Elfensturm (Mithgar 04)
selbst wenn wir das hätten, ist es mehr als fraglich, ob wir ihn gefangen nehmen könnten.«
»Gefangen nehmen, Hèl, Tochter, ich will ihn töten!«
Bokar strich sich den Bart. »Wenn wir ihn überraschen und sein Schiff versenken könnten…«
»Wenn ich mich recht entsinne, Waffenmeister«, sagte Aylis, »haben wir schon einmal darüber geredet. Ihn zu überraschen, ist unwahrscheinlich, und sein Schiff zu versenken, tja, er würde einfach verschwinden.«
»Vielleicht, Lady Aylis, aber wie Meister Farrix sagt, gilt das nicht für seine Trolle.«
Aylis schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wir haben hier nicht die nötigen Mittel, um den Schwarzmagier zu vernichten, und anstatt ihn zu verfolgen, sollten wir nach Rwn gehen und den Meistermagiern unsere Geschichte erzählen, damit sie sich darum kümmern können. Außerdem muss mein Vater nach Vadaria.«
»Was ist mit der großen Hochzeit, Tochter? Die nächsten vier Konjunktionen sind kritisch. Was Durlok auch vorhat, er hat nur vier Möglichkeiten dazu. Wir brauchen ihn gar nicht direkt anzugreifen, sondern wir müssen ihn nur dazu bringen, seine Energien auf ein anderes Ziel zu richten. Wenn wir seine Aufmerksamkeit zu Mittag jedes dieser vier Tage ablenken können, insgesamt vielleicht in einem Zeitraum von vier Stunden… nun, dann hätten wir seine Pläne vereitelt. Dann können wir nach Rwn fahren.«
»Was schlägst du vor, Vater? Wie sollen wir ihn ablenken? Und falls wir Erfolg haben, wie sollen wir ihn daran hindern, die Brotan zu vernichten und alle, die auf ihr segeln?«
»Hör zu, Tochter. Ich behaupte nicht, alle Antworten zu kennen. Ich weiß nur, dass Durlok gesagt hat, er muss seine Energien für sein Vorhaben konservieren. Das müsste uns ein wenig vor seiner Macht schützen. Er wird sie für seinen finsteren Plan aufsparen und demzufolge nicht auf uns loslassen. Und wie wir ihn ablenken sollen« – Alamar zuckte die Achseln – »da fällt uns schon etwas ein.«
Stille kehrte ein, und alle Augen richteten sich auf Aravan, denn er war ihr Kapitän. Der Elf wandte sich an Aylis. »Kannst du ausfindig machen, wo Durlok sich aufhält?«
Seufzend nickte sie.
»Dann tue es, Chieran. Sag uns, wo er sich befindet. Vielleicht beeinflusst das unsere Entscheidung.«
Aylis schaute sich in der Messe um. »Eine abgedunkelte Kabine würde helfen. Weniger Ablenkung.«
Als die Seherin sich setzte, stand Jinnarin auf, zog Farrix verstohlen auf die Beine und führte ihn zu einer entfernten Ecke des Tisches, während sie ihm zuflüsterte: »Ich glaube, wir müssen uns aus ihrer Reichweite entfernen, denn manchmal wird sie ohnmächtig und fällt nach vorn.«
Sie zogen die Vorhänge vor die Bullaugen und zündeten eine einzelne Kerze an. Aylis holte das Grimoire aus der Tasche und hielt das kleine Brevier in beiden Händen. Als alle zur Ruhe gekommen und wieder Stille eingekehrt war, holte sie mehrmals tief Luft, wie um sich zu beruhigen, dann schloss sie die Augen und murmelte »Cursus«. Sie saß eine Weile reglos da, dann hob sie eine Hand und zeigte. »Da. In diese Richtung fährt Durlok.«
»Südsüdost«, murmelte Frizian, »also in Richtung Südpol.«
»Wie weit, Tochter?«
»Mehr als tausend Meilen, aber weniger als zweitausend«, erwiderte Aylis mit geschlossenen Augen.
»Wohin ist er unterwegs?«, fragte Aravan.
Aylis runzelte die Stirn, als suche sie, und sagte schließlich: »Wohin er unterwegs ist? Das kann ich nicht sagen. Nur, wo er ist.« Dann fielen ihre Schultern herab, und sie öffnete langsam die Augen, da der Zauber beendet war.
Während die Vorhänge wieder geöffnet wurden, um das Tageslicht einzulassen, suchte Aravan eine Karte und breitete sie auf dem Tisch aus. »Wir sind hier im Sindhumeer am Westrand des Großen Wirbels. Durloks Schiff ist irgendwo zwischen« – sein Finger zeigte auf zwei Stellen auf der Karte – »hier und hier. Er könnte unterwegs sein« – Aravan deutete auf mehrere Stellen auf der Karte – »zur Großen Insel, dem Kontinent im Süden des Hellen Meers, zum Polarland oder nach Osten zum Südkontinent und noch weiter.«
»Und tausend Meilen sind ein ziemlicher Vorsprung«, sagte Farrix. »Wir holen ihn vielleicht niemals ein, wohin er auch unterwegs ist.«
»Ihr vergesst eines, Pysk«, grollte Jatu. »Die Eroean ist das schnellste Schiff der Welt. Ob tausend Meilen oder dreitausend, das spielt keine Rolle. Wenn seine Fahrt lange genug dauert, holen wir ihn auf jeden Fall ein.«
Während Farrix
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