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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Nein, es sah eher wie eine Nabelschnur aus goldenem Licht aus.
    Alle Gelenke begannen ihm zu schmerzen. Halb ohnmächtig tastete Ole nach der Schärpe mit den Peitschen. Immer brennender wurde der Schmerz in seinen Gliedern. Gleichzeitig überkam ihn eine Mattigkeit, als sei er seit Tagen ohne Schlaf. Er musste all seine Willensstärke aufbieten, um eine Peitsche aus den Lederschlaufen der Schärpe zu ziehen.
    »Alles, was wie ein Hund aussieht, hat Angst vor mir.« Seine Stimme war nur ein heiseres Flüstern. Sie klang wie die eines Greises. Die Bestie blickte kurz auf. Mit mattem Schwung ließ
    Ole die Peitschenschnur nach der Schnauze der Kreatur schnellen. Es gab ein zischendes Geräusch, als gieße man Wasser in die Glut. Die Peitschenschnur fuhr durch den geisterhaften Leib der Bestie hindurch. Kleine Funken glommen auf. Die Kreatur machte einen erschrockenen Satz zurück und stieß ein klägliches Jaulen aus. Dann stürmte sie davon und war binnen Augenblicken zwischen den Bäumen verschwunden.
    »Ich hatte es dir doch gesagt! Ich werde mit jedem Hund fertig«, murmelte Ole, dann sank er zurück. Er fühlte sich schwach wie ein alter Mann. Klopfender Schmerz marterte sein Bein. Er versuchte erneut, sich aufzurichten, doch seine Kräfte versagten. Ole wusste, dass es aussichtslos war, hier um Hilfe zu rufen. Niemand würde ihn hören.
    Wie eine Ausgeburt der Nacht stand Schädelbeißer plötzlich vor ihm. Der große, schwarze Hund musterte ihn mit kaltem Blick. Dann stieß sein unförmiger Kopf vor. Er schnappte nach dem Knochen, der aus der offenen Wunde klaffte. Mit wütendem Knurren riss er das Bein hin und her.
    Oles Stimme überschlug sich in schrillem Kreischen. Er hörte den Knochen zwischen den riesigen Fängen knacken. Blut spritzte ihm ins Gesicht. Er wünschte sich, ohnmächtig zu werden, doch der Schmerz peitschte ihn auf.
    Schädelbeißers Schnauze hatte sich tief ins Fleisch gegraben. Noch etwas knackte in der Wunde. Der große Hund stemmte seine Vorderpfoten mit aller Kraft ins weiche Erdreich. Plötzlich gab es einen Ruck, Schädelbeißer geriet aus dem Gleichgewicht. Er hatte das Bein durchgebissen. Ohne Ole aus den Augen zu lassen, kauerte er sich nieder und riss das Fleisch von den Knochen. Blut hatte sich in den tiefen Narben auf seiner Schnauze gesammelt und ließ sie wie frische Wunden erscheinen.
    Öles Schreie hatten nichts Menschliches mehr. Seine Finger klammerten sich in den Waldboden. Er versuchte, sich fortzuschleppen, auch wenn er wusste, dass er dem Bluthund nicht entkommen konnte und das schaurige Mahl noch lange nicht beendet war.

VON FALKEN UND WÖLFEN

    Alfadas blickte den langen, gewundenen Weg hinab, dem sie nun schon seit Stunden folgten. Anderthalb Tage war das Heer fast nur bergauf gestiegen. Zunächst noch durch Wälder, an sanft ansteigenden Bergflanken vorbei, doch bald darauf wurde der Weg immer härter. Er wand sich in engen Kehren zwischen schroffen Felsen hindurch, und zuletzt ging es eine Steilwand hinauf, gefangen zwischen den Himmeln. Auf der linken Seite gab es einen Abgrund, so tief, dass sie das Gefühl hatten, selbst schon im Himmel zu sein. Rechts ragte die steile Felswand auf, und über ihnen lag wieder strahlend blauer Himmel. Manche Männer hatten die Nerven verloren, und man hatte ihnen die Augen verbunden, weil sie den Anblick der Tiefe nicht ertragen konnten. Drei lagen gefesselt auf den Hundeschlitten, weil sie nicht mehr weitergehen wollten. War es die Schönheit des Landes, das sich zu ihren Füßen ausbreitete, die ihnen den Verstand raubte? Diese Welt fühlte sich so anders an… Und dazu kamen noch die Amulette, die dem Winter seine Härte nahmen. Es war ein Ort, der nicht für Menschen geschaffen war. Allein der Tod erlaubte einem, für immer hier zu bleiben.
    Alfadas wischte sich den Schweiß von der Stirn. Weit über ihm ertönte erneut der helle Klang der Eispickel. Immer wieder versperrten funkelnde Eiskaskaden den Weg.
    Die Elfen hatten einen Voraustrupp losgeschickt, der diese Hindernisse beseitigte. Graf Fenryl war ein fähiger Anführer. Und er hatte sich den Menschen gegenüber erstaunlich aufge-
    schlossen gezeigt. Bislang klappte es recht gut mit dem Nebeneinander der verschiedenen Völker. Wenigstens diese Sorge war unnötig gewesen, dachte Alfadas. Er war auch überzeugt, dass es kein Zufall war, wenn sie bald auf die Flüchtlinge träfen. Diese Zusammenkunft war sicher von vornherein beabsichtigt gewesen. So konnten sich die

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