner der Stadt zu
terrorisieren. Dann ist da noch mein Vater. Ihr habt ihn kennengelernt.
Lenthan
Quindiniar. Er plant, mit uns zu den Sternen zu fliegen, um meine
Mutter
wiederzusehen, die seit vielen Jahren tot ist. Als wäre all
das nicht genug,
müßt Ihr noch auftauchen, Ihr und Euer
geflügeltes Teufelsding da draußen.«
Haplo musterte seine Gastgeberin. Sie war groß
und dünn und bewegte sich so steif wie ein Ritter aus Volkaran
in voller
Rüstung.
»Rede nicht so über Papa,
Callie«, murmelte die
zweite Elfenfrau, die ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe bewunderte.
»Das
gehört sich nicht.«
»Das gehört sich nicht?« Calandra
erhob sich von
ihrem Stuhl. Der ohnehin verstörte Hund richtete sich auf und
begann wieder zu
knurren. Haplo legte ihm beruhigend die Hand auf den Kopf. Die Frau war
dermaßen außer sich, daß sie nichts davon
bemerkte. »Wenn du ›Lady Durndrun‹
bist, Fräulein, dann kannst du mir vorschreiben, was sich
gehört,
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