Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
Strenge nachlasse, doch auch ich habe mich dem Verfall zu beugen. Ich bin kein Narr. Ich weiß, wie stark Bandorchu geworden ist. Und nur euch vieren habe ich zu verdanken, dass ich in Newgrange keine Niederlage erleiden musste.«
Er drehte sich um und nickte Eledula zu. »Ihr seid anstelle von Ainfar hier, dem Fünften in diesem Bunde.«
Pirx sah Grog an und dann wieder zu Fanmór. »Meint Ihr … mich etwa auch?«, piepste er fassungslos.
Kurz huschte fast so etwas wie Milde über die harte, strenge Miene des Riesen. »Hat mit dir denn nicht alles angefangen, vorlauter Igel?«
Oh ja, Pirx erinnerte sich nur zu gut. Als er damals offen die Wahrheit ausgesprochen hatte – dass die Zeit über die Anderswelt hereingebrochen war –, war er zum ersten Mal in den Mittelpunkt gerückt. Er setzte die Mütze auf, hopste neben Grog auf den Sitz und grinste stolz; selbst seine schwarze Knopfnase war hochgereckt.
»Ich habe schwer daran zu tragen, wie die Dinge sich entwickeln«, setzte der Riese fort. »Vor allem mit den jüngsten Ereignissen. Das Schattenland ist gefallen, und die Grenzen zur Menschenwelt öffnen sich.« Er hob leicht die Hände, mit den Flächen nach oben. »Ich brauche Hilfe – von euch allen.«
Die Blaue Dame legte feierlich die Hand an ihre Brust, wie zum Schwur. »Und Ihr werdet sie erhalten, edler Herr; noch über den Tod hinaus, wenn es sein muss. Wir werden nicht zulassen, dass die Dunkle Königin die Welten in ein finsteres Zeitalter führt, erst recht nicht mit diesem furchtbaren Verbündeten an ihrer Seite.« Damit nahm sie wieder Platz.
Pirx öffnete den Mund – und schloss ihn sofort. Er fühlte sich sehr klug dabei. Grog betrachtete ihn stolz, stieß ihn leicht an, und er kräuselte verlegen die Nase.
»Wenden wir uns den Dingen zu, die uns beschäftigen.« Fanmór ließ sich auf seinem Sitz nieder. »Meine Kinder halten sich in der Vergangenheit auf und sind deswegen unerreichbar für euch.«
»Vergangenheit!«, entfuhr es Pirx. »Aber ist das nicht gefährlich? Ich meine, wegen der Veränderungen und so?«
»Da sich nichts verändert hat, ist alles gut gegangen – zumindest bisher«, erwiderte der Riese. »Ich habe ihnen einen Elfen zur Unterstützung hinterhergeschickt, der … nun, der sich für die Menschen entschieden hat und dort bleiben wird.«
Die Geweihspitzen des Corviden verloren für einen Moment ihr Schimmern. »W…was?«, stieß er stotternd hervor. »Ihr … Ihr habt ihn einfach gehen lassen?«
»Ich werde wohl wirklich schwach«, brummte Fanmór. »Ja, ich ließ ihn gehen und nicht nur das, ich gab ihm auch noch Ratschläge. Es war ein Handel, Regiatus! Ich erfüllte ihm seinen Wunsch, damit er im Gegenzug meine Kinder beschützt. Ist das eines Herrschers nicht angemessen?«
»Durchaus, Gebieter, und noch mehr eines Vaters.« Regiatus’ Zunge fuhr hektisch über seine Lippen. »Diese Regungen stehen Euch gut, Ihr solltet sie öfter zeigen.«
»Danke für das Lob«, sagte Fanmór, ohne die Stimme zu erheben. Seine Worte waren voller Ironie.
Pirx beugte sich zu Grog und flüsterte ihm ins Ohr: »Das ist bestimmt alles Nadjas Schuld.«
»Sehr wahrscheinlich«, sagte Fanmór, dessen Gehör trotz seines Alters immer noch ausgezeichnet war.
»Ups.« Der Igel hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.
»Seit mein Sohn dieses … diese Halbelfe in mein Reich brachte, ist alles durcheinander«, stellte der Riese fest.
»Darin ist sie ganz groß, edler Herr«, sagte Grog tröstend. »Sie ist …«
»… so lebendig. Ja. Ich spüre immer noch den Hauch ihrer Anwesenheit.« Fanmór seufzte. »Ich befürchte, unser aller Schicksal hängt von ihr ab – und ihrem Kind. Ich muss umdenken, wenn ich den Untergang meines Reiches verhindern will.«
»Außerdem ist Nadja die Gefährtin Eures Sohnes«, wies Regiatus auf eine allgemein bekannte Tatsache hin, die Fanmór nicht gern hörte, trotz seiner milden Stimmung.
Fanmórs buschige Brauen zogen sich finster zusammen, doch nach wie vor hielt er sich im Zaum.
Pirx hob zaghaft den Finger, und der König nickte ihm auffordernd zu. »Wisst Ihr, wo Nadja ist?«, fragte der Pixie.
»Ich habe überallhin Boten ausgeschickt, bisher allerdings ohne Erfolg. Ich bin sicher, die Grenzgängerin ist in einem anderen Reich.«
»Nicht bei den Menschen?«, hakte Pirx verwundert nach.
»Dort ist ihr Vater auf der Suche«, wusste Regiatus. »Schon seit Wochen. Zuletzt wollte er nach München, was er bisher für zu gefährlich
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