Elfenzauber (Mithgar 1)
überlassen.«
»Pah!«, rief Gudrun. »Ich werde ihn Euch danach geben –das heißt, seine Asche.«
Aiko stellte den linken Fuß auf die dritte Stufe.
»Stahl!«, rief die Königin.
Doch Egil stand mit der Axt in der Hand zwischen Gudrun und ihrem Kämpen, und Stahl hob abwehrend seinen Säbel. Die Gäste hielten kollektiv den Atem an und warteten.
In diesem Augenblick flogen die Türen des großen Saals auf, und drei schlammbespritzte Männer in tropfnassen Umhängen traten ein, gefolgt vom Türwächter. Sie schlugen die Kapuzen zurück, und der linke der drei Männer erwies sich als Baron Steiger. Der rechte war ein junger Mann, von dessen Schulter ein am Wehrgehenk befestigtes Horn herabbaumelte. Er hätte Stahls Bruder sein können. Der letzte war ein bärtiger Mann Mitte vierzig, und Egil keuchte auf, als er ihn erkannte, und seine Narbe auf Stirn und Wange flammte rot auf. Doch ehe er etwas sagen konnte, zeigte Steiger auf Egil und rief: »Das ist er, mein Herzog, der schändliche Fjordländer, der Euren Bruder erschlagen hat!«
Herzog Rache zog ebenso wie der Baron sein Schwert, und er rief: »Bereite dich darauf vor, Hèl zu sehen, Fjordländer.«
»Tötet sie!«, rief Gudrun mit triumphierendem Blick. »Tötet sie alle!« Ihr Finger zuckte vor: »Diesen Mann und seine Gefährten: diese gelbe Frau, die Elfe dort drüben und den alten Mann da!«
Bevor sich jemand bewegen konnte, hatte Aiko ein Schwert gezogen und hieb es durch Gudruns linkes Handgelenk. Die abgetrennte Hand fiel klirrend auf das Podest, während das silberne Armband auf den Steinboden schlug und sich dann vom Stumpf löste. Gudrun kreischte vor Schmerz und Entsetzen, und ihre Augen weiteten sich im Schock, als das Blut in Fontänen aus dem Armstumpf spritzte, während Aiko zischte: »Seid dankbar, dass es nicht Euer Kopf war.« Die Königin verdrehte die Augen und fiel in Ohnmacht. Derweilen fuhr die goldhäutige Kriegerin herum, und im gleichen Augenblick sauste ein Shuriken durch die Luft und traf Baron Steiger in den Hals, der gurgelnd zu Boden sank.
Ein zweiter Wurfstern bohrte sich in den Nacken des Türwächters, der sich umgedreht hatte und zum Ausgang lief. Der Wächter stolperte und fiel mit durchtrennter Wirbelsäule und war tot, bevor er auf dem Boden landete.
Die Gäste wichen vor Furcht an die Wände zurück… alle bis auf Arin, die unter ihr Kleid griff und ihr Langmesser aus der zwischen Knie und Fußknöchel festgebundenen Scheide zog. Sie stellte sich in den Haupteingang, und ihre Klinge funkelte im Kerzenschein. Die Gäste, von denen die meisten nur mit einem Schmuckdolch bewaffnet waren, wollten sich lieber nicht mit ihr anlegen.
»Holt sie Euch«, rief Herzog Rache, indem er auf Aiko zeigte. »Doch der Fjordländer gehört mir, und mir ganz allein!« Mit einem grimmigen Fauchen griff er an. Stahl und der andere Mann gingen auf Aiko los, die ihr zweites Schwert zog und auf dem Podest wartete. Delon sprang nach links vom Podest, wobei Armband und Silberkette über den Steinboden klirrten.
Raches Schwert klirrte gegen die Axt des Fjordländers, und Egil wurde zurückgedrängt, so groß war die Wut des Herzogs. Doch dann prallte Raches Klinge gegen den entgegenschwingenden Axtkopf und brach am Knauf ab. Rache starrte den klingenlosen Schwertknauf in seiner Hand einen Moment sprachlos an, dann warf er ihn weg, brüllte vor Wut, sprang Egil mit weit ausgestreckten Armen an, die Hände wie Klauen gekrümmt, und wurde von einem Schlag an den Kopf gefällt. Ohne noch einen Blick auf den Herzog zu werfen, fuhr Egil herum und lief zum Podest, um Aiko zu helfen.
Stahl sprang die Stufen empor und griff die goldhäutige Kriegerin an, nur um einen Moment später durchbohrt zu werden. »Der dritte Blutstropfen«, fauchte Aiko, als sie ihr Schwert aus Stahls fallendem Körper riss, um dem nächsten Feind zu begegnen.
Dieser Mann bewegte sich sehr vorsichtig und hielt sein Rapier vor dem Körper. Doch dann legte sich von hinten eine Silberkette um seinen Hals, und er wurde von den Beinen gerissen und fiel rückwärts die Stufen herunter. Sein Kopf schlug auf Granit, und als er unterhalb der letzten Stufe zur Ruhe kam, rührte er sich nicht mehr. Während Delon die Kette löste, sah er Aiko an und sagte: »Zeit zu gehen, glaube ich.«
In dem mit weinenden Frauen und verzagten Männern gefüllten Saal warf Aiko einen Blick auf die bewusstlose Gudrun, aus deren Armstumpf immer noch Blutfontänen spritzten. Aiko wandte sich an
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