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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wusste nicht, wie sie das schaffte. Es war wie ein Wunder.
    »Wo hast du dein Kettenhemd, Herzogin?«, fragte Sigvald.
    »Um mich mit Händchen haltenden Trollen anzulegen, brauche ich kein Kettenhemd. Wahrscheinlich hätte es sogar genügt, statt meines Schwertes einen großen Kochlöffel mitzubringen.«
    Unten am Pass erklang ein einzelner Kommandoruf. Die Trolle hoben etwas an. Sie hielten sich nicht bei den Händen, sie trugen jetzt etwas. Alle gemeinsam!
    Im Takt des Trommelschlags setzte sich die Marschkolonne in Bewegung. Kalf weigerte sich zu glauben, was er dort sah. Das war das Ende! Es durfte nicht sein. »Sie tragen einen Baumstamm«, flüsterte Sigvald. Dieser Baum musste hundert Winter und mehr kommen und gehen gesehen haben, bevor die Trolle ihn gefällt hatten. Der Stamm war mehr als dreißig Schritt lang und hatte einen Durchmesser wie ein großes Wagenrad.
    Der Takt der Trommel unten im Passweg steigerte sich langsam. Obwohl es bergan ging, beschleunigten die Trolle ihre Schritte.
    Kaff blickte wieder zur Klippe hinauf. Dort standen noch immer keine Bogenschützen! Nichts würde die Trolle aufhalten.
    »Runter vom Wehrgang!«, rief der Fischer. »Runter mit euch!« Er packte einen Mann und stieß ihn hinab in den Schnee. »Lauft zu den Langspeeren.«
    »Was soll das?«, zischte Asla wütend.
    »Der Wall ist nicht zu halten. Sie werden beim ersten Ansturm durchbrechen. Wer dann hier oben steht, ist des Todes. Lauf zum Dorf hinauf! Ich werde versuchen, dir etwas Zeit zu verschaffen. Nimm die Kinder und die Alten. Flüchtet in die Berge, zu den Höhlen.«
    »Du kannst doch nicht einfach… «
    Kaff packte sie und zwang sie, zu den Trollen hinabzublicken. Die Angreifer waren kaum noch hundert Schritt entfernt. »Siehst du den Stamm, den sie tragen? Er ist schwerer als all das Holz, das in dieser Palisade steckt. Was glaubst du, was passieren wird?«
    Asla drückte seine Hände nieder. »Ich bleibe bei dir«, sagte sie fest.
    »Dann lässt du die Kinder sterben! Denk an Kadlin. Ihr müsst fliehen. Schnell!« Er küsste sie auf die Stirn. Dann hob er sie vom Wehrgang hinab.
    »Los, los, herunter hier!« Die meisten Männer folgten seinem Befehl. Nur noch zwanzig Schritt. Der Trommelschlag dröhnte in Kalfs Ohren. Er sprang. Federnd landete er im Schnee. »Zu den Langspeeren. Wir machen einen Gegenangriff, wenn sie durchbrechen!« Stolpernd hastete er voran, dorthin, wo ein Spalier dünner Speere aus dem Schnee ragte. Die meisten Männer liefen einfach weiter. Kalf konnte es ihnen nicht verdenken. Er riss einen der Speere an sich.
    Die Trolle brüllten einen markerschütternden Schlachtruf. Ihre Trommel schlug jetzt schneller als Kalfs Herz. Winkend sammelte der Fischer einige der Flüchtenden um sich. Kodran war dabei und ein Bäcker aus Honnigsvald. Männer, die niemals Krieger hatten sein wollen. In verzweifelter Wut hielten sie die langen Speere umklammert.
    Kalf richtete die kleine Schar der Tapferen zu einer Reihe aus, als mit infernalischem Krachen der Rammbock durch den Wall stieß. Gleich im ersten Ansturm brachen die Trolle hindurch. Die Baumstämme der Palisade knickten wie Grashalme. Sofort drängten die ersten Feinde durch die Lücke.
    »Angriff!«, schrie Kalf. Alles um ihn herum verblasste. Er sah nur noch einen Trollkrieger, der sich mit Ruß breite Streifen auf die nackte Brust gemalt hatte. Der Kerl stieg über einen zersplitterten Stamm hinweg. Pfeile gingen auf die Trolle in der Bresche nieder. Endlich! Doch der Beschuss hielt sie nicht auf. Sie spürten, wie nah der Sieg war.
    »Angriff!«, rief Kalf immer verzweifelter. »Angriff!.« Er schrie gegen seine eigene Angst an.
    Die Beine fest in den Schnee gestemmt, rammte er dem Troll seinen Speer in die Brust. Die eiserne Spitze drang tief ins Fleisch, traf auf eine Rippe, wurde nach oben abgelenkt und trat dicht neben dem Hals wieder aus. Der Troll warf den Kopf in den Nacken und brüllte.
    Die plötzliche Bewegung riss Kalf den Speer aus der Hand. Er zog sein Schwert. Mit beiden Händen umklammerte er den langen, lederumwickelten Griff.
    Sein Gegner zerbrach den Schaft des Speers. Mit einem wütenden Hieb versuchte er Kalf auf Abstand zu halten.
    Der Fischer duckte sich unter dem Blatt der Steinaxt hinweg. Sein Gegner riss die linke Hand hoch. Das Schwert traf ihn zwischen den Fingern, fuhr knirschend durch Knochen und Handgelenk bis in den Arm hinauf. Kalf dröhnten die Ohren vom Geschrei. Sein Schwert steckte im Arm des Trolls fest.

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