Elfenwinter
der überschwänglich seine Krieger lobte. Der König hatte sich auf einem Fass nieder-
gelassen. Als er Skanga sah, rief er sie. Er war von den üblichen Trotteln und Speichelleckern umgeben. Wenn Branbart eines Tages darauf verzichten würde, nur solche Kämpfer um sich zu versammeln, die dümmer waren als er, würde er vielleicht ein großer König werden.
Neben dem Fass, das Branbart zum Thron gemacht hatte, lag ein Haufen mit abgetrennten Elfenköpfen. Noch immer brachten Krieger neue Köpfe. Manche hatten gleich mehrere an ihren langen Haaren zusammengebunden. Branbart fand für jeden seiner Kämpfer lobende Worte.
»Was soll dieser Unsinn?«, fragte Skanga.
»Wir messen den Sieg«, antwortete Dumgar an Stelle des Königs. »Es heißt, dass es nur drei- oder viertausend Normirga gibt. Hier liegen schon mehr als zweihundert von ihnen. Und das sind nicht einmal alle! Manche Elfen vergehen, bevor man ihnen die Köpfe abschneiden kann. Emerelles Volk wird verlöschen! Dieser Schädelhaufen ist wie ein Stundenglas.« Dumgar grinste stolz über diesen Vergleich. Skanga bezweifelte, dass der Herzog vom Mordstein ihn sich selbst ausgedacht hatte. Sie wandte sich an den König.
»Ich muss mit dir reden. Allein!«
Branbart zog die Nase hoch und spuckte grünen Auswurf auf den Schädelhaufen. Dann entließ er die Schwätzer, die ihn umringten, mit einem flüchtigen Wink.
»Was willst du, Skanga?« Seine gute Laune war unüberhörbar verflogen.
»Du weißt, wer er ist?«
»Das war mir schon in Reilimee klar, als er mit diesem seltsamen Vorschlag kam, die Hafenmauern zu erstürmen. Das ist nicht die Art, wie Trolle kämpfen. Brücken in Masten, große Holzwände, die man zwischen die Rahen hängt… Wir haben die Elfen immer mit der Kraft unserer Arme besiegt.«
Skanga seufzte. Branbart müsste es eigentlich besser wissen. Einer war auch früher schon ungewöhnliche Wege gegangen.
»Dir ist klar, dass es sich nach dem heutigen Tag nicht länger verheimlichen lässt, wer er ist. Es werden Geschichten aufkommen. Man wird sich erinnern… An frühere Siege… An Schlachten, die Legende sind… «
»Ich weiß!« Branbart schlug sich mit der flachen Hand vor die entstellte Stirn. »Mein Kopf mag aussehen wie ein Fleischball, aber denken kann ich noch! Ich werde ihm sein verfluchtes Herzogtum geben!«
»Warum hast du solche Angst vor ihm?«
»Weißt du das nicht? Du bist doch sonst immer so klug, Skan-ga. Ich denke weiter. Was wird aus Orgrim, wenn er Herzog ist? Danach gibt es nichts mehr zu erreichen. Es sei denn, er würde König.«
Die Schamanin seufzte. Was für ein Narr Branbart doch war! Vielleicht wäre es besser, wenn er den Schlachtentod starb.
»Du kennst unsere Gesetze. So wie Orgrim zum Herzog der Nachtzinne geboren war, so wirst du immer wieder zum König geboren sein. Selbst wenn Orgrim dich ermordet, würde seine Herrschaft niemals von Dauer sein. Und den Königstitel dürfte er nicht führen. Er kann nichts gegen dich tun. Und das weiß er auch.«
Branbart wirkte jetzt sehr müde. »Sieh dir an, wie er Schlachten gewinnt. Er ist so anders. Vielleicht wird er eines Tages einen Weg finden, wie er mich in die Dunkelheit schickt. Er ist der einzige Troll, dem ich das zutraue.« Branbart sah die Scha-manin fest an. »Der Einzige außer dir vielleicht noch! In letzter Zeit hatte ich den Eindruck, dass deine Aufmerksamkeit eher Orgrim galt als mir, deinem König.«
»Und warum wird das wohl so gewesen sein?«, fragte Skanga scharf. »Du brauchtest Orgrim, um heute siegen zu können. Ich musste ihn vor deinen Narrheiten schützen, denn sein Tod hätte bedeutet, dass du hier vor den Mauern des Königssteins gescheitert wärst. Jetzt brauchst du ihn nicht mehr. Mach ihn zum Herzog, schick ihn zur Nachtzinne. Gib ihm eine unbedeutende Aufgabe. Er wird für lange Zeit zufrieden sein und seine Kräfte an den Weibchen abstoßen, die er nun haben kann.« Skanga war sich bewusst, dass sie Orgrims Verhalten niemals würde vorhersagen können. Er war zu sprunghaft, um sagen zu können, was ihn im nächsten Mond beschäftigen würde. Sie müsste ihn weiterhin beobachten. Aber Branbart sollte sich in Sicherheit fühlen.
»Seit wann weißt du, dass er der wiedergeborene Herzog ist?«, fragte der König unvermittelt.
»Seit ich ihn das erste Mal berührte. Du weißt, mir bleibt es niemals verborgen, wenn eine alte Seele sich erneut in Fleisch kleidet.« Skanga blieb mit ihrer Antwort bewusst vage. Bran-bart sollte
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