Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt
ich das anders.«
Nadja war nicht sicher, ob sie eine Elfe als Freundin haben wollte. Es trennten sie Welten, und Nadja hatte bislang nicht entschieden, inwieweit sie die Nähe zulassen sollte. Rian war manchmal alt und weise, oft aber unglaublich jung und neugierig. Die Elfe hatte einen ausgeprägten Hang zu Talmi, schätzte alles, was bunt, glitzernd und blinkend war, und ließ sich von Straßenhändlern völlig überteuert jeden Unsinn andrehen. Sie konnte an keiner Confiserie vorbeigehen, ohne etwas zu kaufen, und trieb ihre Scherze mit jungen Männern.
Irgendwann wurde es Nadja zu viel. »Du machst sie heiß, aber haben willst du keinen.«
»Nein, der Richtige ist noch nicht gekommen. Aber es macht doch Spaß, umworben zu werden.«
Das war leichtsinnig, fand Nadja. Wenn Rian eines Tages an den Verkehrten geriet, konnte das böse Folgen haben.
Alles in allem entwickelte sich das Leben sehr anstrengend. Weder Robert noch Nadja waren daran gewöhnt, auf einmal so viel Trubel um sich herum zu haben. Aber sie brachten es nicht übers Herz, die Elfen vor die Tür zu setzen, und mittlerweile schätzten sie ihre Gesellschaft. Robert half ihnen bei der Suche nach Hinweisen für den Quell der Unsterblichkeit, ab und zu gab ihnen sogar Nadja einen Ratschlag.
Langsam schritt der Oktober voran. Nadja wusste, dass sie und Robert bald eine Entscheidung treffen mussten.
Sie wies ihren Freund darauf hin, als sie ihm von dem neuen Auftrag in York berichtete, das Guy-Fawkes-Festival zu dokumentieren.
»Guy Fawkes?«
Roberts Tonfall ließ Nadja aufhorchen. »Ist das ein Problem für dich?«
»Natürlich nicht«, sagte er im Tonfall von
Man lehnt keinen Auftrag ab
, aber sie konnte das Zögern in seiner Stimme deutlich hören.
Zwischenspiel
»Versager!« Die Stimme des Getreuen war nur noch ein zorniges Flüstern. Alles um ihn erstarrte im Frost.
Der Kau wand sich vor Schmerz und winselte: »Ich weiß nicht, wo die Lieder sind! Ich habe alles versucht, sie zu finden, aber die Sterbliche hat es nicht gewusst! Ich habe überall gesucht, doch sie sind fort!«
»Weißt du, welchen Verlust wir dadurch erleiden?«, zischte der Getreue. »So viel Aufwand und alles umsonst! Das wirft uns um Jahre zurück, und unsere Zeit läuft ab! Wie konnte ich mich nur darauf einlassen, dich als Helfer anzunehmen!« Er wandte sich dem Spriggans zu, der auf die Größe einer Handfläche zusammenschrumpfte. »Und du! Wie lange dauert dies alles? Die Königin darbt! Sie verlangt nach Seelen!«
»Starke, kräftige Seelen brauchen ihre Zeit, Gebieter«, antwortete Cor zitternd. »Ich will sie nicht beschädigen.«
»Aber mit der dürren Frau hattet ihr euren Spaß, oder?« Der Getreue richtete sich auf.
Dann entließ er die beiden Gehilfen aus seiner eisigen Aura. Sie schlotterten vor Kälte und Angst und wimmerten leise.
»Ich werde die Königin um weitere Unterstützung bitten«, überlegte er laut. »Und ich werde ein Zeichen installieren, damit unsere Verbündeten, die bereits hier sind, Kontakt zu mir aufnehmen und entsprechende Anweisungen erhalten. Wir müssen schneller vorankommen.«
»Wir sind aufrechte Diener und können gute Dienste leisten!«, begehrte Cor auf. Seine wilden Augen irrlichterten. »Ihr verlangt zu viel auf einmal von uns, Herr. Ich erfülle meinen Auftrag, und auch der Kau hat getan, was Ihr befohlen habt!«
Der Getreue fuhr zu ihm herum. »Willst du mich zurechtweisen?«, herrschte er den Spriggans an, und sein eisiger Atem umhüllte das kleine Wesen.
»Nein«, jaulte er auf. »Niemals! Ihr seid unfehlbar!«
»Aber kein anderer kann diese Aufgaben so erfüllen wie wir«, sprang der Kau tapfer für Cor ein. »Ihr braucht uns!«
»Schweigt!«, herrschte der Getreue sie an. Er verschränkte die Arme auf dem Rücken und ging düster auf und ab. »Es hilft nichts, die Lieder sind verloren. Die Menschheit hat dadurch eine Schonfrist erhalten, aber das wird uns nicht aufhalten. Entwickeln wir eine andere Strategie. Die Seelen können uns jedenfalls nicht mehr entkommen, also werden wir uns auf den Quell der Unsterblichkeit konzentrieren. Wir müssen an anderer Stelle angreifen …«
»Nein!« Robert wehrte sich vehement. »Nie im Leben! Ihr bringt mich in keinen Club, auch wenn er von einem zweitausend Jahre alten Elfen geleitet wird und
Sindarin
heißt!«
»Nun sei doch kein Spielverderber!«, lachte Rian. »Grog geht auch mit, und der ist noch älter … viel älter!«
»Und die Drinks sind kostenlos«,
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