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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Wanderer ein Lagerfeuer anzünden konnte.
    Ole griff in die Spalte und fuhr augenblicklich zurück. Er hatte etwas Trockenes, Pelziges berührt! Rasch zog er seinen langen Jagddolch und wartete ab. Was immer dort im Spalt verborgen lag, rührte sich nicht. Vielleicht hatte nur ein Jäger seinen Wasserschlauch zurückgelassen oder eine Jagdtasche aus Fell. Es war albern, sich so aufzuführen!
    Ole sah sich unsicher um. Niemand war in der Nähe. Endlich fasste er sich ein Herz und griff noch einmal in den Spalt. Er zerrte an dem Ding, bis es mit einem Ruck freikam und vor ihm auf den Boden purzelte. Ein vertrockneter und völlig verschrumpelter Tierkadaver lag vor ihm. Die Lefzen waren hochgezogen und gaben den Blick auf lange Fänge frei, die im Feenlicht grünlich schimmerten. Erst als Ole das Würgehalsband erkannte, begriff er, was da vor ihm lag.
    »Mörder?«, flüsterte er und strich über das kurze Fell. Der Hund wirkte jetzt viel kleiner. Etwas hatte ihm das Fleisch von den Knochen geschmolzen, bis nur noch Haut und Gebein übrig waren.
    Offensichtlich hatte Mörder noch gelebt, als er in der flachen Höhlung Zuflucht gesucht hatte. Der Hund hatte die Läufe eng an den Leib gezogen. Seine Schnauze war zur Verteidigung bereit vorgereckt. Doch wovor hatte er sich dort versteckt?
    Hätte Ole den Hund nicht vor wenig mehr als einer Stunde noch gesehen, er hätte Stein und Bein darauf geschworen, dass vor ihm der Kadaver eines Tieres lag, das schon seit vielen Wochen tot war. Mörder fühlte sich noch warm an. Was immer ihn getötet hatte, musste ganz in der Nähe sein! Ole spürte, dass er beobachtet wurde. Etwas war hinter ihm. Er hatte ein leises Geräusch gehört. Es klang wie das Kratzen einer Pfote auf Stein. Ruckartig drehte der Hundezüchter sich um, den Dolch abwehrbereit erhoben. Zwischen den Felsen stand Schädelbeißer. Der große Hund hob witternd den Kopf.
    Nie war Ole so froh gewesen, dieses störrische Mistvieh zu sehen! »Wir sollten von hier verschwinden, mein Feiner. Wir möchten doch nicht so enden wie Mörder!« Der große Hund sah ihn abschätzend an. Seine Augen waren wie schwarze Seen. Im Zwielicht sah man deutlich die breiten Narben auf seiner Schnauze. Schädelbeißer stieß einen kurzen Schnauber aus, dann drehte er sich um und machte sich davon.
    »Du kannst doch nicht einfach abhauen, du Missgeburt!« Ole lief dem Hund hinterher. Erst als der Lagerplatz schon ein ganzes Stück hinter ihm lag, fiel ihm auf, dass er seinen Bogen zurückgelassen hatte. Schädelbeißer war längst im Unterholz verschwunden. Dornenranken zerrten an Oles Kleidern. Was für eine verfluchte Nacht! Wahrscheinlich waren Feen oder andere magische Geschöpfe heimlich durch das Tor gekommen, um nun unter den Fjordländern ihr Unwesen zu treiben.
    Unschlüssig, was zu tun war, blieb der Hundezüchter stehen. Der Wald zog sich hier eine Bergflanke hinauf. An manchen Stellen brach blanker Fels durch den Boden. Hinter ihm ging es ziemlich steil bergab. Wurzeln, halb im Laub versteckt, waren tückische Fußangeln. Es war verrückt, mitten in der Nacht und ohne Licht hier herumzulaufen.
    Gerade am Rand seines Gesichtsfeldes fiel ihm ein matter Schein auf. Ole drehte sich um. Das waren ganz sicher Feen! Er kannte sich aus, hatte alle Geschichten über diese bösartigen kleinen Verwandten der Elfen gehört. Einsame Wanderer zu foppen, war ihre Lieblingsbeschäftigung.
    »Mich kriegt ihr nicht!«, murmelte der Hundezüchter leise. »Mich nicht!« Da war es wieder! Etwas huschte lautlos zwischen den Bäumen hindurch. Und dann schob sich ein massiger, weißer Leib hinter einem Gebüsch hervor. Die Elchkuh! Sie musste durch eine Bodensenke gelaufen sein! Das war des Rätsels Lösung! Hier gab es keine Feen. Nur einen völlig verängstigten Hundezüchter. Ole lachte leise. Das Feenlicht ließ ihn Geister sehen! Das wusste jedes Kind. Die Menschen wurden ganz närrisch, wenn die grünen Lichter über den Himmel zogen. Sein Glück hatte zu ihm zurückgefunden. Es gab keinen Grund, sich zu ängstigen. Er… Ole hätte laut losfluchen mögen. Sein Bogen! Luth hatte wohl beschlossen, ihn zu verhöhnen! Ohne Bogen konnte er der Elchkuh nichts tun. Sie würde kaum brav stehen bleiben, wenn er zu ihr hinüberging, um ihr mit seinem Jagddolch die Kehle durchzuschneiden. Aber vielleicht ließ sie ihn nahe genug kommen, dass er den Dolch werfen konnte? Wenn die Elchkuh erst einmal verwundet war, dann würde er sie leichter verfolgen

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