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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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fragte Ulric ehrfurchtsvoll.
    »Ja. Er war noch jünger als du, da hat man ihn zu mir gebracht. Er war ein sehr guter Schüler.«
    »Würdest du mir auch eine Schwertkampflektion erteilen, Meister?«
    Ollowain musste lächeln. Einen Augenblick lang sah er wieder den frechen, wissbegierigen Jungen vor sich, der Alfadas einst gewesen war. Ulric ähnelte seinem Vater sehr. Allerdings war er entschieden respektvoller. »Es wird mir eine Ehre sein, mit dem Sohn meines besten Schülers die Klinge zu kreuzen.
    Wie ich sehen konnte, verfügst du zu Hause über eine gute Auswahl schöner Schwerter.«
    »Die hat mir alle mein Vater geschnitzt!«, erklärte Ulric stolz. »Meistens wenn er Streit mit meiner Mutter hat, schnitzt er mir ein Schwert. Und die beiden streiten sich gern.«
    Vielleicht hatte er sich in dem Jungen getäuscht, was den respektvollen Umgang mit Erwachsenen anging, dachte Ollowain amüsiert.
    Sie schlenderten den Weg entlang, der auf der Rückseite des Dorfes zum Wald führte. Der Schwertmeister empfand die Welt der Menschenkinder auf schwer in Worte zu fassende Weise als unheimlich. Etwas mit der Luft stimmte hier nicht. Sie verwischte den Blick in die Ferne, und die Ordnung der einfachsten Dinge schien durcheinander geraten zu sein. Die Art, wie die Bäume zueinander standen, oder wie ihr Astwerk wuchs. Selbst das Rascheln der Blätter im Wind klang anders, wenn man genau hinhörte, anders als in Albenmark. Vielleicht lag es daran, dass der Welt der Menschen kaum Magie innewohnte? Vielleicht war es auch ganz natürlich, dass sich Welten voneinander unterschieden. Was wusste er schon von diesen Dingen! Er hatte andere Sorgen.
    Ein weites Stück gingen sie schweigend. Nur Ulric rief unsichtbaren Gegnern am Wegesrand Herausforderungen zu und drosch gelegentlich mit seinem Holzschwert auf Büsche und Pilze ein.
    »Ist es wirklich so schlimm, wie Yilvina erzählt hat?«, fragte Alfadas unvermittelt.
    Ollowain hatte nur stumm dabeigesessen, als seine Gefährtin vom Untergang Vahan Calyds berichtet hatte und vom Kampf mit den Trollen. Der Schnitt in den Hals hatte ihm nicht gestattet zu sprechen, und er war nicht unglücklich gewesen, diese Geschichte nicht erzählen zu müssen.
    »Sie hat nicht einmal alles gesagt.«
    »Und was wirst du nun tun?«
    Ollowain machte eine hilflose Geste. »Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich in die Snaiwamark. Wahrscheinlich werden sich die Trolle als Nächstes dorthin wenden.«
    »Warum glaubst du das?«
    »Dort lebt mein Volk. Der Elfenstamm der Normirga. Auch Emerelle gehört zu ihnen. Die Trolle hätten zwei Gründe, sich gegen sie zu wenden. Vermutlich werden sie Emerelle dort suchen, und womöglich steht ihnen der Sinn danach, Blutrache an einem ganzen Volk zu nehmen. Und selbst, wenn das nicht der Fall ist, werden sie ihre alte Heimat zurückerobern wollen. Sie sind aus der Snaiwamark vertrieben worden. Es ist das Land, das die Alben ihnen einst geschenkt haben.«
    »Warum sollten sie Blutrache an einem ganzen Volk üben wollen? Was haben sie damit zu tun, was…« Alfadas brach ab.
    »Du lebst schon lange wieder unter den Menschen, mein Freund. Du denkst in ihren Maßstäben. Auch wenn die Gräueltaten des letzten Trollkrieges Jahrhunderte zurückliegen, leben noch immer etliche der Elfen, die daran beteiligt waren. Unsere Völker haben einander zu tiefe Verletzungen zugefügt.«
    Kurz überlegte Ollowain, ob er Alfadas von dem Massaker auf der Shalyn Falah erzählen sollte. Vom Mord am König der Trolle und seinen Herzögen. Er zog es vor zu schweigen. Es war zu beschämend, was in dieser Nacht geschehen war. »Manchmal wird uns unser langes Leben zum Fluch. Die alten Wunden wollen nicht verheilen, weil sie nicht in Vergessenheit geraten können. Du erinnerst dich doch noch an Farodin. Er führt seit über siebenhundert Jahren eine Fehde mit einem Trollherzog. Allein er weiß, wie oft er diesen Troll getötet hat und wie oft der Herzog wiedergeboren wurde, nur um erneut durch Farodins Klinge zu sterben.«
    »Du solltest Emerelle nicht zurück nach Albenmark bringen. Nicht solange sie in diesem Zustand ist. Lass sie bei mir. Asla und ich werden uns um sie kümmern.«
    »Und ich auch!«, sagte Ulric mit großem Ernst. »Ich kann ihr zu trinken bringen, wenn sie durstig ist. Und ihr Geschichten erzählen, wenn sie sich langweilt.«
    Ollowain strich dem Jungen über das Haar. »Ich bin sicher, dass meine Königin dein Angebot sehr zu schätzen wüsste.« Er blickte zu

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