Elfensturm (Mithgar 04)
seine Gewänder plötzlich Feuer fingen. Und eine Tasche in Bokars Gewand fing ebenfalls an zu brennen.
Jinnarin schrie auf, als Aylis das Grimoire auf den Boden fallen ließ und Aravan darauf trat, um das Feuer zu löschen.
Alamar rief »Abi!«, und aus seinen Gewändern flog eine brennende Seite, die rasch zu Asche zerfiel. »Exstinguete ex omni parte!«, rief er, und alles Feuer erlosch.
Und während die Eroean in die Wellen donnerte, rief Jinnarin: »Was war das?«
»Durlok!«, Alamar knirschte vor Zorn mit den Zähnen. »Die Feuerbälle haben ihm gezeigt, dass wir ihm auf den Fersen sind, und er will zerstören, was wir benutzen, um ihn aufzuspüren.«
Aylis schaute auf die Asche an Deck, wo zuvor das Brevier gelegen hatte. »Ich würde meinen, es ist ihm gelungen, Vater, denn ich fürchte, es ist alles verbrannt.«
»Adon!«, rief Jinnarin. »Unsere Blätter sind in unserer Kabine unter der Koje bei Rux!«
Als Jinnarin und Farrix aufsprangen, zur Tür eilten und Jatu folgten, dessen Blatt sich ebenfalls in seiner Kabine befand –, wurde das Tosen des Windes von einem ächzenden Bersten auf Deck übertönt, und plötzlich brach der Besanmast, und Seide, Rahen und Leinen kippten nach vorn und gegen den Großmast, und auch dieser brach und fiel auf die Decksplanken. Und mit seinen Segeln riss der Besanmast Besan-, Gaffel- und zwei Stagsegel mit, während der Großmast bei seinem Sturz die eigenen Segel mitnahm und das vordere untere Topsegel und das Großsegel des Bugmasts zerfetzte.
Und während in dem tobenden Schneesturm gewaltige Brecher über das Deck spülten, krachte der Schiffsrumpf gegen einen Berg aus Eis.
16. Kapitel
DIE INIGOBUCHT
Sommer, 1E9575
[Die Gegenwart]
»Adon!«, rief Farrix und zog Jinnarin hinter sich, als Masten, Segel, Rahen und Leinen auf das Deck fielen. Dann durchlief das Schiff ein gewaltiges Zittern, das Jatu, Artus und Rico auf die Knie warf und Aravan, Aylis und Bokar vor die Wand schleuderte. Jinnarin und Farrix hielten sich beide auf den Beinen, da sie sich an einem der fest verankerten Beine von Alamars Stuhl festhielten. Boder blieb ebenfalls stehen, denn er hielt sich am Ruder fest.
»Ach, verfluchte Hèl!«, fluchte Alamar, als er eine gewaltige weiße Wand an Steuerbord aufragen sah, an der das Schiff entlangschrammte.
»Eis!«, rief Jatu, der sich soeben wieder aufrappelte, doch plötzlich war die Brotan daran vorbei, die Wand verschwunden und das Knirschen verstummt.
»Wir haben den Eisberg passiert«, verkündete Aravan, während der Rumpf sich hob und dann ins nächste Wellental krachte.
Jinnarin ging an Farrix vorbei und rief ihm eiligst zu: »Liebster, ich kümmere mich um Rux. Und wenn unsere Kabine brennt, hole ich Hilfe. Du bleibst hier, denn deine Augen werden gebraucht, falls dieses elende Schneegestöber jemals nachlässt.« Ohne die Antwort abzuwarten, rannte Jinnarin aus dem Ruderhaus.
Als sie in dem Gang verschwand, der zu den Quartieren führte, rief Jatu: »Artus, kümmert Euch um sie! Außerdem ist in einem Metallkasten in meiner Seekiste eine der Seiten. Vergewissert Euch, dass kein Feuer ausgebrochen ist.«
Als Artus sich zum Gehen wandte, fügte Aravan hinzu: »Artus, im Logbuch auf meinem Schreibtisch liegt noch ein Blatt aus dem Grimoire. Kümmert Euch auch darum.«
»Aye, Kapitän«, erwiderte der junge Mann und lief hinter Jinnarin her.
»Ich gehe auch«, sagte Aylis und folgte Artus in den Gang.
Wieder donnerte die Eroean in ein Wellental.
Mittlerweile war Farrix wieder auf dem Fensterbrett, wo er sich festhielt und angestrengt nach draußen starrte. Der Schneesturm wütete immer noch, und der Pysk konnte kaum an den Trümmern der Masten vorbeischauen, da sein Blickfeld nicht ganz bis zum Bug des Schiffes reichte. Als Aravan neben ihn trat, sagte Farrix: »Verwünscht, Aravan, ich kann nicht erkennen, was vor uns liegt, aber eines weiß ich – wir haben keine Masten mehr.«
Wumm!, donnerte der Rumpf aufs Wasser, und Brecher spülten über das Deck und fegten Rahen und Segel gegen Reling, Leitern und Kabinenwände.
Bokar hob seine Jacke auf und inspizierte sie kurz. Die Tasche, in der sich das Blatt befunden hatte, brannte nicht mehr. Während er sie überstreifte, sagte er: »Kapitän, ich sehe mal nach, ob Châkka verletzt wurden, dann kümmere ich mich um den Schaden.«
Der Waffenmeister öffnete die Falltür, und in diesem Augenblick tauchte Tivir darin auf. Der Schiffsjunge war in seine Polarkleidung gehüllt.
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