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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mussten kommen. Er würde mit Erek hinausfahren und tagelang fischen. Seinen Schwiegervater verließ langsam die Kraft. Die Gicht war ihm in die Knochen gekrochen, so wie es jedem geschah, der sein Leben auf dem Wasser verbrachte. Zu viele Stunden feuchter Kälte hatten ihn zermürbt. Aber wenn die Salme kamen, lebte der Alte wieder auf. Wie durch Zauberei kehrten seine Kräfte dann zurück. Einmal hatte er Alfadas nachts am Feuer erzählt, dass er sich wünsche, von einem starken Fisch hinab auf den Grund des Fjords gezogen zu werden, wenn seine Zeit gekommen sei. Er wolle nicht in einem kalten Herbst am Bluthusten verrecken oder erleben, wie seine alten Knochen brüchig wie modriges Holz wurden. Ich habe mein Leben lang Fische gefressen, da ist es doch nur gerecht, wenn sie mich zuletzt zum Fressen bekommen. Sollen sie ihren Laich zwischen meine Rippen legen. Ich will ihrer Brut gerne ein schützendes Versteck sein, so hatte Erek damals gesprochen.
    Alfadas mochte den alten Mann. Man konnte den ganzen Tag mit ihm in einem Boot sitzen und kein Wort reden, und doch hatte man sich prächtig verstanden.
    Träge flossen die Stunden dahin. Es hörte nicht mehr auf zu regnen. In der Dämmerung stieg Alfadas aus dem Sattel. Es wäre vernünftiger, jetzt nach einem Nachtlager zu suchen. Aber Honnigsvald war nicht mehr fern. Zwei Meilen noch, vielleicht drei.
    Wolken und Regen erstickten das Abendrot und verbargen Mond und Sterne. Bald war es so dunkel, dass der Jarl kaum noch sehen konnte, wohin er seine Füße setzte. Immer wieder strauchelte er auf dem breiten Kiesstreifen des Ufers. Er würde den alten König nicht warten lassen. Horsa Starkschild war in den letzten Jahren immer absonderlicher geworden. Wenn man ihn enttäuschte, tat er die seltsamsten Dinge.
    Endlich sah Alfadas einen winzigen Lichtpunkt. Er führte ihn zum alten Fährhaus. Mit seinem steilen Dach lag es wie ein großer Fels hoch am Ufer. Neben ihm kauerte ein kleiner Stall. Der Jarl brachte den Grauen ins Trockene und lockerte den Sattelgurt. Sie würden nicht lange verweilen. Das Stroh auf dem Boden war schwarz und sah aus, als habe man es seit vielen Monden nicht mehr ausgewechselt. Kein anderes Pferd war hier untergestellt.
    Alfadas rieb den Hengst mit einer alten Decke trocken und hängte ihm einen Hafersack um. Die großen, schwarzen Augen des Grauen blinzelten müde. Der Jarl kraulte ihn dicht über der kleinen, fast runden Blesse, wo er es gerne hatte. Mit leisen Worten bedankte er sich dafür, dass er ihn den langen Weg getragen hatte.
    Als Alfadas aus dem Stall trat, schob er den Umhang über die linke Schulter zurück, sodass man sein Schwert besser sehen konnte. Neben der Tür zum Fährhaus brannte die Laterne, die ihm den Weg gewiesen hatte. Er klopfte schwer gegen das nasse Holz und trat ein. Stickige Luft schlug ihm entgegen. Der beißende Rauch eines Torffeuers füllte den niedrigen, langen Raum. Ein blonder Kerl mit breiten Schultern saß über einen irdenen Becher gebeugt am Tisch neben dem Feuer. Das Fährhaus hatte einen gemauerten Kamin mit eisernen Bratspießen. Doch der Abzug schien verstopft zu sein, und der Qualm quoll in die Stube.
    »Wo ist der Fährmann?«, fragte Alfadas laut.
    Der Blonde hob den Kopf. Er hatte wässrige blaue Augen. Seine hängenden Backen, der ungepflegte Schnauzbart und sein fliehendes Kinn ließen ihn mürrisch und selbstmitleidig erscheinen. »Heute geht keine Fähre mehr.«
    »Kann ich das vom Fährmann selbst hören?«
    Der Mann am Tisch zog eine Grimasse und deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Er liegt hinter dem Haus begraben. Er wird dir sicher geduldig zuhören, wenn du dich beschwerst. Diesen Sommer hat ihn der Schlagfluss getroffen, als er am Steuer stand. Er ist über Bord gekippt und versunken wie König Osaberg in seiner goldenen Rüstung. Als sie ihn endlich aus dem Wasser hatten, war nichts mehr zu machen. Die Ältesten aus Honnigsvald haben mich und meine beiden Brüder zu neuen Fährleuten bestimmt, weil wir den verschuldeten Hof unseres Vaters nicht mehr halten konnten. Für ein elendes Kupferstück werde ich dich bei diesem Hundewetter nicht übersetzen.« Er deutete auf die Schlafnischen entlang der Wand. »Du kannst hier übernachten. Auf dem Feuer steht noch ein Rest Suppe. Morgen setz ich dich dann über.«
    »Der König erwartet mich«, sagte Alfadas, bemüht, nicht drohend zu klingen. »Glaub mir, ich würde mich auch lieber ans Feuer setzen und warten, dass diese

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