Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
antwortete Fanmór. »Dem Bruder meines Ersten Beraters Regiatus, der einst freiwillig ins Exil ging …«
»… um mich auszuspionieren und Verrat zu begehen!« Bandorchus Gesicht verdunkelte sich vor Zorn. »Oh ja, ich erinnere mich nur zu gut! Zweimal ist er mir entkommen!«
»Doch kein drittes Mal«, fuhr der König fort. »Er wurde hinterrücks gemeuchelt, und anschließend schlich sich sein Mörder bei mir am Hof ein, um mich ebenfalls umzubringen. Es schlug jedoch fehl.«
»Das ist bedauerlich, Fanmór« sagte die Dunkle Königin fauchend, »aber wenigstens der Verräter hat es nicht besser verdient! Wahrscheinlich starb er viel zu leicht!«
Nun konnte sich Regiatus nicht mehr zurückhalten. »Ainfar starb schweren Herzens, edle Dame, denn er war Euch völlig verfallen und hoffte, eines Tages zu Euch zurückzukehren! Das hat er mir voller Kummer anvertraut. Seit er Gwynbaen berührte, mit ihr sprach, war er wie besessen davon, sie ins Licht zurückzuführen und zu retten!«
Darauf folgte tiefes Schweigen. Schließlich sagte Bandorchu: »Mein Getreuer, hast du nichts dazu zu sagen?«
»Nein«, antwortete der.
Pirx schluckte trocken. »Huiii«, machte er. »Der wird ja immer unheimlicher.«
Bandorchu neigte kurz den Kopf, um nachzudenken. Danach sah sie wieder zu Fanmór hoch. »Du lenkst ab, alter Mann, weil du schwach geworden bist. Mir geht es nun um andere Dinge. Ich biete dir ein letztes Bündnis an.«
Das brachte selbst den Riesen für einen kurzen Moment aus der Fassung. »Ein Bündnis?«, wiederholte er.
»Gewiss. Uns beiden ist an dem Mischblut und seinem Kind gelegen. Wenn wir uns zusammentun, können wir das Schloss gemeinsam stürmen. Odin behauptet, es wäre uneinnehmbar, doch ich weiß: Mit unseren vereinten Kräften wird es fallen.«
»Und was weiter?«
»Ich schlage dir einen Kompromiss vor«, sagte Bandorchu. »Ich erhalte das Kind und du die Mutter.«
Ein Laut erscholl über ihnen, wie ein klagender Schrei. Er ließ sie innehalten und irritiert hochblicken, doch es war nichts zu erkennen. Sollte das wirklich nur der Wind gewesen sein, der soeben die Richtung änderte?
»Abgelehnt«, sagte Fanmór. »Was du da vorschlägst, ist selbst für Elfen unwürdig.«
»Nun, es ist ein großzügiges Angebot«, widersprach die Königin. »Aber schön. Ich werde der Mutter gelegentliches Besuchsrecht einräumen. Immerhin würde dadurch der weitere Krieg verhindert. Ich ziehe mich friedlich nach Tara zurück und suche nach dem Quell der Unsterblichkeit, während ich das Kind liebevoll aufziehe.«
Pirx presste die Fäustchen gegeneinander. Hoffentlich ging der Riese nicht darauf ein!
»Schöne Worte«, sagte Fanmór. »Doch verlogen, durch und durch.«
Bandorchus Augen brannten wie grünes Feuer. »Du wagst es, mich der Lüge zu bezichtigen?«
»Wie jeden Elfen.« Der Vorwurf ließ ihn ungerührt. »Du willst meine Kräfte nutzen, um beide zu bekommen, Mutter und Kind, und wirst mich anschließend damit erpressen! Und das wird noch lange nicht alles sein, nicht wahr?«
Blitze schlugen aus dem königlichen Diadem, doch Bandorchu wahrte Haltung. »Dann lass uns einen Handel schließen, in dem alles klar festgehalten ist. Jeder muss sich an die Regeln halten, wie du weißt, demnach auch ich.«
»Nein«, wiederholte Fanmór. »Kein Handel, kein Kompromiss. Ich hole Nadja und Talamh zu mir. Der Junge wird im Schutz des Baums aufwachsen, weit von dir entfernt. Und seine Mutter wird bei ihm sein, ebenso wie sein Vater.«
Auf einmal entspannte sich die Dunkle Königin. Sie hob eine Braue, und ein süffisantes Grinsen glitt über ihre perfekten Züge.
»Du hast dich sehr verändert«, stellte sie fest. »Vor tausend Jahren wärst du mit Freuden darauf eingegangen. Mir scheint, du warst zu lange dem Einfluss der Menschenfrau ausgesetzt. Sie hat dich vergiftet, und das wird dir den Tod bringen, sentimentaler, schwächlicher alter Narr. Ich habe nur noch Verachtung für dich übrig, und ich werde dich persönlich töten. Es soll mir Befriedigung genug sein und für dich eine Erlösung aus der Schande, in die du dich begeben hast.«
Sie gab ihrem Gefolge einen Wink und wandte sich zum Gehen. »Was nun geschieht, liegt allein in deiner Verantwortung, Fanmór. Ich hoffe, deine Schultern sind breit und stark genug, sie zu tragen. Sag nicht, ich hätte nicht alles versucht.«
Damit rauschte sie davon.
Pirx zitterte vor Anspannung. »Die macht es sich ganz schön einfach, was?«, wisperte er Grog
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