Elfenzauber (Mithgar 1)
Egil, was sie war. »Eine Elfe«, flüsterte er ehrfürchtig.
Arin neigte den Kopf zu Aiko. »Meine Gefährtin ist Aiko, die in Ryodo geboren wurde und eine ehemalige Kriegerin der Magier des Schwarzen Berges ist. Aber nun steht sie in meinen Diensten.«
Egil erschrak und starrte auf die meditierende Frau. »Kriegerin? Magier? Schwarzer…?«
»Den alten Mann müsstet Ihr kennen, denn das ist Alos aus Mørkfjord.«
»Alos?« Egil schüttelte langsam den Kopf und zuckte dann bei der Bewegung zusammen. »Ich hätte in ihm niemals den armseligen alten Mann erkannt, der in Norris Bootshaus schläft. Du meine Güte, zur Abwechslung ist er sogar einmal sauber.«
Arin lächelte schwach. »Von Aiko unermüdlich geschrubbt.« Die Dylvana legte den Löffel beiseite und hielt Egil die Tasse hin. »Trinkt das. Es wird Eure Schmerzen lindern.«
»Gut«, seufzte Egil. »Mein Kopf dröhnt, und mein Magen ist in Aufruhr wie nach einer zehntägigen Zechtour. Mein linkes Auge brennt, als sei es in eine Grube der Hèl getaucht worden.«
»Euer Kopf dröhnt so, weil wir Euch mit Branntwein betrunken machen mussten, bevor wir Eure Wunden versorgen konnten. Euer Magen leidet mit darunter.«
Egil lächelte über den Rand seiner Tasse hinweg.
»Eure Stirn und Wange schmerzen von dem Schwerthieb. Die Wunde ist noch nicht verheilt, wenn auch mittlerweile genäht. Ihr werdet sie noch einige Tage spüren. Und sie wird eine Narbe hinterlassen.«
»Eine hübsche Narbe, hoffe ich«, sagte Egil. »Was ist mit meinem Auge?«
Arin antwortete nicht sofort, sondern wartete, bis er seine Tasse ausgetrunken hatte. Dann sagte sie: »Egil, Ihr habt Euer linkes Auge verloren. Es wurde vom Schwert eines Jüten zerstört.«
Egil holte tief Luft, dann reichte er ihr die leere Tasse. »Dann ist es so, wie ich befürchtet habe: Ich bin jetzt Egil Einauge.« Arin nickte zögernd.
Als unter einem bewölkten Himmel der Morgen graute, fiel Egil wieder in einen unruhigen Schlaf. Arin kehrte auf ihren Platz am Feuer zurück, und einige Zeit verstrich.
Es klopfte an die Tür.
Aiko öffnete die Augen.
Wieder das Klopfen.
Mit ihren Schwertern in der Hand erhob Aiko sich. Sie warf einen Blick auf Arin, die angestrengt in die Flammen starrte und im Augenblick für ihre Umgebung weder Augen noch Ohren hatte. Aiko schlich zur Tür und öffnete sie. Thar stand dort, begleitet von einem Serviermädchen, das ein großes Tablett mit Rührei, Speck, Tee, Röstbrot, Marmelade und Butter trug.
Thar betrachtete die goldhäutige Frau mit dem schwarzen Gewand, aus dessen Ausschnitt ihn ein roter Tiger anfunkelte, und sagte dann: »Würdet Ihr mit mir frühstücken?«
Aiko trat beiseite und bedeutete ihm mit ihrer kürzeren Klinge einzutreten.
Thar ging zum Bett und fühlte Egils Puls, während das Serviermädchen ins Zimmer huschte, das Tablett auf dem Tisch abstellte und diesen dann mit dem Geschirr deckte. Währenddessen warf die junge Frau immer wieder rasche Blicke auf die goldene Kriegerin und ihre funkelnden Schwerter. Als sie fertig war, verabschiedete sie sich mit einem eiligen Knicks und floh aus der Kammer.
Mittlerweile war auch Arin auf den Beinen. Aiko sah sie an, eine Augenbraue hochgezogen. Arin schüttelte den Kopf, Nein, und trat gegenüber von Thar auf die andere Seite des Bettes.
»Kräftig und gleichmäßig«, sagte Thar, indem er Egils Hand wieder auf das Bettlaken sinken ließ. Er legte Egil eine Hand auf die Stirn. »Das Fieber ist zurückgegangen, und er scheint sich gut zu erholen.« Thar sah Arin an. »Aber was ist mit Euch? Ihr seht erschöpft aus. Habt Ihr heute Nacht überhaupt ein Auge zugemacht, meine Liebe?«
Bei dieser vertraulichen Anrede knurrte Aiko tief und kehlig: »Bureina yabanjin« und trat vor, doch mit einem weiteren Kopfschütteln hielt Arin sie zurück.
Mitten in ihrem Frühstück erwachte Alos. Der alte Mann schmatzte mit den Lippen und sah sich verschlafen um. Als sein einäugiger Blick auf Aiko fiel, schrie er auf und kroch auf Händen und Knien zur Tür, um vor ihr zu fliehen, nur um laut zu kreischen und mit den Händen seine Blöße zu bedecken, als ihm aufging, dass er nackt war. »Meine Kleider! Jemand hat meine Kleider gestohlen!«, schniefte er. Wenig erfolgreich in seinen Bemühungen um Sittsamkeit, kroch er zur Matte zurück, wo er seine Decke nahm und sie sich um den mageren Leib wickelte, während er den Blick nicht von Aiko wandte, als befürchte er einen Angriff von ihr.
Thar lachte hämisch.
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