Elfensturm (Mithgar 04)
erhitzt, bis es weißgelb glühte. Die Bänder wurden über das Ende der Schäfte gestülpt und zu den Nahtstellen gehämmert, wobei das Holz knisterte und schwarz wurde und sich sogar entzündete, bis die Ringe an Ort und Stelle saßen. Und als das Eisen sich abkühlte und sich dabei zusammenzog, wurden die einzelnen Mastabschnitte so fest zusammengefügt, als seien sie aus einem Stück gefertigt worden. Dies wurde noch dreimal wiederholt, da jeder Mast aus drei Abschnitten bestand, und die massiven Eisenbänder hielten alles fest zusammen.
Sie hievten den Großmast in seine Halterung, und ein Stück des Schafts reichte durch alle Decks nach unten bis zur Haltemanschette im Kielschwein. Als er fixiert war, wurde ebenso mit dem Besanmast verfahren. Dann kletterte die Mannschaft die Masten empor und rüstete sie mit Rahen und Leinen und Krähennestern und der gesamten Takelage aus.
Verborgen von den Bergen ging währenddessen die Sonne einige Male auf und unter, und jeden Tag stand sie ein wenig länger am Himmel, da der eisige Sommer sich allmählich der noch weit entfernten Erneuerung des Lebens näherte, die der Herbst bringen würde. Nachts schien der strahlende Mond stumm auf sie nieder, der immer später aufging und gleichzeitig beständig abnahm.
In dieser ganzen Zeit verweilten Alamar und Rux an Land, gemeinsam mit einem einzelnen Besatzungsmitglied, ein Seemann, der dem greisen Magier falls nötig helfen sollte.
Schließlich waren die Reparaturen beendet, und zwei Arbeitsmannschaften ruderten ans Ufer, um das Lager abzubrechen und Alamar zu holen. Jinnarin kam ebenfalls mit, um Rux zu rufen. Während die Männer sich um das Lager kümmerten, ging Jinnarin in den Wald und stieß einen Pfiff aus, einen Ruf, der außerhalb des Hörbereichs von Menschen und Magiern lag. Nach kurzer Zeit kam Rux durch die Pinien getrottet, und Jinnarin ritt auf ihm zu den Booten zurück.
Am sechsten Julitag lief die Eroean mit vollen Segeln aus der Inigobucht aus und kehrte zurück in die Weiten des Westonischen Ozeans.
»Wohin, Kapitän?«, fragte Jatu, als der Wind die Seide bauschte.
Aravan schaute zu den frühmorgendlichen Sternen, da die Sonne noch nicht aufgegangen war. »Nach Osten, bis wir uns weit genug von der Küste entfernt haben, dann Kurs Nordnordwest, Jatu. Wir fahren nach Rwn.«
Bei diesen Worten stieß Aylis einen tiefen Erleichterungsseufzer aus und lugte nach vorn, wo ihr Vater an der Steuerbordreling stand.
Als spüre er, dass ein Kurs beschlossen worden war, drehte Alamar sich um und ging langsam nach achtern. Schließlich blieb er am Fuß der Treppe stehen, die zum Achterdeck führte. Und während seine wenigen verbliebenen Haarsträhnen im Wind flatterten, schaute er mit halb blinden Augen zu Aylis und Aravan empor und fragte verbittert: »Fahren wir nach Rwn?«
Auf Aravans Nicken stöhnte Alamar.
Aravan fügte hinzu: »Ohne das Grimoire können wir Durlok nicht aufspüren.«
»Glaubt Ihr, das wüsste ich nicht, Elf?«, entgegnete Alamar spitz. »Natürlich ist er jetzt entkommen! Und er führt Böses im Schilde, das kann ich spüren! Die großen Hochzeiten stehen bevor, wie Ihr wisst. Und wo wir gerade von ihnen reden – im Juni ist nichts passiert, was wir hätten spüren können. Vielleicht ist irgendwo etwas Schreckliches geschehen. Was das jedoch sein könnte, vermag ich nicht zu sagen. Aber vergesst nicht, dass wir ihm dicht auf den Fersen waren und nichts bemerkt haben, also könnte durchaus gar nichts passiert sein. In diesem Fall bleiben noch drei große Hochzeiten in diesem Jahr – im Juli, August und September. Wir müssen ihn finden, bevor er ein furchtbares Unheil anrichtet. Ja, wir können ihn nicht aufspüren, aber vielleicht können es andere – die Kinder des Meeres suchen die schwarze Galeere.«
Aylis’ Augen weiteten sich. »Du hast die Kinder des Meeres gerufen?«
»Natürlich, Tochter«, schnaubte Alamar. »Was glaubst du wohl, was ich in der Bucht am Ufer gemacht habe? Wie ein schwachsinniger Alter in die Ferne gestarrt und gesabbert?«
»Nein, Vater, ich habe nur…«
»Schon gut. Tochter. Es spielt keine Rolle, was du über mich, denkst. Tatsache ist, ich habe sie gerufen und um ihre Hilfe gebeten. Sie sind vorgestern bei Mondschein gekommen und verständigen die Ut!¡teri – die Wale – und die A!miî – die Delfine. Bald werden sie die Meere nach der schwarzen Galeere absuchen, und wenn sie gefunden ist, werden sie die Silberboden ausfindig machen und mich
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