Elfenstern
gehört hatte,
gab sie keine Antwort, sondern ging einfach weiter. Die flimmernden
Schatten
der Blätter nahm sie auf, dann war sie verschwunden. Er
strengte die Ohren an
und lauschte auf ihre Schritte, aber sie war eine Läuferin.
Sie war gut. Sie
verstand es, sich lautlos zu bewegen.
Haplo senkte den Blick auf die reglosen Körper
zu seinen Füßen. Die Wolfsmenschen waren vorerst mit
den Siedlern beschäftigt,
aber schließlich würde der Geruch nach frischem Blut
sie herlocken.
Nun ja, weshalb sich aufregen. Ein Kind wäre
ohnehin nur eine Belastung gewesen. Er wandte sich ab und folgte dem
Pfad, für
den er sich entschieden hatte – dem Pfad, der zum
nächsten Tor führte und an
dessen Ende die Freiheit winkte.
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Kapitel 21
Die Tunnel,
Von Thurn nach Thillia
Die Zwerge hatten Jahrhunderte an dem
unterirdischen System von Gängen gebaut. Die Nebenarme
verzweigten sich in alle
Richtungen; die Haupttunnel führten norinthwärts zu
den Zwergenstaaten Klag und
Grish, über denen jetzt unheilvolles Schweigen lastete, und
nach VarsSorinth,
zum Land der Seekönige, und bis nach Thillia. Die Zwerge
hätten über Land
reisen können, aber sie zogen die Dunkelheit und Stille ihrer
unterirdischen
Gänge vor. Sie hegen keine freundlichen Gefühle
für die ›Lichtsucher‹, wie sie
die Menschen und Elfen verächtlich nennen.
Die beiden Menschen und der Elf wußten,
daß es
unvernünftig und gefährlich gewesen wäre, an
die Oberfläche zurückzukehren,
aber Drugar war sich mit grimmiger Freude bewußt,
daß seine ›Opfer‹ die Tunnel
haßten, die Dunkelheit und das Gefühl,
eingeschlossen zu sein.
Die Menschen und der hochgewachsene Elf mußten
sich bücken und manchmal sogar auf Händen und Knien
weiterkriechen. Die
unvermeidlichen Folgen waren ein schmerzender Rücken,
zerschrammte Knie und
aufgeschürfte Hände. Es bereitete Drugar
große Befriedigung, sie schwitzen zu
sehen; zu hören, wie sie nach Luft rangen und vor Schmerzen
stöhnten. Sein
einziger Kummer war, daß sie viel zu schnell vorankamen.
Besonders der Elf
hatte es eilig, seine Heimat zu erreichen. Rega und Roland konnten es
kaum
abwarten, wieder freien Himmel über sich zu sehen.
Sie legten erst dann kurze Pausen ein, wenn sie
vor Erschöpfung fast zusammenbrachen. Oft blieb Drugar wach,
betrachtete die
Schläfer sinnend und drehte das Messer in den Händen.
Er hätte sie jederzeit
ermorden können, denn die Narren vertrauten ihm. Doch sie zu
töten wäre eine
bedeutungslose Geste gewesen, ebensogut hätte er sie den
Tytanen überlassen
können. Nein, er hatte sein Leben nicht aufs Spiel gesetzt,
nur um die Elenden
einfach im Schlaf zu erstechen. Erst sollten sie leiden, wie Drugar
gelitten
hatte. Sie sollten erleben, wie ihre Familien, Freunde, Liebsten
abgeschlachtet
wurden; sollten das Entsetzen spüren und die Hilflosigkeit.
Sie sollten
kämpfen, ohne Hoffnung auf Sieg, in dem Wissen, daß
ihrem ganzen Volk der
Untergang bestimmt war. Erst dann würde Drugar ihnen erlauben
zu sterben. Dann
war auch seine Zeit gekommen.
Doch der Körper kann nicht von Besessenheit
allein existieren. Auch Drugar mußte schlafen, und sobald man
ihn laut schnarchen
hörte, begannen seine Opfer sich zu unterhalten.
»Habt Ihr eine Ahnung, wo wir sind?«
Paithan
kroch mühsam zu Roland hinüber, der seine blutigen
Handflächen untersuchte.
»Nein.«
»Und wenn er uns nun in die falsche Richtung
führt? Nach Norinth?«
»Warum sollte er? Ist noch etwas von Regas
Wundermittel übrig?«
»Ein wenig, glaube ich. Es ist in ihrem
Bündel.«
»Weckt sie nicht auf. Die arme Kleine ist ziemlich erledigt.
Gebt her.« Roland
strich sich die Salbe auf die Hände und zuckte zusammen.
»Autsch, das brennt.
Wollt Ihr auch?«
Paithan schüttelte den Kopf. Sie konnten sich
nicht sehen, der Zwerg bestand darauf, daß während
der Ruhepausen die Fackel
gelöscht wurde. Zwar bestand sie aus einem Holz, das langsam
brannte, aber
mittlerweile war doch ein Ende abzusehen. Roland steckte den fast
aufgebrauchten Salbenvorrat in das Gepäck seiner Schwester
zurück.
»Ich glaube, wir sollten es riskieren, zur
Oberwelt zurückzukehren«, sagte Paithan nach kurzem
Schweigen. »Ich habe meinen
Etherilit 24 dabei. Mit seiner Hilfe kann ich feststellen, wo wir uns
befinden.«
Roland zuckte die Schultern. »Wie Ihr wollt. Ich
für mein Teil habe nicht das Verlangen, diesen Scheusalen noch
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