Elfensturm (Mithgar 04)
nicht, dass wir neben dem Geheul dieses Sturmes noch etwas anderes hören können.«
»Nun, sollte sie in Eure Nähe kommen, stopft Euch etwas in die Ohren«, riet Boder. »Für alle Fälle. Vorbeugen ist besser als leiden.«
Während der Wind heulte und die Takelage am Bugmast entsprechend pfiff, erreichte die Eroean den Gipfel des Wellenbergs, und Farrix spähte angestrengt nach steuerbord.
Wumm!, kippte der Rumpf auf die abwärts führende Wand der Welle.
»Nun?«, fragte Jinnarin mit starkem Herzklopfen.
Farrix schüttelte den Kopf. »Nichts. Falls es wirklich da war, ist es jetzt weg. Obwohl ich schwören könnte…«
»Dummes Zeug!«, murmelte Alamar.
Farrix warf einen flüchtigen Blick auf Boder, dann wandte er sich an Jinnarin. »Vielleicht war es auch nur ein seltsam geformter Brecher.«
»Was ist mit dem Elmsfeuer und den zerfetzten Segeln und allem?«, fragte Boder.
»Für mich leuchtet gerade alles, Boder«, erklärte Farrix. »Und die zerfetzten Segel… vielleicht war das nur Gischt…«
Langsam schüttelte Boder den Kopf. Er blieb aber stumm, obwohl er nicht überzeugt war.
Beunruhigt drehte Farrix sich wieder um und blickte nach vorne, und als die Eroean den Gipfel des nächsten Wellenbergs erreichte und das Schiff nach steuerbord schlingerte, rief er, »Eisscholle voraus!«, und zeigte nach steuerbord.
Auf Aravans Befehl drehte Boder das Ruder.
Zehn Stunden später liefen sie immer noch nach Norden und wichen dabei riesigen Eisschollen aus. Der Wind flaute allmählich ab, obwohl Luft und Wellen immer noch wogten. Allein mit den Segeln des Bugmasts hatten sie das Kap schließlich umrundet, und langsam gerieten sie unter den Schutz der kahlen Berge. Farrix, Aravan, Hegen und Reydeau standen jetzt im Ruderhaus, während die anderen in ihr Quartier gegangen und in ihrer Koje zusammengebrochen waren. Eine Gruppe Matrosen blieb vorne unter Deck in Bereitschaft, um nötigenfalls die Segel trimmen zu können, sollte eine größere Kursänderung gefordert sein.
Sie segelten fünf weitere Stunden, in denen auch der Schneefall allmählich nachließ und schließlich gänzlich aufhörte. Rico und Boder kehrten ins Ruderhaus zurück, und Reydeau und Hegen zogen sich zurück. Jatu und Artus betraten die Kabine, und der schwarzhäutige Mensch meldete ihre Geschwindigkeit mit neun Knoten. »Weit weg von dreißig«, fügte er hinzu.
Noch eine Stunde verstrich, und die Wolkendecke brach auf. Hier und da funkelte ein Stern hindurch, und jetzt konnte Aravan auch wieder das Wasser weit voraus sehen.
»Zu Bett, Farrix«, sagte der Elf zu dem müden Pysk.
»Aber, Aravan«, protestierte Farrix, »Ihr habt auch noch nicht geruht.«
»Trotzdem, Farrix, ruht Euch aus. Ich bleibe hier. Gute Augen sind nötig, um das Schiff zu steuern, Augen, die bei Sternenlicht sehen können.«
In diesem Augenblick betrat Aylis das Ruderhaus. »Ich kann bei Sternenlicht sehen. Ich werde Wache stehen, während ihr beide schlafen geht.«
Während Aravan sie ansah, sagte Jatu: »Lady Aylis hat Recht, Kapitän. Sie und ich werden die Eroean führen, während Ihr zwei etwas Schlaf bekommt.«
Aravan küsste Aylis’ Hand und wandte sich dann an Jatu. »Segelt geradewegs nach Norden. Wir fahren in die Inigobucht. Dort werden wir vor Anker gehen und Bäume für die nötigen Reparaturen fällen.«
Als Farrix zur Tür seiner Kabine unter der Koje kam, rief Jinnarin Tivir, der den Fuchsreitern einen Blechdeckel brachte, auf dem sich Brot und Honig und zwei winzige Tassen mit heißem Tee befanden. »Es heißt, Ihr hättet unser Schiff vor dem Eis gerettet«, verkündete der Schiffsjunge mit einem Kopfnicken in Farrix’ Richtung, »und auch vor der Grauen Lady. Für beides habt Ihr meinen aufrichtigen Dank und auch den von meinen Kameraden.«
»Ach, Tivir, es war Jinnarins Idee und Alamars Magie, die mich das Eis sehen ließen. Und was die Graue Lady angeht, naja, es ist nicht sicher, dass sie überhaupt da draußen war. Aber wenn sie es war, dann ist sie gegen den Wind gefahren. Wenn also jemand Dank verdient hat, dann sind es Jinnarin und Alamar und die gesamte Mannschaft, denn alle haben das Äußerste gegeben, um das Schiff seetüchtig zu halten, wo doch jedes andere Schiff unter denselben Umständen ganz sicher gesunken wäre.«
Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf Tivirs Gesicht aus, und wieder neigte er den Kopf, um sich dann umzudrehen und die Kabine zu verlassen.
Jinnarin trug die großzügige Gabe mit Farrix
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