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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Menschen als Beschützer fühlen. Gegen wen sollten sie die Elfenflüchtlinge hier auf dem Eis schon verteidigen? Die Flotte der Trolle war noch hunderte Meilen entfernt, hatte Graf Fenryl Alfadas verraten. Diese Flüchtlinge brauchten gar keine Eskorte. Jedem der Elfen musste das klar sein. Der Herzog hoffte, dass seine Männer diese List nicht durchschauten. Sie würden es wahrscheinlich so auffassen, dass man sie wie Kinder behandelte. Mit Getöse stürzten Eisbrocken über die Klippe. Alfadas sah, wie sie in der Tiefe die grauen Klippen streiften und in einen Schleier silbern funkelnder Splitter gehüllt im Abgrund verschwanden. Voraus erklang ein Hornsignal. Der Weg war wieder frei. Langsam setzte sich der lange Zug aus Elfen, Menschen und Hundeschlitten wieder in Bewegung.
    Es war beklemmend, durch eine Winterlandschaft zu marschieren und keinerlei Kälte zu spüren. Wind schlug Alfadas ins Gesicht und zerrte an seinem schweren, roten Umhang, aber er biss ihm nicht in die Haut, so wie es sein sollte. Dem Winter war der Stachel genommen. Ohne Zweifel war es angenehmer. Alfadas sah sehr wohl den Raureif im Pelz der Hunde, und er konnte sich vorstellen, wie mörderisch die Kälte sein musste. Wahrscheinlich würde sich sein Atem als Eis in seinem Bart verfangen, wenn er dieses Amulett nicht hätte. Die Kälte würde sein kleines Heer auszehren und die Schwächsten unter den Männern womöglich sogar umbringen. Es war also gut, wenn die Elfen sie schützten. Und doch blieb das Gefühl, dass es nicht richtig war, durch eine Welt aus Eis und Schnee zu wandern und dabei den Winter nicht zu spüren.
    Alfadas stieg über einen Felsbrocken hinweg, der auf dem Weg lag. Es ging ihm zu gut, wenn er jetzt schon Zeit fand, sich darüber Gedanken zu machen, dass ihnen eine Mühsal erspart blieb. Der Pfad, der aus dem Felsen geschlagen war, wurde immer enger. Wie lange es wohl gedauert haben mochte, diesen Weg die Klippe hinauf zu bauen? Nirgends sah er die Spuren von Spitzhaken. Er schien natürlich gewachsen zu sein. Aber kein Steilhang wuchs mit einem passenden Weg! Wahrscheinlich hatte Magie diesen gewundenen Pfad erschaffen. Alfadas blickte zurück zu den bewaldeten Bergen, die sie hinter sich gelassen hatten. Dies also war die Heimat von Silwyna. Nie zuvor war er in den Slanga-Bergen gewesen. Sie galten als wilder, ungastlicher Ort. Nirgends gab es so viele beseelte Bäume wie dort. Viele Geschichten rankten sich um diesen Wald. Es hieß, die Magie sei so stark, dass es immer wieder zu plötzlichen magischen Phänomenen kam. So wie man in einem Gewittersturm nie wusste, wo ein Blitz einschlagen würde, so konnte man in dem verwunschenen Wald niemals sicher sein, nicht zum Opfer ungelenkter Magie zu werden. Silwyna hatte ihm viele Geschichten erzählt, in denen Fremde über Nacht von wild wuchernden Dornenranken erwürgt worden waren. So mancher Wanderer wurde von einem Wahn befallen, der ihn fortan im Kreis umhergehen ließ. Hin und wieder entzog der Wald seinen Besuchern gar die Lebenskraft, und sie wurden in einer einzigen Nacht zu Greisen. So war das Land ebenso gefährlich und unberechenbar wie seine Bewohner. Niemand, der seine Sinne beisammen hatte, ging freiwillig dorthin.
    Silwyna hatte ihn in den letzten beiden Tagen gemieden. Offensichtlich hatte sie seine Abschiedsworte, die er in der Welt der Menschen zu Asla gesagt hatte, richtig verstanden. Er war in Albenmark, weil er dazu gezwungen war, und er wollte in seine Heimat zurückkehren. Das Band zwischen der Elfe und ihm war zerschnitten. Und nicht er war es gewesen, der es durchtrennt hatte. Sie sollte sich nur keine Hoffnungen machen! Alfadas rutschte und musste sich an der Felswand abstützen, um nicht zu stürzen. Der Weg war vereist. Ihr Voraustrupp hatte zwar Asche von ihrem letzten Lagerfeuer und Sand gestreut, doch das war nur ein Notbehelf. Nie zuvor war er so hoch in die Berge gestiegen. Kein Baum und kein Strauch gedieh hier mehr. Wieder dachte er daran, dass Menschen an diesem Ort fehl am Platz waren. Er war zu schön… Ohne dass er es wollte, drängte sich die Maurawani in seine Gedanken. Er sollte lieber darauf achten, wohin er seine Füße setzte, statt über sie zu grübeln. Sie sollte keinen Platz mehr in seinem Kopf haben! Warum nur schaffte er es nicht, sich von ihr zu lösen? Er hatte eine Frau, die ihn liebte, und zwei wunderbare Kinder! Was konnte ihm Silwyna im Vergleich bieten? Nur Enttäuschungen!
    Sein Blick schweifte wieder über das

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