Elfenzeit 12: Ragnarök - Schartz, S: Elfenzeit 12: Ragnarök
habt.«
»Sehr wohl, Herr«, antworteten sie im Chor, salutierten und machten sich auf den Weg.
»Du erstaunst mich«, erklang die Stimme von Julia Oreso.
Mumpel und Gump riskierten einen Blick am Schild vorbei.
Nadjas Eltern saßen ruhig da und blickten furchtlos zu dem Mann ohne Schatten auf.
»Der Handel gilt«, sagte der Getreue. »Ihr seid hier in Sicherheit. In eurem eigenen Interesse solltet ihr euch nicht wegbewegen.«
»Wir werden uns befreien«, verkündete Fabio Oreso.
»Nur zu, Fiomha.« Der Getreue beugte sich vor, um die Fesseln zu prüfen. »Umso schneller bist du tot und deine Seele mein Eigentum. Du ahnst nicht, was ich damit anstellen werde!«
»Ich möchte nur zu meiner Tochter«, sagte Julia leise.
»Das möchten wir alle, Sterbliche. Wartet geduldig ab, dann seid ihr demnächst vereint. Nadja wird mich sicher freiwillig begleiten, wenn ich ihr erzähle, dass ich sie zu euch bringe. Also seid vernünftig, und ihr seid bald eine glückliche Familie.«
»Bastard.« Fabio stöhnte.
Ein lauter Schall erklang, als eine große Göttergestalt oben auf der Regenbogenbrücke erschien und in ein Horn blies.
Ohne sich weiter um die Gefangenen zu kümmern, verschwand der Getreue. Viele andere Hörner nahmen den Ruf auf, und danach stürmten die Krieger und Soldaten mit lautem Gebrüll nach vorn. Die Schlacht begann.
Direkt unter der Brücke verharrten die Blaue Dame und der Corvide.
»Es tut mir leid um Eure Bitterkeit«, sagte sie. »Doch Ihr habt vorhin alles in Gefahr gebracht.«
»Ich weiß«, sagte Regiatus. »Ich glaube, es wird sowieso bald keine Rolle mehr spielen.«
»Es überrascht mich, weil Ihr sonst so besonnen seid.«
»Ihr könnt Euch auf mich verlassen, wenn Ihr das meint. Ich bin völlig beherrscht.«
Die Blaue Dame setzte eine Flöte an die Lippen und fing an zu spielen. Es waren nur leise Klänge, die sich in die Luft emporschwangen, bis zur Regenbogenbrücke hochflogen und dort plötzlich verstummten. Kurz darauf kam die Antwort herunter, ein zartes Zwitschern. Die Dame lächelte.
»Rhiannon hat meine Nachricht empfangen. Sie und David wissen, dass wir sie jetzt holen werden.«
»Aber wie wollt Ihr das anstellen, werte Dame?«
»Nun, ich dachte, Ihr haltet ein wenig Wache … und lasst mich auf Euer prächtiges Geweih. Sobald ich dort stehe, breitet Ihr die Arme aus für das, was aus der Luft kommen mag.«
»Auf mein Geweih?«, rief der Corvide entsetzt.
»Ich bin ein Leichtgewicht.« Die Blaue Dame lachte.
»Meinetwegen«, brummte er. »Für die Königlichen Hoheiten soll mir kein Opfer zu hoch sein.« Er ging mit dem rechten Bein leicht ins Knie und streckte die Arme aus. Die Blaue Dame ergriff sie, stieg auf sein Knie, woraufhin er die Hände an ihre Taille legte und sie hochhob, bis sie mit den Füßen seine Schultern erreichte.
»Ihr … Ihr duftet aber herrlich«, stotterte Regiatus, durch ihre unmittelbare Nähe ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht. Sein Kopf verschwand zuerst halb in, dann unter ihrem Kleid, als sie sich aufrichtete, und er seufzte. Hektisch fuhr seine lange Zunge über die Nüstern.
»Ihr habt lange gebraucht, um das zu bemerken.« Die Dame kicherte. »Was Ihr da tut, ist übrigens ziemlich ungezogen.«
»Das liegt daran, wie meine Augen am Kopf sitzen, ich kann nichts dafür«, beteuerte er und ächzte, als sie sich in sein Geweih stellte.
»Jetzt nicht mit dem Kopf wackeln!«, bat sie.
Er schnalzte mit der Zunge, die Nüstern weit gebläht. »Ich halte still, Teuerste, und glücklicherweise sieht überhaupt niemand her.«
»Streckt die Arme aus, bitte, es geschieht gleich«, sagte die Blaue Dame und hob selbst die Arme über den Kopf.
Dann wurde sie zu Wasser. Zu einem Wasserfall, der bergauf strömte, an den wie eine Leiter gehaltenen auf und ab schwingenden Tönen entlang nach oben floss, bis zur Brücke. Blau schillernd ergoss sich der Wasserfall in den Regenbogen und verschmolz mit ihm.
Regiatus hörte zwei kurze, entzückte Laute. Er stemmte die Beine noch fester in den Boden, spannte die Muskeln an und hielt die Arme gestreckt. Gleich darauf spürte er ein weiteres Gewicht, das den Wasserfall herabsauste und in seine Arme plumpste.
»Prinzessin«, sagte er erfreut und neigte sich leicht, dass sie sich bequem hinstellen konnte. Gleich darauf rutschte der Prinz herunter und sprang auf die Beine. Regiatus verharrte still, bis das Wasser von oben wieder zurückströmte und der Blauen Dame ihre Gestalt zurückgab. Danach
Weitere Kostenlose Bücher