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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ihrer Seele. Sie war immer rein und unverfälscht. Noch…
    Voller Sehnsucht blickte er in die Dunkelheit. Ulric hatte Yil-vina sicher bedrängt, ihm Schwertkampfstunden zu geben. Wenn der scharfe Frostwind von Norden wehte und der Schnee bis halb zum Giebel hinaufreichte, dann saß man gefangen im Langhaus. Manchmal tagelang. Es waren Tage voller behaglicher Langeweile. Alfadas musste lächeln. Hoffentlich hatte Ul-ric die Schärfe seines Elfendolchs nicht heimlich an Bänken, Stuhlbeinen und Tischplatten erprobt.
    Halb verkohlte Holzscheite ragten aus dem Schnee hinter der Bruchsteinmauer. Wie flüchtig skizzierte Runen auf frischem Pergament kündeten sie von einer Geschichte. Alfadas starrte einige Herzschläge lang auf den kümmerlichen Rest des Holzstapels, der einmal hinter der Mauer aufgeschichtet gewesen war, bevor er begriff, was er dort sah. Jemand war hierher gekommen, um Firnstayn vor einer Gefahr zu warnen! Das Signalfeuer war abgebrannt, und was schlimmer war, niemand war seitdem mehr auf das Hartungskliff gestiegen, um einen neuen Holzstapel zu errichten!
    Alfadas kniff die Augen zusammen und spähte angestrengt in die Finsternis. Noch immer zogen dunkle Wolken vor dem Mond.
    Was war hier geschehen? Von Unruhe getrieben, ging er zu Ollowain. Er schilderte dem Elfen die Lage und bat ihn, die Männer hinab zum Fjord zu führen.
    »Hältst du es wirklich für klug, alleine vorauszugehen, wenn dort unten eine unbekannte Gefahr droht?«
    »Ganz gleich, was klug ist oder nicht, ich kann nicht warten. Dort unten lebt meine Familie!« Ohne sich auf weiteres Gerede einzulassen, eilte er davon. Er wusste, dass Ollowain mit seinem Einwand Recht hatte. Der Elf hatte immer Recht.
    Alfadas begann zu laufen. Das erste Stück des Hangs war steil. In der Dunkelheit konnte er den Weg nur schlecht einschätzen. Manchmal brach er knietief durch die verharschte Schneedecke, dann trug sie ihn wieder ein paar Schritt weit. Der Herzog rutschte und versuchte mit den Armen rudernd sein Gleichgewicht zu halten. Vergebens. Der Länge nach stürzte er in den Schnee. Sofort rappelte er sich wieder auf, eilte weiter, ohne sich auch nur die Zeit zu nehmen, den Schnee aus seinen Kleidern zu schlagen.
    Der Weg hinab erschien ihm endlos. Als er schließlich den Fjord erreichte, war er durchgeschwitzt und erschöpft. Die Kälte fraß sich durch seine Kleider. Er blickte über den zugefrorenen Meerarm. Wenn das Eis ihn trug, konnte er den Weg zum Dorf um Stunden abkürzen. Er musste es versuchen!
    Vorsichtig tastete er sich voran. Es bestand keine Gefahr. Der Eispanzer knarrte nicht einmal unter seinen Schritten. Wieder begann er zu laufen. Seine Lungen brannten, sein Herz schmerzte bei jedem Schlag. Doch seine Angst peitschte ihn vorwärts.
    Als der Mond zwischen den Wolken hervortrat, sah Alfadas in der Ferne den eingestürzten Bootssteg. Dunkel ragten die Trümmer aus Schnee und Eis. Dahinter gab es keine steilen Giebel mehr. Er hätte das windschiefe Bootshaus sehen müssen und Kalfs Hütte. Auch das kleine Haus von Erek, mit der hölzernen Wetterfahne auf dem Dach, lag dicht am Ufer. Doch es war verschwunden. Ebenso das Langhaus auf dem Hügel etwas abseits vom Dorf.
    Alfadas wollte schreien, doch er hatte keine Kraft mehr. Sein Atem ging keuchend. Er sank nach vorn, als habe man ihm mit einem schweren Knüppel in die Kniekehlen geschlagen. Alle Stärke war aus seinen Gliedern gewichen. Sein Blick wanderte über die unregelmäßigen Hügel aus Schnee, dort, wo einmal Häuser gestanden hatten. Das kalte Mondlicht zeigte nun alles in unbarmherziger Deutlichkeit. Schwarze Dachbalken, die wie Rippen verrotteter Riesenleiber aus dem Schnee stachen. Halb eingestürzte Wände.
    Kälte fraß sich in die Knochen des Herzogs. Leichter Wind strich über den Fjord. Feine Eiskristalle streichelten Alfadas' Wangen. Stöhnend wie ein Greis, kämpfte er sich auf die Beine. Es waren nur verbrannte Häuser, ermahnte er sich. Firnstayn gab es nicht mehr. Aber seine Familie… Vielleicht waren sie ja geflohen. Schließlich hatte oben auf dem Hartungskliff das Signalfeuer gebrannt. Jemand hatte das Dorf also gewarnt! Er blickte zu dem Hügel, auf dem einst sein Langhaus gestanden hatte. Dort würde er die Antwort finden. Jetzt hielten sich Angst und Hoffnung wieder die Waage. Ja, dort oben würde er die Antwort finden.
    Müde stieg er das flache Ufer hinauf. Er machte einen Schlenker an Kalfs Hütte vorbei. Zwischen den Trümmern sah er das runde

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