Elfenzauber (Mithgar 1)
tat, wie ihr geheißen, trat Arin auf die Kiste und stellte sich neben Egil. Sie wartete lange, bis sich der dampfende Tee abgekühlt hatte, wobei sie ab und zu die Temperatur prüfte. Schließlich begann sie damit, Egil die klare Flüssigkeit langsam und behutsam in den Mund zu träufeln, während er instinktiv schluckte. Nach einer Weile ließ sie Thar diese Aufgabe übernehmen.
Arin wandte sich an Orri. »Kapitän.«
»Edle Dame.«
»Die Wunden Eurer Besatzung…«
»Sind nicht so schlimm wie Egils. Alle Schwerverletzten sind gestorben. Die anderen haben wir größtenteils an Bord zusammengeflickt.«
Thar sah auf und sagte: »Ihr habt genug getan, edle Dame. Ich werde mich um ihre Kratzer kümmern.«
Arin schenkte dem Heiler ein Lächeln und wandte sich wieder an Orri. »Ist Egil verheiratet, verlobt oder versprochen?«
»Ha!« Orri lachte dröhnend. »Nein, meine Dame. Er ist ein freier Mann.«
»Dann, Kapitän, möchte ich darum bitten, dass Eure Männer ihn, wenn er den Tee getrunken hat, zur Schwarzstein-Herberge und in mein Quartier dort bringen, wo ich ihn in den nächsten Tagen pflegen werde.«
Orris Augen weiteten sich, aber er sagte nur: »Aye, edle Dame.«
Arin goss sich selbst eine Tasse Aréltee ein und ging dann zu Aiko und Yngli. Während die Dylvana sich einen Stuhl heranzog, sagte sie zu Aiko: »Egil wird zur Schwarzstein-Herberge und in unser Quartier gebracht.«
Aikos dunkle Augen verrieten keine Spur von Zustimmung oder Ablehnung. Vielmehr nahm Aiko Arins Worte lediglich mit einem unmerklichen Kopfnicken zur Kenntnis.
»Wir können es uns nicht leisten, ihn zu verlieren«, fügte die Dylvana hinzu, was Aiko wiederum mit einem Nicken quittierte.
Yngli wandte sich an die schwarzhaarige Kriegerin. »Ich würde Euch ja bitten, zu mir nach Hause zu kommen, aber ich glaube, meine Frau würde mit der Axt auf mich losgehen.«
Aiko musterte ihn ausdruckslos und sagte dann: »Wenn ich ihr nicht mit dem Schwert zuvorkomme.«
Yngli lachte zunächst herzlich, doch dann verstummte er, als er in die Augen der Kriegerin blickte. Er schauderte und schlang sich die Arme um den Leib. »Du meine Güte, ich glaube wahrhaftig, Ihr würdet das tun.« Yngli leerte abrupt seine Tasse Aréltee und erhob sich. »Solange Kapitän Orri noch bezahlt, sollte ich mir wohl noch ein Ale besorgen.« Er wandte sich an Arin. »Vielen Dank für den Tee, edle Dame.«
»Ich danke Euch für die Hilfe, Meister Yngli«, erwiderte sie.
Yngli verbeugte sich vor beiden – »Meine Damen« –, machte auf dem Absatz kehrt und rief: »Heda, Tryg, zapf mir einen Krug Ale!«
Eine Weile trank Arin schweigend ihren Tee, dann wandte sie sich an Aiko. Doch bevor sie ein Wort sagen konnte, rief Thar: »Dylvana, Egil hat jetzt seinen Tee getrunken.«
Müde rieb Arin sich die Augen und erhob sich dann. »Kapitän Orri?«
»Bili, Svan, Angar, Rolle… nehmt Egils Trage und bringt ihn zur Schwarzstein-Herberge in das Quartier der Dylvana.«
»Deckt ihn gut mit Mänteln zu«, fügte Thar hinzu. »Es regnet immer noch.«
Während sie den Bewusstlosen nach draußen trugen, erhob Aiko sich, schlüpfte in ihren noch nassen Mantel und sagte leise: »Dann glaubt Ihr also ebenso wie ich, dass dies der Mann aus Eurer Vision ist?«
Arin nahm ihren eigenen Mantel und wandte sich an die Kriegerin. »Vergesst Ihr etwa Alos?«
Aikos Mundwinkel fielen herab. »Dara, wie könnt Ihr an Alos denken, wenn doch Egil der Richtige ist?«
»Alos hat auch nur ein Auge«, erwiderte die Dylvana, während sie sich umsah. »Und da wir gerade von ihm reden, wo ist er geblieben?«
Sie fanden den mageren alten Mann unter einem Tisch in der Ecke, von leeren Alekrügen umgeben und mit einer leeren Branntweinflasche im Arm, wo er in seinem eigenen Erbrochenen schlief.
Aiko hielt sich angewidert die Nase zu, doch Arin sagte mit einem Seufzer. »Wir müssen ihn auch mitnehmen.«
Aikos Augen weiteten sich, dann sagte sie. »Zum Bootshaus, wo er schläft, oder?«
»Nein, Aiko. In unser Quartier in der Herberge.«
Aiko betrachtete Alos angeekelt. »Aber Dara, er ist widerlich, fuketsuna, unrein.«
Arin streifte sich den Mantel über. »Dann werden wir ihn baden müssen.«
»Huah!« Aiko schüttelte den Kopf. »Ihn schrubben, meint Ihr. Und ihm die Zähne mit Bimsstein abreiben, seinen Atem mit Minze erfrischen und auch seine Kleider verbrennen.«
»Das reicht, Aiko«, wies Arin sie zurecht. »Er hat nur ein Auge, und wir müssen herausfinden, ob er derjenige
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