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Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt

Titel: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schartz
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wecken und ihn ziemlich schlecht gelaunt reagieren lassen.
    Entspannt und im Schlaf sah der Elf ganz anders aus: jung, ohne Bitterkeit und Arroganz. Fast ein wenig schutzbedürftig. Ein verlorener Prinz. Nur ein wenig zu bleich und dünn für ihren Geschmack, fand Nadja.
    Ein kurzer Blick ins Gästezimmer; dort schlummerte Rian im französischen Bett, an sie gekuschelt lagen Pirx und Grog. Bei Robert brauchte Nadja nicht nachzusehen, sie hörte ihn durch die Tür schnarchen.
    Nadja lächelte in sich hinein; sie war gerührt und besorgt zugleich. Wie sollte das alles weitergehen?
    Die Journalistin hinterließ eine Notiz auf dem Sideboard neben dem Telefon in der Hoffnung, Robert würde den Zettel bemerken, dann verließ sie die Wohnung.
    Das Café machte gerade auf. Der müde aussehende Sam, der an diesem Morgen die Frühschicht hatte, machte die Tische sauber, schloss die Ketten um die Tischbeine auf und rückte die Stühle ordentlich zurecht. Der September hatte sich mit rauschendem Klang verabschiedet. Seit dem Nachmittag bis in die Früh hatte es geregnet, doch jetzt drang die Sonne durch die schnell abziehenden Wolken und brachte den Asphalt zum Dampfen mit wärmenden Strahlen. Der Verkehr blieb noch ruhig, und alles wirkte friedlich, als habe ganz Paris eine Gangart zurückgeschaltet.
    Sam sah Nadja verdutzt an, weil sie so früh bei ihm aufkreuzte; das war noch nie vorgekommen. Die Journalistin bestellte sich ein großes Frühstück und vertiefte sich in den Ausdruck ihrer Notizen und ersten Texte.
Erstaunlich
, dachte sie.
    Sie schickte Charles eine SMS, und er antwortete sofort:
Viens
.
    Nadja schaute auf die Uhr und rief in der Redaktion in München an. Der verantwortliche Redakteur war ein Frühaufsteher. Genauer gesagt, ein Frühflüchter – und zwar vor seiner Familie, Frau und drei Kindern, die morgens blendende Laune hatten und vor Energie übersprudelten. Das konnte er nicht ertragen, nicht vor dem ersten Kaffee und der Morgenzigarette.
    »Nadja!«, meldete er sich überrascht. »Ist etwas passiert?«
    »Nein, alles in Ordnung, Jürgen. Ich wollte mit dir über diesen Boy X reden, über den Sänger und meine Reportage. Hast du Zeit?«
    »Ja, leg los.«
    Nadja hatte sich sorgfältig überlegt, was sie sagen konnte, um die Elfen nicht zu verraten, nicht für verrückt erklärt zu werden und den Redakteur für ihre Idee zu ködern. Sie las ihm einige Textpassagen vor.
    Fünf Minuten später, nachdem er schweigend zugehört hatte, sagte er nur ein Wort. »Mach!« Das war so ziemlich das höchste Lob, das man von ihm bekommen konnte.
    »Okay«, sagte sie.
    »Brauchst du einen Vorschuss?«
    »Wäre nicht schlecht.«
    »Ich brauche deinen Text in spätestens drei Wochen, danach habe ich einen anderen Auftrag für euch.«
    »Das weißt du schon?«, fragte Nadja erstaunt.
    »Ihr fliegt nach York. Die machen dort Anfang November ein Guy-Fawkes-Festival. Wir werden darüber als Event berichten. Ich habe Presseeinladungen, und die Übernachtung wird auch bezahlt.«
    »York, wie England?«
    »Sicher, oder dachtest du New York?«
    »Wäre mal eine Abwechslung. Der Broadway …«
    »Mhmm. Jetzt mach erst mal deine Reportage, und dann ab nach York. Ich gebe eine Zahlungsanweisung an die Buchhaltung.«
    Nadja atmete durch. Nun konnte sie in Ruhe arbeiten. Sie war auf dem richtigen Weg, das würde die beste Reportage ihres Lebens werden. Und das verdankte sie nur Robert.
Ich werde ihn in meinem Testament bedenken
, dachte sie.
    Sie fuhr zum Hotel; wie beim letzten Mal wurde sie bereits erwartet. Der Concierge erkannte sie sogar und begrüßte sie höflich mit Namen. Diesmal wurde sie nicht von einem Security-Mann, sondern von einem Pagen in die oberen Stockwerke begleitet.
    Charles öffnete die Tür, und dahinter wartete schon die Familie. Der Vater Martin, ein großer Grandseigneur mit ruhiger, sanfter Stimme, die Mutter Astilbe, eine schöne, zierliche Frau mit traurigem Lächeln, dazu die Tochter Rose, ein zwölfjähriges Mädchen mit viel zu klugen Augen und altersgemäßer Zahnspange. Zwei weitere Angehörige des Villefleur-Haushalts waren anwesend, die »guten Seelen«, wie sie bezeichnet wurden.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie mich empfangen«, sagte Nadja, nachdem sich alle in der Sofagruppe niedergelassen hatten. »Ich könnte sehr gut verstehen, wenn …«
    »Sie haben etwas gesehen, was auch unser Sohn gesehen hat«, unterbrach Martin de Villefleur. »Und Sie haben großen Anstand besessen, sich um Sébastien

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