Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
Prellungen, ebenso wie Ihr, aber wie ich gehört habe, geht es ihr gut, ja.«
»Und Merlin?«
Jean runzelte die Stirn. »Wer ist Merlin?«
»Der Mann auf der Trage, er …«
»Oh, der! Gehört er tatsächlich zu Euch? Der Herzog vermutete es.«
»Also ist Merlin beim Herzog?« David atmete tief durch, und der Schwindelanfall verging langsam.
»Ja. Man fand ihn auf dem Schlachtfeld, auf seiner Trage liegend. Hattet Ihr diese Trage an einem Reittier befestigt?«
David nickte nur.
»Nun, das Tier war fort, aber die Trage lag auf dem Boden, völlig unversehrt, wie von einem mächtigen Schutzzauber umgeben. Obwohl ringsherum die Schlacht getobt hatte, war die Erde um den Menhir völlig unberührt.« Jean sah David blinzelnd an. »Wer ist dieser Mann?«
David stieß sich von der Liege ab. »Das werde ich dem Herzog persönlich sagen«, eröffnete er. »Aber zuerst will ich zu meiner Schwester. Bringt mich zu ihr.« Und als Jean zögerte, fügte er kühl hinzu: »Sofort!«
Rian hätte nicht sagen können, wie lange sie nach dem Ende der Schlacht mit dem toten Jungen im Schoß dasaß. Irgendwann tauchte eine Handvoll Feldärzte auf, um zu untersuchen, in welchem von den zerschlagenen Leibern noch Leben steckte. In ihrem Gefolge kamen die Totengräber. Leichen wurden zu großen Haufen zusammengetragen und die Verletzten, bei denen die Ärzte noch Hoffnung hatten, zum Rand des Feldes gebracht.
Schließlich stand jemand vor Rian. Große, erstaunte Augen blickten aus einem überanstrengten, blassen Gesicht auf sie nieder. »Eine Frau?«, ächzte der Heiler. »Wie seid Ihr hergekommen?«
Ratlos schüttelte Rian den Kopf. »Ich weiß es nicht mehr. Ich war beim Tross des Herzogs, und das Nächste, an das ich mich erinnere, ist, dass ich hier unten saß.«
Mit einem Satz war der Medikus neben ihr, beugte sich über den Jungen in ihrem Schoß und stellte seinen Tod fest. Achtlos zerrte er ihn zur Seite, um sich um sie zu kümmern. Rian versuchte, nichts dabei zu empfinden. Sie konzentrierte sich auf den Medikus, der ihren Körper rasch nach Wunden und Brüchen absuchte.
»Der Krieg ist furchtbar«, murmelte er dabei. »Da kann es schon mal sein, dass man vergisst, was geschehen ist. Sorgt Euch nicht, Eure Erinnerungen werden zurückkehren.« Er richtete sich zufrieden auf. »Euch fehlt nichts weiter.« Mit einem weit ausholenden Winken rief er einige Helfer herbei und deutete auf Rian. »Diese Dame gehört zum Herzog. Sorgt dafür, dass sie in die Stadt gebracht und dass angemessen für sie gesorgt wird!« Er streckte die Hand aus, um Rian auf die Füße zu helfen. Dann verbeugte er sich ehrerbietig vor ihr.
Rian ließ sich aus der Senke helfen, froh darüber, dass diese Menschen ihr die adlige Abstammung ansahen und man ihr ihre Lüge glaubte, sie gehöre zum Tross des Herzogs. Bevor sie den Männern nach Dol folgte, bat sie sie, Merlin zu suchen, und tatsächlich fanden sie den Magier auch. Er lag friedlich schlafend auf seiner Trage – völlig unberührt von den Kämpfen und dem Leid ringsherum. Rian ordnete an, ihn mitzunehmen.
Einige Stunden später saß sie in einem der eroberten Bürgerhäuser der Stadt. Gesellschaft leisteten ihr einzig der schlafende Magier und zwei junge Dienstmädchen, die um sie herumschwirrten und in einem fort auf sie einredeten, um in Erfahrung zu bringen, was sie benötigte. Rian konnte den jungen Dingern die Verwirrung förmlich ansehen. Sie hatten sie nie zuvor gesehen und wunderten sich, wie sie ins Gefolge des Herzogs gekommen sein mochte. Beide waren jedoch zu ängstlich, um diesbezüglich Fragen zu stellen.
»Wann kann ich den Herzog sehen?«, erkundigte Rian sich vom Fenster ihres Gemachs aus, wo sie auf die noch immer brennende Stadt hinuntersah. Sie hoffte, dass David die Schlacht einigermaßen unversehrt überstanden hatte und sich ebenfalls entschloss, den Weg zu Wilhelm anzutreten. Dann würde sie ihn wiederfinden.
Eines der Mädchen knickste eilig. »Ich habe jemanden geschickt, um danach zu fragen, Herrin, aber er ist noch nicht zurück. Ich habe gehört, dass der Herzog sich jede Einzelheit über Euer Auftauchen auf dem Schlachtfeld hat erzählen lassen. Und über seins.« Das Mädchen blickte scheu in Richtung des schlafenden Merlin, der ihr sichtbar unheimlich war. »Glaubt mir, es wird nicht mehr lange dauern, bis er Euch rufen lässt.«
Etwas später klopfte es unten an der Tür. Eines der Mädchen eilte nach unten, um zu öffnen, und als es die Treppe wieder
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