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Elfenzauber (Mithgar 1)

Elfenzauber (Mithgar 1)

Titel: Elfenzauber (Mithgar 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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»Die Zeit ist gekommen, um Delon singen zu hören.«
    Während die Tische und die Speisereste vom Thronpodest abgeräumt wurden und man Delon eine Laute mit silbernen Saiten brachte, beugte Baron Stolz sich zu einer ältlichen Dame herab und sagte: »Ich habe gehört, sie hat ihn in Thol entdeckt, als sie den Turm von Gudwyn dem Ansehnlichen, einem ihrer Vorfahren, besucht hat.«
    »O nein, mein Lieber«, erwiderte die verwitwete Matrone, »ich glaube, er ist bei einem Überfall in West-Gelen in Gefangenschaft geraten.«
    »Hmm«, räusperte sich Baron Stolz. »Man hat mir erzählt, dass er ein Bürgerlicher ist, der vor zwei Monaten in die Burg kam. Letztlich wird er verbrannt werden wie seine Vorgänger – und es geschieht ihm recht –, obwohl er sich länger gehalten hat als jeder andere.«
    Delon setzte seinen lavendelfarbigen Hut ab und legte ihn neben sich auf die Stufe. Dann nahm er die Laute und schlug sie an, um sich davon zu überzeugen, dass sie gestimmt war. Zufrieden wandte er sich an die Königin: »Habt Ihr einen Wunsch, Majestät?«
    Sie beugte sich vor und lächelte geziert. »›Die Liebenden‹.«
    Delon verbeugte sich. »Wie es Euch beliebt, meine Königin.«
    Er setzte sich ihr wieder zu Füßen und begann zu singen, mit sanfter Stimme, wenn die Worte sanft waren, und lieblich, wenn sie lieblich waren, stark und tönend, wo es nötig war, und manchmal auch flüsternd. Die Gäste waren verstummt, und kein Hüsteln war zu hören, kein Rascheln von Kleidern, kein Füßescharren, während sein Gesang den Saal erfüllte. Die Königin saß gebannt da und verschlang ihn mit den Augen, und ihre Hände umklammerten die Armlehnen ihres Throns, sodass die Knöchel weiß hervortraten, während sie in kurzen Stößen atmete und dazwischen lange Seufzer von sich gab.
    Arin beugte sich vor und flüsterte Egil zu: »Wenn ich nicht wüsste, was meine Augen sehen, würde ich ihn für einen Elf halten.«
    Egil flüsterte zurück: »Wenn ich nicht wüsste, was meine Augen sehen, würde ich meinen, dass sie gerade im Bett liegt und sich einem Mann hingibt.«
    Schließlich endete Delons Lied. Applaus brandete auf, und viele Rufe nach einer Zugabe wurden laut. Doch die Königin erhob sich abrupt, und ihre Augen leuchteten in fiebrigem Glanz. »Es ist spät und wir sind müde. Kommt, Delon.« Ohne ein weiteres Wort rauschte sie die Stufen des Podests herab, durch den Saal und zur Tür hinaus und zog Delon an dessen Silberkette hinter sich her.
    Als Arin und ihre Gefährten auf ihr Zimmer zurückkehrten, stellten sie fest, dass Dolph die Betten aufgedeckt und die Balkontüren geöffnet hatte, um das Zimmer durchzulüften. Die Septembernacht war warm, und im Westen versank ein Halbmond, der sein Licht über die Balustrade ins Zimmer warf. Sie entkleideten sich und machten sich bettfertig. Arin und Egil stiegen in das Himmelbett und zogen die Vorhänge zu. Aiko legte ihre Tatami-Matte auf den Boden und nahm ihren Lotussitz ein, die Schwerter nah bei der Hand und den Rücken an die Tür gelehnt. Alos sah sie an, legte sich murrend und verstimmt auf sein Sofa, zog sich eine dünne Decke unter das Kinn und schlief augenblicklich ein.
    Die Nacht senkte sich auf das Zimmer, in dem es bis auf die leisen Atemgeräusche vollkommen still war. Doch dann drangen entfernte Laute durch die geöffnete Balkontür, die Laute einer Frau in Not. Aikos Augen öffneten sich, und sie lauschte… Nein, diese Frau war nicht in Not, sondern sie ließ vielmehr das heisere Stöhnen einer Frau kurz vor dem Höhepunkt ihrer Leidenschaft hören, Lustseufzer, die immer lauter wurden und schließlich in einem lang gezogenen Aufschrei endeten. Aiko erhob sich, ging auf den Balkon und schaute in den Hof unter ihr. Im Mondlicht und in den Schatten war niemand zu sehen. Als sie sich umdrehte, um wieder hineinzugehen, sah sie eine Bewegung im Augenwinkel: Und da, über ihr, stand Delon auf dem Balkon des Schlafgemachs der Königin. Obwohl er im Schatten stand, wusste Aiko genau, dass er es war, denn ein silberner Kragen funkelte um seinen Hals, und eine Silberkette hing vom Kragen in die Schwärze des Raums hinter ihm. Er stand da, die Arme auf die Balkonbrüstung gestützt, und ließ den Kopf hängen, als sei er erschöpft. Er war nackt.
    Aiko glitt in den Schatten ihres Balkons zurück und beobachtete ihn. Plötzlich ruckte es an der Silberkette, einmal, zweimal, dreimal. Delon drehte sich müde um und ging ins Schlafzimmer der Königin zurück.
    Nach

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