Elfensturm (Mithgar 04)
Schwarzmagiers schienen eine grinsende Grimasse zu zeigen, als lache ein Totenschädel.
Alamars Bildnis rief: »ICH HABE DEN PYSK BEFREIT. UND ICH HABE EUREN GARGON GETÖTET. DURLOK, IHR SEID DER NÄCHSTE.«
Überraschung huschte über das Gesicht von Durloks Abbild, und es drehte den Kopf ein wenig, als wolle es auf eine andere Stelle in der Höhle schauen. Dann wandte er sich wieder Alamars Bildnis zu, und Wut erfüllte die Züge, was die Ähnlichkeit mit einem Totenschädel noch verstärkte, denn der Kopf war völlig haarlos – nicht einmal Brauen saßen über den Augen.
Alamars Abbild donnerte: »HABT IHR ERNSTHAFT DAMIT GERECHNET, EIN GARGON KÖNNTE EINE HERAUSFORDERUNG FÜR MICH SEIN? PAH!«
Jetzt hob Durloks Abbild eine Hand, und ein mächtiger Blitzstrahl zuckte daraus hervor, der nicht auf Alamars Abbild gerichtet war, sondern auf den Ausguck.
»Averte!«, zischte Aylis, und der gewaltige Blitz schlug knapp neben dem Spalt in das Gestein, sodass grelles weißes Licht durch die Öffnung zuckte, dem ohrenbetäubender Donner folgte. Die Erschütterung fegte Jinnarin und Farrix zur Seite und schmetterte sie gegen die Felswand, sodass sie benommen liegen blieben.
Mit einem Klingeln in den Ohren trat Aravan zu Aylis, doch sie schüttelte den Kopf und bedeutete ihm, zurückzubleiben. Er machte Anstalten, den Fuchsreitern zu helfen, doch wiederum hielt Aylis ihn zurück, da sie nichts riskieren wollte, was ihren Vater auch nur im Geringsten ablenken mochte. Und so blieb Aravan bei dem winselnden und sich duckenden Rux und kauerte sich nieder, um ihn zu beruhigen.
Jinnarin, der ebenfalls die Ohren klingelten, schüttelte den Kopf und versuchte die Benommenheit loszuwerden, während sich hinter ihr Farrix rührte. Mit verschwommenem Blick sah sie zu Alamar, der unter der Qual zitterte, einen derart starken Zauber aufrechtzuerhalten. Sein astrales Feuer wurde nun sehr rasch verbraucht und näherte sich dem Ende.
Doch sein leuchtendes Abbild stand aufrecht auf dem Wasser und lachte Durlok aus, dessen Abbild ihn erzürnt anblickte. »MEHR HABT IHR NICHT ZU BIETEN?«, höhnte der riesenhafte Alamar.
»HAH!«, entgegnete Durloks Abbild. »ICH KÖNNTE EUCH ZERQUETSCHEN WIE EIN INSEKT, ALAMAR. DOCH ICH HABE KEINE ZEIT FÜR DIESEN UNSINN. ICH MUSS MEINE ENERGIE SPAREN, DENN SIE WIRD NOCH GEBRAUCHT, UM MEIN GROSSES HOCHZEITSGESCHENK FÜR ALLE VON EUREM SCHLAG ABZULIEFERN. ABER DANACH, FALLS IHR DANN NOCH LEBT…«
Plötzlich verschwand Durloks Abbild. In der Dämmerung sah Jinnarin, dass die Ruder der schwarzen Galeere wieder ins Wasser getaucht wurden, aber diesmal wechselten sich die Seiten ab, sodass das Schiff wendete. Und die Segelstellung wurde entsprechend verändert, während eine leblose Gestalt über Bord geworfen wurde, da Durlok das Schlachtfeld räumte.
»Sein Opfer«, knirschte Farrix.
Und in der Kammer hinter ihnen flüsterte Alamar heiser »Dele«, und während sein Abbild verschwand, brach der betagte Magier in Aylis’ Armen zusammen, die seinen gebrechlichen Körper sanft auf den Steinboden sinken ließ.
13. Kapitel
FARRIX’ GESCHICHTE
Frühling, 1E9575
[Die Gegenwart]
»Alamar!«, rief Jinnarin und sprang aus dem Spalt auf den Boden. »Alamar!«
Der Magier lag auf dem Felsen, und rasselnder Atem hob und senkte seine dünne Brust. Er sah aus, als sei er Jahrzehnte gealtert: Das Haar war wesentlich spärlicher, und seine Haut sah aus wie durchsichtiges, mit braunen Flecken gesprenkeltes Pergament. Aylis weinte neben ihm, und Aravan kniete nieder und legte Alamar ein Ohr auf die Brust. Nach einem Augenblick sagte er: »Schwach.«
»Wir müssen ihn nach Rwn schaffen«, meinte Aylis, »nach Vadaria. Sein astrales Feuer ist beinah erloschen. Dieser letzte Zauber war zu viel für ihn. Einfach zu viel…«
Gegenüber von Aylis und Aravan stand Farrix neben Jinnarin, den Arm um sie gelegt. Beide waren bestürzt wegen des alten Mannes und weil sie nicht helfen konnten. Rux hörte mit seinem aufgeregten Herumlaufen auf, kam zu ihnen und drängte sich auf der Suche nach Trost zwischen sie.
Aravan erhob sich wieder. »Jinnarin, sucht Jatu und Bokar. Erzählt ihnen, was sich abgespielt hat. Sagt dem Waffenmeister, dass wir einen Heiler für Alamar und eine Trage brauchen, um ihn zum Kai zu schaffen. Jatu und die Mannschaftsmitglieder sollen die Boote fertig machen. Wir verlassen die Höhle, sobald es sicher ist.«
Jinnarin nickte, froh, etwas zu tun zu haben, und sie schüttelte sich die
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