Elfensturm (Mithgar 04)
dafür einen ihrer winzigen Pfeile gab.
»Iveni simile«, murmelte Aylis. Zuerst wandte sich die Seherin in Jinnarins Richtung, denn die Pysk hatte noch mehr Pfeile in dem Köcher an ihrer Hüfte. Doch Aylis murmelte »Aliter« und drehte sich wieder. Sie kehrte wieder in Durloks Laboratorium zurück, wo Bokar und Alamar immer noch Papiere und Bücher auf den Haufen warfen. In einer Schublade entdeckte sie Farrix’ Pfeile, und als sie ihm den winzigen Köcher gab, runzelte Aylis die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, Durlok wollte sie untersuchen. Es wäre ein trauriger Tag, sollte ein Schwarzmagier jemals das Geheimnis Eures Pfeilgifts ergründen.«
»In der Tat«, erwiderte Farrix. »Deswegen verraten wir es auch keinem.«
Bei diesen Worten schaute Jinnarin zu Alamar, doch der Alte murmelte vor sich hin und hatte die Worte nicht gehört Aylis betrachtete den Stapel der Bücher, Schriften, Pergamente, Aufzeichnungen und Papiere. »Du meine Güte, müssen wir das alles verbrennen, Vater?«, fragte Aylis. »Ich meine, ich habe immer alles Niedergeschriebene um des enthaltenen Wissens willen verehrt, sei es kostbar oder gewöhnlich. Bist du sicher, dass wir nichts zerstören, was sich in der Zukunft als nützlich erweisen könnte?«
Alamar hielt inne und betrachtete den Stapel. »Ich bin nicht sicher, Tochter. Aber eines weiß ich genau: Viele von diesen Dingen sind in der Gemeinsprache verfasst, andere wiederum in der Sprache der Schwarzmagier aufgeschrieben. Einiges ist in Slûk. Diese Sprachen erkenne ich; es sind aber auch noch andere Sprachen vertreten, solche, die ich nicht kenne. Viele von den Papieren sind illustriert, manche nicht. Aber alle, die es sind, zeigen monströse Rituale – Ausweidungen, Kastrationen, Häuten, Folter, rituelle Vergewaltigungen und so weiter, alle mit dem Ziel, dem Opfer die Kraft abzuziehen, davon bin ich überzeugt. Aber es gibt auch Schriften ohne Illustrationen, und so wäre es in der Tat möglich, dass wir unersetzliches Wissen wegwerfen… ich glaube aber, dass es sich um ein verderbtes Wissen handelt, und das will ich Durlok nicht lassen. Mit den Zaubern, die du zu deiner Verfügung hast, könntest du – oder auch andere Seher – leicht lesen, was da geschrieben steht, aber wir haben nicht die Zeit, um alles durchzusehen. Könnten wir alles mit zurück nach Rwn nehmen, um es im Kampf gegen die Schwarzmagier zu benutzen, dann würde ich es sofort und mit Freuden tun. Aber genau wie bei den Schätzen gibt es auch hier zu viel einzupacken. Es würde uns auf der Rückfahrt nur belasten. Also will ich alles zerstören, um es Durlok vorzuenthalten… alles bis auf das hier« – Alamar hielt eine schwarze Kladde in die Höhe – »Durloks ganz persönliches schwarzmagisches Grimoire. Siehst du, es enthält sein Feuer. Damit werden wir ihn aufspüren, wenn wir so weit sind.«
»Wenn es das ist, was wir behalten wollen, dann schlage ich vor, Vater, dass wir alle eine Seite daraus behalten, damit wir, wenn eine verloren gehen sollte, dennoch die Mittel haben, ihn aufzuspüren.«
»Ah«, sagte Alamar, »ein ausgezeichneter Plan.« Und er riss sechs Seiten aus dem Brevier und stopfte eine in sein Gewand. Dann gab er jedem außer Aylis eine Seite, der er stattdessen den Rest der Kladde gab. »Hier, Tochter. Wenn du Gelegenheit dazu erhältst, nutze deine seherischen Fähigkeiten, um zu entschlüsseln, was darin steht.« Zufrieden sah er jeden bis auf Bokar an, deutete auf den Berg aus Papier und sagte: »Wenn Ihr jetzt Eure Wanderungen beendet habt, schlage ich vor, dass Ihr mit Hand anlegt, damit wir hier fertig werden.«
Rasch wurden alle Papiere aus dem Laboratorium und auch aus dem Schlafgemach zusammengetragen und auf den Haufen geworfen. Schließlich sagte Alamar: »Nun gut, zünden wir es an und sehen zu, dass wir verschwinden.«
Als Jatu sich bückte, um den Haufen anzuzünden, hörten sie plötzlich lautes Stimmengewirr aus der Kristallkammer, und ein paar Augenblicke später kam ein Zwergenkrieger in das Laboratorium gelaufen. Es war Dett, einer der beiden Posten im Ausguck.
»Waffenmeister! Kapitän!«, sagte er in dringlichem Tonfall. »Ein Schiff! Am Südhorizont ist ein schwarzes Schiff aufgetaucht, und es fährt in diese Richtung.«
»Durlok!«, fauchte Alamar. Doch dann trat ein Funkeln in seine Augen, und er rieb sich die Hände. »Nun denn. Also soll es wohl doch zum Kampf kommen.«
Jinnarin stand vor dem Spalt im Ausguck und beobachtete
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