Elfensturm (Mithgar 04)
ich nach oben und helfe.«
Aravan nickte und sagte dann: »Jatu, ich steuere einen Kurs mit den Wellen, bis alles sicher vertäut ist, und ändere den Kurs nur, um Eis auszuweichen, wenn wir es rechtzeitig sehen. Aber beeilt Euch, denn wir müssen das Kap so schnell wie möglich umrunden und dann die Küste aufwärts in den Schutz des Landes segeln, bevor uns der Bugmast auch noch bricht.«
»Aye, Kapitän.« Jatu verschwand die Leiter hinunter, um unter Deck nach vorn zu gehen und dann dort an Deck. Tivir begleitete ihn.
Aravan wandte sich an Rico. »Bootsmann, wir brauchen mehr Vortrieb. Sucht Euch ein paar Männer und seht zu, ob Ihr Top- und Großsegel am Bugmast ersetzen könnt. Artus, Ihr geht ebenfalls mit.«
Während Rico und Artus die Leiter nach unten nahmen, knurrte Alamar: »Hört her, Elf, wir sind blind! Mehr Segel lassen uns nur schneller in die Gefahr vor uns rasen. Wollt Ihr uns nur schneller in die im Sturm verborgenen Eisberge rammen? Oder wollt Ihr lediglich, dass der dritte Mast auch noch bricht?«
»Nein, Meister Alamar, ich will weder das eine noch das andere. Aber wollt Ihr, dass wir kentern?«
Alamar murmelte sich etwas in den Bart, schwieg aber ansonsten.
Farrix wandte sich an Jinnarin. »Liebste, du wolltest etwas sagen, bevor Tivir gekommen ist.«
Das Schiff krachte ins nächste Wellental, während Jinnarin ihr Gedächtnis nach der flüchtigen Idee durchforstete, ohne fündig zu werden. Doch als sie sich umdrehte und einen Blick nach draußen in den Sturm warf, fiel es ihr plötzlich wieder ein. »Ah, jetzt weiß ich es wieder. Alamar, warum gebt Ihr Farrix nicht Eure magische Sicht? Ich meine, er kann Euch nicht seine Pyskaugen geben, aber Ihr könnt doch gewiss einen Zauber wirken, der ihn astrales Feuer sehen lässt, neh? Vielleicht können Farrix’ Augen zusammen mit Eurer magischen Sicht den Sturm durchdringen.«
Alamars Augen weiteten sich vor Verblüffung.
Breit grinsend drückte Farrix Jinnarins Hand. »Das ist wirklich klug von dir, mein Schatz!« Dann wandte er sich an Alamar. »Ob es nun gelingt oder fehlschlägt, einen Versuch ist es allemal wert. Alles ist besser, als blind durch diese Gewässer zu fahren. Könnt Ihr es?«
»Ich kann es versuchen, Pysk. Ich kann es versuchen.«
Alamar streckte seine Hände aus, versuchte das Zittern zu beherrschen und murmelte sich ein »Verdammt!« in den Bart. Er legte sanft die Finger um Farrix’ Gesicht und die zitternden Daumen federleicht auf die Augen des Pysk. »Ich glaube, ich muss ihn ein wenig verändern, den Zauber, meine ich. Hoffen wir, dass er stattdessen keine Blindheit bewirkt.«
Jinnarin ächzte und rief: »Blindheit? Wartet!«
Doch in diesem Augenblick murmelte Alamar bereits: »Transfer visum.«
Alamar nahm die Hände von Farrix.
Wumm!, krachte das Schiff ins nächste Wellental.
Farrix öffnete die Augen.
Die Iris seiner Augen war nicht mehr eisblau, sondern vollkommen schwarz.
Farrix fiel die Kinnlade herunter, und er ließ langsam den Blick durch das Ruderhaus schweifen, wobei er bei jeder Person innehielt, um schließlich bei Jinnarin zu enden. »Adon«, hauchte er. »Alles leuchtet.«
»Ha!«, keuchte Alamar asthmatisch. »Es hat funktioniert!«
»Alles leuchtet«, wiederholte Farrix.
»Natürlich tut es das, Pysk«, sagte der Alte mit zitternder Stimme, die das Schnippische vollkommen verloren hatte, »aber könnt Ihr auch durch den Schneesturm schauen?«
Farrix fuhr herum und lugte durch das Glas. »Herrje, alles ist so fremdartig. Andere Farben. Doch halt, ja, ich kann sehen! Ha! Rico ist mit einem Trupp auf dem Bugmast. Sie versuchen das untere Topsegel zu reparieren. Ein paar Mann arbeiten auch am Großsegel. Und da! Da ist ein hohes Ding – ein Berg – rechts von uns. Wahrscheinlich Eis, obwohl er nicht weiß ist, sondern… ich habe kein Wort für die Farbe. Wir kommen daran vorbei.«
Farrix richtete seine schwarzen Augen auf Alamar. »Wie lange wird diese magische Sicht anhalten?«
»Hm? Na, bis Ihr sie mit Eurem Willen beendet, Pysk«, zischte der Alte. »Aber wichtig ist, was seht Ihr voraus? Ihr müsst nämlich das Schiff führen, wisst Ihr noch?«
Als die Eroean einen Wellenberg erklomm, wechselte Farrix den Standort, um an den auf Deck liegenden Trümmern vorbeischauen zu können. »Im Augenblick scheint der Weg vor uns frei zu sein«, sagte er schließlich.
»Könnt Ihr die schwarze Galeere sehen?«
Die Eroean krachte wieder in ein Wellental.
Farrix lief zum
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