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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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nicht ersetzen.
    Sein Herzschlag war stärker geworden. Er lag in tiefem Schlaf. Lyndwyn bettete sein Haupt auf ihren Schoß. »Es ist doch immer wieder ergreifend, zum Zeugen junger Liebe zu werden.«
    Die Zauberweberin fuhr auf. Die Stimme war in ihrem Kopf!
    »Ich bin es, Shahondin. Hab keine Angst, meine Enkelin!«
    »Wo bist du?« Lyndwyn sah sich verwundert um. Außer ihr und Ollowain war niemand auf dem weiten Berghang zu sehen.
    »Bitte versprich mir, dich nicht zu erschrecken.« Die Stimme klang nun unendlich traurig. »Die Trolle haben mich gefangen. Und sie haben mir Schreckliches angetan, mein Mädchen. Ich bin nicht mehr der, den du kanntest.«
    »Beweise mir, dass du mein Großvater bist! Erzähl mir etwas, das nur er wissen kann.«
    »Kluges Mädchen! Warum solltest du einer fremden Stimme auch trauen. Klug warst du immer schon. Erinnerst du dich, als wir im Pavillon am Meer den Lichtvogel ersonnen haben? Der Mond stand tief über der Bucht, als du zum allerersten Mal den Vogel hast fliegen lassen. Du warst noch ein kleines Mädchen. Er sah ein wenig unförmig aus, dein erster Vogel. Seine Schwingen waren wie Pergamentbögen und der Kopf nur eine Kugel.«
    Lyndwyn musste lächeln. Ja, sie erinnerte sich an diesen ersten Vogel. Sie war noch ein Kind gewesen. Shahondin hatte sie danach gelehrt, wie wichtig es war, genau hinzusehen, und dass nichts Lebendiges eine zufällige Form hatte. »Zeige dich, Großvater.«
    »Bitte, Kind, lass dich nicht von meinem Aussehen blenden. Die Trolle haben Ungeheuerliches an mir verbrochen. Aber ich spüre die Macht, die dich umgibt. Eine Macht, die alles zu ändern vermag. Du kannst mich zurückholen.«
    Lyndwyn hatte sich für alles Erdenkliche gewappnet, doch das, was sich aus dem Schnee erhob, war etwas, worauf man nicht vorbereitet sein konnte. Der riesige geisterhafte Hund mit dem einen blutroten Auge hatte gar nichts mehr mit ihrem Großvater gemein außer dessen Erinnerungen.
    »Erschrick nicht, mein Kind. Taste nach meinem Geist. Fühle, dass ich es bin!« Die Kreatur öffnete sich ihr, und was die Zauberweberin fand, war ihr wohl vertraut. Auch die Düsternis in Shahondins Seele! Dies war das Einzige, was er vor ihr abschirmte. Seine dunkle Seite. Und sie wollte sie auch nicht sehen.
    »Ruf mich zurück! Erinnere dich an den Mann, der ich war. Du kannst mir allein Kraft deiner Gedanken all das zurückgeben, was die Trolle mir gestohlen haben. Denk an den Großvater, mit dem du so viele Stunden gemeinsamer Studien verbrachtest. Nutze den Albenstein! Er hat die Macht, mich zurückzuholen.«
    Lyndwyn dachte fest an die fernen Tage in Arkadien, an die gemeinsamen Reisen mit dem gestrengen und so gelehrten Großvater. Daran, wie er die Stirn runzelte, wenn sie seinen Gedanken nicht zu folgen vermochte, an sein glockenhelles Lachen, wenn sie sich beim Zaubern gar zu unbedarft angestellt hatte. Sein Lachen war vergangen mit den Jahren. Zuletzt hatte sie sich gar Geheimnisse erschlossen, die ihm immer verborgen geblieben waren.
    Die Zauberweberin spürte, wie sich der Albenstein auf ihrer Brust erwärmte. In Gedanken erschuf sie einen Funken aus hellem Licht und ließ ihn tanzen. So wie damals, in Vahan Calyd, als sie den Lichtvogel erschaffen hatte. Zunächst zog er nur grobe Konturen. Dann wob er Faden um Faden und zog dabei an der Essenz des Geisterhundes. Lyndwyn stahl ihm schließlich das Lebenslicht und verwob es mit der neu erschaffenen Gestalt ihres Großvaters.
    Als sie ihr Werk vollendet hatte, verblasste das Licht. Nackt stand Shahondin vor ihr im Schnee. Er hob die Hände, tastete ungläubig über seinen Leib. »Welch ein Wunder!« Seine Stimme klang fremd, dunkler. Und die Worte waren verwaschen, wie von einem Betrunkenen gelallt. »Ich muss wohl erst wieder lernen zu sprechen.« Er streckte die Hand aus. »Welch eine Macht! Nun gib mir den Albenstein. Wir werden ihn nutzen, um die Trolle zu vertreiben.«
    Sie wich einen Schritt zurück. Die dunkle, fordernde Stimme war ihr unheimlich. Etwas an ihrem Zauber schien missglückt zu sein.
    »Du wirst dich doch nicht deinem Großvater widersetzen! Den Stein! Wir wollten ihn schon in Vahan Calyd haben. Oder hast du das vergessen? Er gehört in die Hände eines richtigen Zauberwebers. Nicht in die eines Mädchens! Du…« Er fasste sich an die Brust. Etwas in seinem Leib war in Bewegung geraten. Seine Rippen wölbten sich vor. Unter der Haut seines Bauchs malte sich etwas ab wie ein Gesicht, das gegen dünnen

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