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Elfensturm (Mithgar 04)

Elfensturm (Mithgar 04)

Titel: Elfensturm (Mithgar 04) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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dieser Zeit las Aylis das Grimoire des Schwarzmagiers und wirkte dabei einen Zauber, um die Worte zu verstehen. Sie notierte sich die Wendungen in ihr eigenes Zauberbuch und hielt auch Schreibweise, Bedeutung und Aussprache fest. Oft saß sie mit Farrix zusammen und las ihm Wörter vor, um festzustellen, ob eines vertraut klang. Farrix hörte zu, schüttelte jedoch immer den Kopf, da keines der Wörter eine Saite anschlug… bis eines Tages…
    Aylis saß in der Messe und las laut aus dem Buch vor, und Jinnarin und Farrix hörten zu.
    »Hm«, murmelte sie, während sie umblätterte, »das sind die Namen von Edelsteinen: Adamus heißt Diamant. Erythros bedeutet Rubin. Smaragdos ist leicht, und Sappheiros ebenfalls.« Aylis schaute kurz zu Farrix, doch der Pysk seufzte und schüttelte den Kopf. Ihr Blick kehrte zu der Seite zurück. »Kristall klingt auch ganz ähnlich: Krystall.«
    »Hm«, meldete Farrix sich zu Wort, »das letzte Wort kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Krystall?«
    Farrix runzelte die Stirn und forschte nach einer flüchtigen Erinnerung. Er neigte gedankenverloren den Kopf und murmelte schließlich: »Vielleicht.«
    Jinnarin strahlte Farrix an, während Aylis etwas in ihr Buch eintrug.
    Dann las die Seherin weiter und nannte viele seltsam klingende Wörter, doch alle ohne unmittelbaren Nutzen, denn der Pysk kannte keines davon.
     
    Jinnarin und Aylis standen gemeinsam auf dem Vordeck. Die Pysk schaute vom Bugspriet aus nach vorn, während die Seherin über die Reling ins Wasser starrte, das unter ihr vorbeiglitt.
    »Habt Ihr Brüder oder Schwestern, Aylis?«
    Aylis schaute Jinnarin an und schüttelte den Kopf. »Nein. Warum?«
    »Ach, ich habe mich mit Boder unterhalten. Er hat vier Schwestern und drei Brüder. Könnt Ihr Euch vorstellen, in einer Familie von acht Personen aufzuwachsen? Nein, wartet, zehn, wenn man Vater und Mutter mitzählt. Sie hatten acht Kinder in neun Jahren… In meiner Rasse haben wir vielleicht ein Kind in neuntausend Jahren… und dann auch nur, wenn jemand gestorben ist – durch Unfall, Krankheit oder Feindeinwirkung. Aber acht Kinder in neun Jahren… für mich ist das eigentlich unvorstellbar.«
    Wieder schüttelte Aylis den Kopf. »Menschen – das ist die Art der Menschen. Sie scheinen zu glauben, dass sie sich ohne Zahl vermehren können. Mein Vater hatte Recht, als er sagte, die Gabe der Menschheit sei Fruchtbarkeit.«
    Jinnarin nickte und verstummte. Nach einer Weile sagte sie: »Trotzdem muss es etwas Besonderes sein, einen Bruder oder eine Schwester zu haben. Ich habe mich schon oft gefragt, wie es wohl wäre, Geschwister zu haben.«
    Aylis spitzte die Lippen. »Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die nur aus zwei Personen bestand. Es gab nur meinen Vater und mich.«
    »Was ist mit Eurer Mutter?«
    Aylis seufzte. »Ich erinnere mich nicht an sie. Sie starb, als ich erst ein paar Monate alt war.«
    »Oh, das tut mir Leid, Aylis. Jeder sollte eine Mutter haben… das heißt, eine liebende Mutter… so wie meine.«
    »Lebt sie in Darda Glain?«
    Jinnarin schüttelte den Kopf. »Nein, sie und mein Vater leben jetzt im Schwarzforst. Ich habe sie seit Millennien nicht mehr gesehen – seit meiner Hochzeit. Sie sind von Darda Glain in den Schwarzforst gezogen, weil sie einen größeren Wald gesucht haben. Mehr Platz.«
    Sie standen eine Weile schweigend da, dann sagte Aylis: »Ihr hattet eine glückliche Kindheit, neh?«
    »O ja. Ich hatte immer das Gefühl, geliebt zu werden.«
    Aylis nickte und seufzte dann: »Ich wünschte, ich hätte meine Mutter gekannt. Vater spricht nur selten von ihr. Ich glaube, es würde ihn zu sehr schmerzen. Er sagt, ich sähe wie sie aus, wie Lyssa… bis auf die Augen. Ich habe die grünen Augen meines Vaters. Er sagt, ihre seien blau gewesen.«
    »Wie ist sie…?«
    Aylis’ Blick wurde grimmig. »Sie wurde im Krieg von Rwn getötet.«
    »In diesen Schlachten sind viele gefallen. Aber in Darda Glain haben wir den dunklen Kreaturen eingeheizt, und danach hatten sie zu viel Angst, um sich noch einmal in den Wald zu wagen.«
    »Das habe ich auch gehört.«
    Wieder trat Stille ein, da jeder seinen eigenen Gedanken nachhing, während die Eroean über die Wellen glitt. Doch schließlich fragte Jinnarin leise: »Wollt Ihr meine Schwester sein, Aylis?«
    Aylis drehte sich um und sah die winzige Pysk an, und Tränen traten ihr in die Augen.
     
    Die Eroean wurde weiterhin von ungünstigen Winden geplagt, und jeden Tag entfernte sich die

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