Elfenzauber (Mithgar 1)
rechts von Arin. Schließlich erreichten sie die großen Tore, deren Eisen mit Reif bedeckt war.
»He, hier drüben«, rief Ruar. »Runen! Sie scheinen nach Art der Drimmen abgefasst zu sein. Darunter befindet sich noch eine andere Schrift. Ich kann beide nicht lesen.«
Vanidar Silberblatt ging zu Ruar und lachte dann. »Das ist eindeutig die Signatur eines Drimms.«
»Was steht denn da?«, fragte Perin.
Silberblatt drehte sich lächelnd um. »Ich kann zwar die oberen Runen nicht lesen, aber diejenigen darunter entstammen dem Vadarischen, einer der Sprachen der Magier, und bedeuten: ›Ich, Velkki Tormeister, habe dies erschaffen.‹«
»Dann ist es tatsächlich eine Arbeit der Drimma«, verkündete Biren.
Silberblatt nickte lächelnd. »Das will ich meinen.«
Rissa räusperte sich. »Drimmafeste oder nicht, ich würde sagen, wir klopfen an und bitten um Einlass, um die Kälte hinter uns zu lassen.«
Als Arin den Knauf ihres Kampfstabes hob, um an das große Eisentor zu pochen, öffnete sich plötzlich ein Seitentor im zuvor soliden Fels, und eine gerüstete Gestalt trat nach draußen und winkte sie zu sich.
Es war ein Zwerg.
Irunan lachte und betrachtete den gerüsteten Zwerg, der neben seinem Sessel stand, dann beschrieb er eine Geste, die weit mehr umfasste als das von Lampenschein erleuchtete Gemach, dessen schwarze Felswände hinter bunten Wandteppichen verborgen waren. »Ja, meine Freunde, diesen Ort könnte man wohl als Zwergenfeste bezeichnen, obwohl er für uns erbaut wurde.«
Ein Magier mit einem Teewagen betrat das Gemach. Während er die Erfrischungen zu dem Tisch schob, wo der Zauberer und die Elfen saßen, wandte sich der bärtige, breitschultrige Zwerg an Irunan. »Zauberer, wenn Ihr keine Verwendung mehr für mich habt, kehre ich auf meinen Posten zurück.«
»Sehr gut, Boluk«, erwiderte der Magier. »Und seid bitte so gut und schickt Nachricht zu den Ställen, damit sich jemand um die Pferde und Ponys dieser Elfen kümmert und sie tränkt, füttert und striegelt. Die Reise war lang und hart für die Tiere, und sie haben eine längere Rast und ausgiebige Pflege verdient.«
Boluk verbeugte sich, machte dann auf dem Absatz kehrt und ging.
»Huah«, seufzte Ruar, dessen Blick Boluk folgte, als der Drimra das Gemach verließ. »Die Reise war auch für uns lang und hart.«
Irunan lächelte und seine grauen Augen funkelten. »Ja. Das wissen wir. So viel Schnee. Wir erwarten Euch nun schon seit einigen Tagen.«
»Die Graugänse?«, fragte Biren.
»Dann habt Ihr sie gesehen?«, erwiderte Irunan ein wenig überrascht.
»Ja«, erwiderte Perin. »In den letzten drei Tagen.«
»Hmm«, sann der Magier und lächelte dann. »Sehr aufmerksam.« Er wandte sich an den Mann mit dem Teewagen. »Wir müssen Maßnahmen ergreifen, Gelon, um in Zukunft mehr Vorsicht walten zu lassen.«
Der andere Magier nickte und richtete Porzellangedecke her, dazu zwei Kännchen mit geschlagener Sahne und einige Teller mit Teegebäck. Irunan neigte den Kopf, sodass ihm die hellblonden Haare bis auf die Schultern fielen. »Nur sehr selten kommen Besucher durch den harten Winter im Gebirge zu unserer Feste.«
Rissa nahm sich von dem angebotenen Gebäck. »Ich kann wahrlich verstehen, warum. Sind außer uns noch andere diesen Winter gekommen?«
»O nein«, sagte Gelon, der die Tassen verteilte. »Die Leute müssen schon in sehr großer Not sein, um sich dieser brutalen Kälte auszusetzen. Unser letzter Winterbesucher ist vor zwei Jahren gekommen. Eine Frau aus dem Osten. Eine Kriegerin, die jetzt in unserer Wache Dienst tut. Aus Ryodo, glaube ich. Sie sagte, ihre Tigerin habe sie hergebracht.«
Perins Augen weiteten sich. »Ihre Tigerin? Sie ist auf einem Tiger geritten?«
»Lieber Bruder, vielleicht ist sie ihm nur gefolgt«, sagte Biren.
»Vielleicht hast du Recht«, sagte Perin vorsichtig, »obwohl es auch keine Kleinigkeit ist, einem Tiger zu folgen.«
Sowohl Perin als auch Biren wandte sich an Irunan. »Geritten oder gefolgt?«, fragten beide gleichzeitig.
Irunan lachte. »Weder noch. Sie kam zu Pferd. Und von einem Tiger war weit und breit nichts zu sehen.«
»Hmm, ein Rätsel«, sagte Perin.
»In der Tat«, stimmte Biren zu.
Dann servierte Gelon Tee, und Irunan fragte derweil höflich: »Und was führt Euch in diesem harschen Wetter zur Magierfeste von Schwarzstein? Nicht die Einflüsterungen eines anderen Tigers, oder?« Er lächelte.
Arin nahm eine volle Tasse von Gelon entgegen, dann sagte sie:
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