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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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überzeugt.
    »Mein Junge! Es ist schön, dich zu sehen!« Lautlos war Lando-ran in den Pavillon getreten. Er hatte es schon früher geliebt, überraschend zu erscheinen. Und gleich mit den ersten beiden Worten machte er Ollowain klar, dass sich an ihrem Verhältnis zueinander nichts geändert hatte. Für den Fürsten war er noch immer ein Junge. Aller Ruhm vermochte den Makel nicht aufzuheben, der ihm anhaftete. Was dies anging, waren die Gesetze der Normirga klar und gnadenlos. Wer nicht in der Lage war, sich aus eigener Kraft und völlig mühelos gegen die eisige Kälte des Landes zu schützen, der galt als Kind. Ganz gleich, wie alt er war und was er geleistet hatte. Ihm war verboten, die Felsenburgen ohne Begleitung zu verlassen, denn die eisige Kälte des Landes konnte einen binnen Stunden töten. Doch was auf den ersten Blick wie Fürsorglichkeit erscheinen mochte, war ersonnen, um die Herrschaft der Zauberweber zu stärken. Kein anderes Elfenvolk war so stolz auf seine magischen Kräfte wie die Normirga. Und weil jene, denen diese Gabe nicht geschenkt war, kaum einen Weg aus den Felsenburgen fanden, lernten die übrigen Albenkinder meist nur mächtige Zauberer aus dem Volk des Nordens kennen. Auch stammte die bedeutendste aller Zauberweberinnen, Emerelle, von den Normirga.
    Dass Ollowain es gelungen war, aus dieser Tyrannei auszubrechen, war vielen seines Volkes unliebsam. Ollowain erinnerte sich, dass auch er die Gabe geerbt hatte. Doch am Tag des Todes seiner Mutter war seine Zauberkraft verloschen. Manchmal dachte der Schwertmeister, dass vielleicht nur der Wille, sich dieser Mächte zu bedienen, in ihm gestorben war. Er sah seinen Vater an, der wie kaum ein anderer das Bild der Normirga unter den Albenkindern verkörperte. Er strahlte Kälte und Macht aus, und es war schwer, seinem Blick standzuhalten. »Du hast dich auch nicht verändert«, entgegnete Ollowain. Er streckte Landoran die Hand entgegen, um ihn auf Distanz zu halten und eine Umarmung zu verhindern.
    Landorans Handdruck war fest. Der Fürst hatte silbergraues Haar. Er trug ein langes, fließendes Gewand aus dunkelgrüner Seide. Sein Gesicht wirkte ausgezehrt. Ein dünner, silberner Stirnreif hielt sein langes Haar zurück. Sein Vater war sichtbar gealtert, seit sie einander das letzte Mal begegnet waren. Nur in seinen grauen Augen brannte noch die alte Kraft. Ein Duft nach frischem Grün haftete ihm an, so als habe er eben noch die Zweige eines Rosenbuschs beschnitten.
    »Es ist schön zu sehen, dass du nicht zu den Toten gehörst, Junge.« Der Fürst lächelte. »Ich wäre sehr enttäuscht gewesen, wenn die Nachrichten gestimmt hätten.«
    »Ich sehe, du bist im Bilde, Fürst.«
    »Schlechte Neuigkeiten haben Flügel.« Landoran rupfte ein paar Trauben ab. »Es heißt, die Königin sei tot. Die Trolle haben sie auf einem Platz ausgestellt und alle Überlebenden gezwungen, an ihr vorüberzugehen.«
    »Ich nehme an, die Leiche war in keinem sonderlich ansehnlichen Zustand mehr.«
    Der Fürst schob sich eine Traube in den Mund. »Sie trug die Schwanenkrone.«
    »So einfach ist das? Eine Krone reicht aus, eine Tote zur Königin zu machen?«
    »Du weißt, wie das mit Emerelle ist, Junge. Sie hat nicht nur Freunde.« Er blickte flüchtig zu Lyndwyn. »Für manche Fürstengeschlechter ist es in der Tat so einfach.«
    »Gilt das auch für ihre eigene Sippe?«
    Landoran hob eine Braue. »Was genau willst du? Warum bist du gekommen, Ollowain? Der Weg hierher ist dir doch sicherlich nicht leicht gefallen.«
    »Ich wollte dich vor den Trollen warnen. Du weißt, dass sie hierher kommen werden. Es werden gewiss ein paar tausend sein.«
    »Leg in Gedanken noch ein paar tausend drauf, und dann verdoppele diese Zahl.« Landoran schob sich eine weitere Traube in den Mund. »Es heißt, es sind zwanzigtausend.«
    Ollowain sah ihn verblüfft an. »Das kann nicht sein! So viele… «
    »Glaub mir ruhig. Ein Flüchtling hat es mir erzählt. Vor dem Hafen von Vahan Calyd sollen fast hundert Trollschiffe gelegen haben. Und jedes hatte mehr als zweihundert dieser Blut saufenden Ungeheuer an Bord. Die Zeit in der Welt der Menschen scheint ihnen gut bekommen zu sein. Sie haben sich vermehrt wie die Kobolde.«
    »Zwanzigtausend?«, wiederholte der Schwertmeister ungläubig. Er versuchte, sich eine solch ungeheure Menge von Trollkriegern vorzustellen. Das war kein Heer mehr. Das war eine Naturgewalt! »Sie werden hierher kommen«, sagte Ollowain noch einmal

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