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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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nicht ahnen, dass sie erst in Vahan Calyd Gewissheit gefunden hatte.
    »Spricht etwas dagegen, wenn ich mir unseren großen Feldherrn vom Hals schaffe?«
    Skanga richtete ihre blinden Augen auf den Herrscher. Sie sah die brennende Eifersucht in ihm glühen. Er würde alles dafür geben, so zu sein wie Orgrim. Aber er wusste, dass er ihm niemals gleichen würde. Und nach dem Sieg heute konnte er es nicht mehr wagen, den Herzog einfach umzubringen. »Was hast du vor?«
    »Die Krieger lieben es, wenn man nach blutigen Schlachten große Reden schwingt.« Branbart erhob sich von dem Fass und trat in die weite Höhle hinaus.
    Skanga folgte dem König. Branbart war nicht der Hellste, aber er hatte ein Gespür für die Macht. Sie war neugierig, wie er sich Orgrim gegenüber verhalten würde.
    Sie fanden den Rudelführer beim goldenen Tor. Mit verschränkten Armen blickte er den leichenbedeckten Pass hinab. Er wirkte angespannt und verärgert.
    »Tritt vor deinen König, Orgrim!«, rief Branbart mit lauter Stimme. Alle sahen zu ihm auf. Die Leichenfledderer hielten bei ihrer Arbeit inne. Krieger, die Verwundete in die Sicherheit der Höhlen brachten, blieben stehen. Sogar ein Trupp gefangener Kobolde blickte ängstlich auf.
    »Hast du geglaubt, du könntest vor deinem König verheimlichen, was du tief in deinem Inneren trägst?« Skanga sah, wie Orgrim sich spannte. Nach diesem Sieg würde er keinen Tadel durch Branbart mehr dulden. »Komm her zu mir, und dann knie nieder vor Skanga. Sie soll nach deiner Seele greifen. Alle sollen hören, was sie in dir sieht!« Branbart zog die Nase hoch und spuckte aus.
    Die Schamanin lächelte in sich hinein. Der König machte seine Sache gut. Atemlose Spannung lag über der Halle. Orgrim wirkte plötzlich besorgt. Aber er fügte sich dem Befehl seines Herrschers. Gehorsam ging er vor Skanga auf die Knie. Sie legte ihm die Hände auf die Stirn. Ja, es war deutlich zu spüren, wessen Seele sich in diesem Körper regte.
    »Ist es so, wie ich vermute?«
    Alle in der Halle hielten den Atem an. Skanga beschloss, sich auf das Spiel des Königs einzulassen. Nach dem Gemetzel vor dem Tor konnte Branbart diesen pathetischen Augenblick gut gebrauchen, um sein Ansehen im Heer wiederherzustellen. »Ja, mein Gebieter, du hast Recht. Diese Seele begehrt dagegen auf, dein Krieger zu sein.«
    Orgrim sah sie erschrocken an. Sie wusste genau, dass sie mit ihren Worten seine geheimsten Gedanken bloßgelegt hatte.
    »Deine Taten haben dich verraten, Orgrim!«, rief der König mit Donnerstimme.
    Skanga spürte, dass der junge Rudelführer sich nicht kampflos seinem Schicksal ergeben würde. Branbart sollte es lieber nicht zu weit treiben!
    »Erhebe dich, Orgrim. Du bist erkannt!« Der König trat dem verblüfften Rudelführer mit offenen Armen entgegen. »Sei willkommen an meiner Seite, Herzog der Nachtzinne. Es ist gut, dich endlich wieder gefunden zu haben.«
    Jubel erhob sich in der Halle. Der Herzog der Nachtzinne war der berühmteste unter den Feldherren der vergangenen Tage. Ein Held zahlreicher Legenden, auch wenn über ihm ein Schatten lag. Es hieß, ein Elfenkrieger verfolge ihn in unerbittlichem Hass. In seiner letzten Inkarnation war der Herzog in seinem Gemach inmitten seiner Festung ermordet worden. Aber das mochten auch Intrigen gewesen sein - hieß es… »Beim Festmahl heute Nacht sollst du an meiner Seite sitzen«, erklärte Branbart jovial. Er hatte Orgrim einen Arm um die Schultern geschlungen, so als seien sie immer schon die besten Freunde gewesen. »Ich habe große Pläne mit dir, mein Feldherr.« Bran-bart hatte wieder die Stimme erhoben, sodass man ihn gut hören konnte. »Nun, da der Königsstein fast gewonnen ist, werden wir Rache üben an allen, die unseren Todfeinden geholfen haben! Du sollst zu den Menschlingen gehen, Orgrim. Morgen schon wird Skanga dich zur Nachtzinne bringen. Und dann wirst du ins Fjordland ziehen und jede Hütte der Menschen verbrennen, die dir unter die Augen kommt. Sie sollen lernen, was es heißt, uns Trolle herauszufordern!«
    Branbarts Ankündigung eines neuen Feldzugs wurde mit allgemeinem Jubel aufgenommen. Orgrim wirkte unendlich erleichtert und zugleich ein wenig fassungslos. »Darf ich heute Nacht noch meine Truppen zusammenstellen?«
    »Sicher, Herzog. Sicher!« Branbart klopfte ihm auf die Schulter. »Nach dem Fest wird Zeit genug sein. Du sollst deine zwanzig besten Krieger mit dir nehmen. Unter den Leibwächtern der Weibchen in der Felsenburg

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