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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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der Himmel bedeckt, und Wellen mit kleinen weißen Schaumkronen eilten dem Ufer entgegen. Weit entfernt sah er ein kleines Boot, das mit halb gerefftem Segel gegen den Seegang ankämpfte. Es fröstelte den Elfen. Die Landschaft war von rauer Schönheit. Sie passte zu den Menschen, dachte er. »Gegen wen will dein Sohn denn jetzt kämpfen?«, fragte er. »Wer ist dieser König vom dunklen Grund?«
    Alfadas winkte ab. »Nur eine von vielen Geschichten, wie sie sich die Fjordländer gern in langen Winternächten an ihren Feuergruben erzählen.«
    »Glaubst du, man könnte sie auch einem Elfen an einem dunklen Herbsttag erzählen?«
    Der Jarl sah ihn verwundert an. »Es ist wirklich nichts Besonderes.«
    »Zumindest deinen Sohn scheint sie sehr beeindruckt zu haben.«
    Ulric stand noch immer auf der Felsnase. Er hielt jetzt sein Holzschwert dem Himmel entgegengestreckt, als habe er gerade einen großen Sieg errungen.
    Alfadas musste lächeln. »Ja, es ist die Art von Geschichte, die Kinder, alte Krieger und Narren in ihren Bann schlagen. Vor langer Zeit, als Eisen allein den Waffen der Götter vorbehalten war, regierte an den Fjorden ein stolzer Herrscher, König Osa-berg. Viele nannten ihn auch den Goldenen, denn er trug eine schwere Brustplatte ganz aus goldener Bronze. Einen Helm mit Flügeln daran besaß er, ein Kettenhemd, das bis zu den Knien herabreichte, sowie einen großen, runden Schild, auf dem das Bild einer Seeschlange prangte. Er war ein stolzer und ein reicher König. Viele Kriege hatten seine Schatzkammer gefüllt und ihm etliche Feinde beschert. Selbst seine eigenen Fürsten beneideten ihn, denn neben diesem König wurde der Ruhm selbst des tapfersten Kriegers zu Asche. In dieser fernen Zeit fuhren selbst die Herrscher in Booten aus Lederhäuten, so wie es heute noch unsere Fischer tun. Eines Sommers wurden Osa-berg und seine Männer auf einer Kriegsfahrt von übermächtigen Feinden gestellt. Es heißt, seine eigenen Fürsten hätten ihren Herrscher verraten. Jedenfalls flohen sie in ihren Booten, noch bevor sie einen Schwertstreich taten. Osaberg und seine letzten Getreuen wurden umzingelt. Sie kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, doch die Übermacht der Feinde war zu groß. Der König war der Letzte, der noch focht. Als er sah, dass seine Niederlage unabwendbar war, zerschnitt er mit dem Schwert die lederne Bootshaut und versank in seiner schweren Bronzerüstung im Fjord. Zuletzt rief er seinen Feinden noch zu, er werde wiederkehren, um aus ihren Knochen einen Thron am Grund des Fjords zu errichten. Zwei Tage später sanken die meisten Schiffe der Verräter und der siegreichen Feinde in einem plötzlichen Sturm. Seit jener Zeit, heißt es, wandert König Osaberg rastlos auf dem Grund der Fjorde umher. Und manchmal steigt er aus dem Wasser, um im Zweikampf den Mut der Tapferen zu erproben oder um Schrecken und Tod unter die Feinde des Fjordlands zu tragen.«
    »Vielleicht solltest du deinem Sohn nicht gestatten, nach diesem dunklen Herrscher zu rufen. Hast du keine Angst, dass er ihn erhören könnte?«
    Alfadas lachte leise. »Wir sind hier nicht in Albenmark, mein Freund. Es ist nur eine Geschichte. Der König lebt allein in der Vorstellung von Knaben wie Ulric und von ein paar alten Narren. Es gibt solche Geschöpfe nicht in meiner Welt.«
    »Und der Manneber?«, wandte Ollowain ein. Er sah das aufgewühlte Wasser des Fjords jetzt mit anderen Augen. Lauerte dort in der Tiefe der Geist eines uralten Kriegerkönigs? »Und was ist mit den Trollen? Einige ihrer Burgen sind kaum dreihundert Meilen von hier entfernt. Ganz zu schweigen von den Verstoßenen aus Albenmark, die sich in deine Welt gerettet haben. Es mag ja sein, dass es diesen König Osaberg nicht gibt. Aber vielleicht lauert ja etwas anderes am Grund des Fjordes.«
    »Nein, mein Freund. Mein Schwiegervater ist Fischer. Und sein Vater war es auch. Die Tradition reicht viele Generationen zurück. Sie wissen um alles, was im Fjord lebt. Dort gibt es keinen König. Es ist nur eine Geschichte, mit der man die Kinder erschreckt und sie davon abhält, zu nahe ans Wasser zu gehen.«
    Ollowain betrachtete den Jungen. Er war kräftig. Sein blondes Haar hing ihm in langen Strähnen in den Nacken. Auf den rutschigen Felsen hielt er ohne Mühe das Gleichgewicht. Er würde gewiss ein guter Schwertkämpfer werden, wenn Alfadas die Zeit fand, ihn angemessen zu unterrichten. »Dein Sohn scheint sich von dieser Geschichte nicht sonderlich schrecken zu

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